Nur zusammen entsteht Erfolg
07.11.2025 Einwohnerrat, Wahlen, Parteien, Politik, WohlenHält der Trend nach rechts an?
Einwohnerratswahlen: In drei Wochen wählt Wohlen sein Dorfparlament – die Ziele der Parteien
Die politischen Kräfte sind für die Einwohnerratswahlen gerüstet. Fast alle Ziele werden ...
Hält der Trend nach rechts an?
Einwohnerratswahlen: In drei Wochen wählt Wohlen sein Dorfparlament – die Ziele der Parteien
Die politischen Kräfte sind für die Einwohnerratswahlen gerüstet. Fast alle Ziele werden optimistisch verpackt. Dies gilt auch für die dringenden Aufgaben, die Wohlen zu lösen hat.
Daniel Marti
Die Parteien tun sich in der Regel schwer damit, Menschen zu überzeugen, in der lokalen Politik und im Dorfparlament mitzuwirken. Diese Überzeugungsarbeit ist den sechs Parteien und der Gruppierung aus Anglikon einigermassen gelungen. 107 Kandidierende auf den sieben Listen bewerben sich für einen Sitz im 40-köpfigen Einwohnerrat. Das sind 32 Personen weniger als vor vier Jahren.
Aber alle Parteien geben sich mit der personellen Stärke ihrer Liste recht zufrieden. Die SVP ist doppelte Spitzenreiterin: Die Volkspartei hat 21 Personen auf ihrer Liste und 10 Sitze zu verteidigen. Gefolgt von der Mitte mit 8 Sitzen und 18 Kandidierenden. Die SP bringt es auf 19 Personen und 6 Sitze. Die SP und die Grünliberalen (6 Sitze) sowie die Grünen (3) signalisieren, dass sie zufrieden sein werden, wenn sie ihre Stärke behaupten können. SVP, Mitte, FDP (4 Sitze) und Dorfteil Anglikon (2 Sitze) streben Zugewinne an. Das klingt sehr optimistisch.
Einer Partei ist allerdings der Schnauf ausgegangen. Die EVP tritt nicht mehr zur Wahl vom 30. November. Glaubt man dem Trend, wird sich die SVP diesen Sitz wohl schnappen. Bei den Gemeinderatswahlen gingen die bürgerlichen Kräfte als Sieger hervor. Diese Entwicklung wird wohl bei den Parlamentswahlen anhalten. Für Spannung ist also gesorgt. Die sechs Parteien und die eine Gruppierung formulieren ihre Ziele jedenfalls recht offensiv. Und es scheint so, dass sich alle politischen Kräfte der grossen Herausforderungen von Wohlen bewusst sind. Finanzen, Verkehr, Schulraum, Sicherheit und qualitatives Wachstum werden vielfach genannt. Ob die Lösungsansätze auch greifen, wird dann die nächste Legislaturperiode zeigen müssen.
Wie sich Wohlen nach der nächsten vierjährigen Legislatur präsentieren soll
Wahltag ist Zahltag. Das ist das eine. Die Versprechungen, die im Wahlkampf gemacht wurden, stehen allerdings oft auf einem anderen Blatt. Deshalb sei ein Blick vier Jahre voraus erlaubt.
Daniel Marti
Wie soll Wohlen dastehen nach der nächsten vierjährigen Legislaturperiode? Welche Veränderungen sind denn realistisch? Die sechs Parteien und die eine Gruppierung geben Antworten. Und die gehen weit auseinander. Sie reichen von den Finanzen über die Schulraumplanung bis hin zum grossen Jubiläum im Jahr 2028 und zum Vandalismus.
Dorfteil Anglikon will Stabilität und mit Augenmass steuern
Die Frage geht zuerst nach Anglikon. «Aus Sicht des Dorfteils Anglikon wünschen wir uns, dass die Gemeinde Wohlen in vier Jahren finanziell wieder auf stabileren Beinen steht und ihre Attraktivität als Wohn- und Arbeitsort weiter stärkt», sagt Mika Heinsalo, Vizepräsident des Dorfvereins Anglikon und Einwohnerrat für den Dorfteil Anglikon. «Wir sollten die Gemeindeentwicklung gezielt steuern
– mit Augenmass bei den Ausgaben, aber auch mit Investitionen in Lebensqualität. Wenn wir sorgsam mit dem Geld umgehen und gleichzeitig in das investieren, was uns als Gemeinschaft zusammenhält, dann bleibt die Gemeinde Wohlen lebendig und zukunftsfähig.»
Heinsalo ist sich auch sicher, dass eine Steuerfusserhöhung ein Thema sein wird. «Wenn keine relevanten Einnahmenquellen erschlossen werden, wird das finanziell wohl oder übel über Steuererhöhungen gehen müssen, was irgendwann dann auch realistisch werden wird», so Heinsalo.
Grüne: In ökologischer Sicht verbessern
Für Patrick Schmid, Co-Präsident Grüne, soll Wohlen eine «attraktive Gemeinde mit guter Infrastruktur bleiben und sich in sozialer und ökologischer Sicht verbessern. Von uns aus gesehen sind das Ziele, die für alle – unabhängig von der politischen Couleur – erstrebenswert sein sollten und die wir gemeinsam erreichen können.»
FDP für mehr Sicherheit und fürs Isler-Areal
Der Fraktionspräsident der FDP, Lionel Zingg, steuert auf ein ganz anderes Thema hin. In den letzten Monaten und Jahren habe Wohlen immer wieder mit Vandalismus- oder Gewaltvorfällen Schlagzeilen gemacht, so Zingg. «So wurden im Frühling mehrmals Velos und grosse Gegenstände auf die Gleise der Aargau Verkehr und der SBB gelegt. Im Sommer gab es an einem einzigen Abend gleich mehrere Fälle von Brandstiftung in Wohlen. Nicht vergessen dürfen wir auch den Vandalismusvorfall bei der Turnhalle Junkholz, der die Gemeinde mehrere Zehntausend Franken gekostet hat.» Die Empörung in den Tagen danach sei jeweils gross gewesen, «aber geändert hat sich nicht viel». Deshalb soll Wohlen in vier Jahren ein aktuelles Sicherheitskonzept haben und positive statt negative Schlagzeilen machen.
Weiter erwarten die Freisinnigen, dass das Isler-Areal in vier Jahren entwickelt ist «und somit Baurechtszins in die Gemeindekasse spült. Beim Bahnhof ist der Freiverlad verlegt und der Grundstein für ein attraktives Bahnhofsareal Süd gelegt.» Wohlen habe als Wohn- und Arbeitsort Potenzial und «es liegt an uns», so Zingg weiter, «dieses zu nutzen und dann auch nach aussen zu tragen. Gemeinsam stärken wir Wohlen für die Zukunft.»
GLP will lebenswerten Ort und städtisches Zentrum
«Wohlen soll in vier Jahren nicht nur nach innen, sondern auch nach aussen als ein lebenswerter Ort wahrgenommen werden, der viel zu bieten hat», betont Matthias Angst, Präsident der GLP. Die Gemeinde könne es schaffen, «als städtisches Zentrum im Freiamt und für den Kanton mit einem attraktiven Wirtschafts- und Wohnangebot zu gelten». Und das 850-Jahr-Jubiläum im Jahr 2028 «wird uns zusammenschweissen und die positive Vielfalt unserer Gemeinde verdeutlichen», hofft Matthias Angst.
Die SP strebt spürbare Fortschritte an
Ganz konkrete Vorstellungen hat Laura Pascolin, Präsidentin der SP Wohlen: «In vier Jahren soll Wohlen spürbare Fortschritte bei den Schulen, einer starken öffentlichen Infrastruktur und der Eindämmung der Verkehrsbelastung vorweisen können.» Realistisch erwartet sie, «dass die Schulraumplanung konkret umgesetzt wird und keine weiteren Jahre verloren gehen. Auch die erfolgreichen Anstrengungen in der Wirtschaftsförderung müssen weitergeführt werden. Die raumplanerischen Projekte in den Arbeitszonengebieten sollten abgeschlossen sein und die Revision der Nutzungsplanung muss in vollem Gang sein, damit sich die Gemeinde Wohlen in den kommenden Jahrzehnten positiv entwickeln kann.»
Gleichzeitig brauche Wohlen eine Finanzpolitik, «die Handlungsspielraum erhält und nicht auf Kosten der Bevölkerung oder der Zukunft spart», so Pascolin weiter. Die SP werde konstruktiv mitarbeiten und gleichzeitig kritisch begleiten, «damit Wohlen sozial, handlungsfähig und lebenswert bleibt».
Die Mitte weiss, es geht nur zusammen
Wie Wohlen nach der nächsten vierjährigen Legislaturperiode dastehen soll? Diese Frage zu beantworten, ist für Daniel Heinrich, Fraktionspräsident der Mitte, nicht so einfach, sagt er ehrlicherweise. «Das wäre im Moment wie Kaffeesatz lesen. Mit einem neu zusammengesetzten Gemeinderat und einem frisch gewählten Einwohnerrat am 30. November bleibt spannend, welche Prioritäten, Ansichten und politischen Strömungen sich durchsetzen werden. Gewissheit darüber werden wir wohl erst 2026 bekommen.»
Eines sei für Heinrich jedoch ganz klar: «Nur wenn alle Parteien zusammenarbeiten und das Gemeinsame über das Trennende stellen, können wir Wohlen erfolgreich weiterentwickeln.»
SVP will die Schulraumplanung auf die Finanzen auslegen
Roland Büchi, Präsident der SVP, nimmt gerne den Slogan der eigenen Partei auf: «Die SVP ist für eine andere Politik. Die Wohler Bürgerinnen und Bürger sollen sich in Wohlen wohlfühlen.» Er versichert, dass für die Verkehrssituation, auch in Bezug auf das Parkierungskonzept, Lösungen gesucht werden.
Und Büchi prognostiziert, was innert vier Jahren zur Tatsache werden könnte: «Die Investitionen haben sich wieder auf ein vernünftiges Volumen eingependelt, weil auch pragmatische Lösungen oder Priorisierungen, die nicht immer populär waren, getätigt wurden. Die Verwaltungsabläufe wurden angepasst und das Wachstum stagnierte.» Und ein ewiges Ziel seiner Partei: Der Steuerfuss soll unverändert bleiben. Und in der nächsten Legislatur habe die «Schulraumplanung ihre Prioritäten auf die Finanzen gelegt und nicht auf die Bedürfnisse der Schulverantwortlichen. Das Bevölkerungswachstum wurde kritisch hinterfragt, Korrekturen angebracht und die stimmberechtigte Bevölkerung von Wohlen miteinbezogen», so Büchi abschliessend.
Fast alle streben Sitzgewinn an
Einwohnerratswahlen: Die sechs Parteien und eine Gruppierung zu Zielen und Ausgangslage
Alle sechs Parteien steigen optimistisch ins Rennen um die 40 Sitze im Dorfparlament. Fast alle liebäugeln mit einem Sitzgewinn – SVP, Mitte, FDP, Anglikon. Das geht zumindest rechnerisch nicht auf. SP, Grüne, Grünliberale sind wohl auch zufrieden, wenn sie ihre Stärke bewahren können.
Daniel Marti
Die sechs Parteien sowie die Gruppierung Dorfteil Anglikon sind in den Wahlkampf gestartet. Sie alle wollen ihre Stärke im Einwohnerrat zumindest bewahren. Aktuell ist die SVP mit zehn Sitzen die Nummer eins. Die Mitte mit acht Sitzen ist nach Parteistärke die erste Verfolgerin. Grünliberale und SP mit je sechs Sitzen duellieren sich um die dritte Position. FDP (vier Sitze), Grüne (drei Sitze), Dorfteil Anglikon (zwei Sitze), EVP (ein Sitz) folgen und komplettieren das 40-köpfige Dorfparlament.
Aktuell hält die EVP noch ein Mandat, sie tritt aber nicht mehr zu den bevorstehenden Einwohnerratswahlen an. Zumindest dieser eine Sitz geht zu einer anderen Partei. Mit diesem einen Sitz liebäugeln selbstverständlich diverse Parteien.
SVP und Mitte wollen zulegen
Wie lauten die genauen Ziele für die kommenden Einwohnerratswahlen der Parteien? Parteipräsidenten oder Fraktionspräsidenten nennen die konkreten Zielsetzungen.
«Unser Ziel ist klar», betont SVP-Präsident Roland Büchi, «wir wollen die grösste Fraktion im Einwohnerrat bleiben. Zudem wollen wir auch im Einwohnerrat zulegen zur Stärkung der bürgerlichen Kräfte.» Das reicht, klipp und klar, mehr hat der SVP-Boss gar nicht zu sagen.
Ähnlich wie die Volkspartei ist auch die Mitte unterwegs. «Mit sehr kompetenten Kandidaten sind wir in das Einwohnerratsrennen gestiegen. Aus diesem Grund sind wir optimistisch, einen zusätzlichen Sitz dazuzugewinnen. Unser Ziel sind neun Sitze», sagt Daniel Heinrich, Fraktionspräsident der Mitte. Und weiter: «Die Zusammensetzung des Parlaments bestimmt der Souverän und wir, die Gewählten, müssen dann zusammen arbeiten und Lösungen suchen.»
SP und Grünliberale wollen vor allem ihre Stärke behalten
Die SP Wohlen will vor allem ihre Sitze halten «und wenn möglich ausbauen, damit die soziale und progressive Perspektive im Parlament stark bleibt», sagt Laura Pascolin, Präsidentin der SP. Sie spielt auch auf die Gemeinderatswahlen an. Mit einem grossmehrheitlich bürgerlich besetzten Gemeinderat brauche es im Einwohnerrat eine «kraftvolle Stimme, die für Fairness, Teilhabe und Zukunftschancen für alle einsteht». Die SP setzt sich laut Pascolin für eine solidarische, offene und nachhaltige Gemeindeentwicklung ein, «die nicht nur verwaltet, sondern aktiv gestaltet. Nachhaltigkeit heisst für uns: klug investieren statt kurzsichtig sparen – damit Wohlen finanziell handlungsfähig bleibt.»
Die Grünliberalen feierten vor vier Jahren einen Grosserfolg und kamen neu auf sechs Sitze. Logisch, dass GLP-Präsident Matthias Angst gerne auf den Herbst 2021 zurückblickt. «Unsere Partei strebt mit einer erneut starken Liste die Verteidigung der letztmals sensationell erreichten sechs Sitze an», betont er und schwenkt auf den Gemeinderatswahlkampf um. «Gleichzeitig erhoffen wir uns, ab der nächsten Legislatur mit einem tollen Kandidaten im Gemeinderat vertreten zu sein. Das würde die Zusammenarbeit von Parlament und Exekutive zusätzlich begünstigen.»
FDP will mit mehr Kandidierenden punkten
Wie SVP und Mitte strebt die FDP einen Sitzgewinn an. «Mindestens», wie Fraktionspräsident Lionel Zingg betont. «Wir sind überzeugt, dass dies mit unserer attraktiven Liste gut möglich ist. Im Vergleich zu den letzten Einwohnerratswahlen stellen wir deutlich mehr Kandidierende und zudem haben wir eine Liste, die altersmässig sehr gut durchmischt ist.» Er hofft, dass die Freisinnigen damit «sowohl jüngere als auch ältere Wählerinnen und Wähler gut ansprechen».
Was die Zusammensetzung des Einwohnerrats betrifft, hofft Zingg «auf eine Angleichung an die neuen parteipolitischen Verhältnisse im Gemeinderat. Damit der Gemeinderat die mit den Wahlen zum Ausdruck gebrachten Änderungswünsche umsetzen kann, braucht es entsprechende Mehrheiten im Einwohnerrat. Zu grosse parteipolitische Unterschiede zwischen Gemeinderat und Einwohnerrat können zu grossen Differenzen und damit einer herausfordernden Zusammenarbeit zwischen beiden Gremien führen.»
Auch Grüne und Anglikon hoffen auf einen Sitzgewinn
Die Grünen mussten bei den Gemeinderatswahlen eine Niederlage einstecken, sie konnten das eine Mandat nicht verteidigen. Im Dorfparlament erhofft sich Co-Präsident Patrick Schmid mehr Erfolg: «Wir möchten gerne mindestens unsere drei Sitze verteidigen. Damit in Wohlen künftig eine ausgewogene Politik stattfinden wird, wäre eine Erhöhung unserer Sitzzahl natürlich eine gute Sache.»
Mit einem Zugewinn liebäugelt auch die Gruppierung Dorfteil Anglikon. Immer wieder wird ein dritter Sitz ins Visier genommen. «Der Dorfteil Anglikon hat in der letzten Wahl vor vier Jahren knapp den dritten Sitz im Einwohnerrat verpasst und dieses Jahr versuchen wir, diesen dritten Sitz mit sechs guten Kandidatinnen und Kandidaten zu erreichen», sagt Einwohnerrat Mika Heinsalo. «Wir wissen, dass dies schwierig sein wird, aber mit einer sachlichen und Gemeinde-dienlichen Politik haben wir uns bestens für dieses Vorhaben in ganz Wohlen empfohlen.» Die Exponenten des Dorfteils Anglikon erwarten einen kleinen Rutsch des Einwohnerrats Richtung Mitte-rechts-Position. «Passend zu unserer Fraktion mit der FDP.» Wobei Heinsalo einräumt, dass dieser Rutsch «uns nicht direkt beeinflusst, da wir alle vernünftigen Geschäfte von links bis rechts unterstützen».
Aktuelle Sitzverteilung
SVP: 10 Sitze.
Mitte: 8 Sitze.
Grünliberale: 6 Sitze.
SP: 6 Sitze.
FDP: 4 Sitze.
Grüne: 3 Sitze.
Dorfteil Anglikon: 2 Sitze.
EVP: 1 Sitz.








