Auch ausserhalb der Partei beliebt
05.12.2025 Wohlen, Wahlen, PolitikTrostpreis für Pascolin
Sie kann sich davon nichts kaufen. Und trotzdem erfüllt sie das Resultat mit Stolz. Laura Pascolin, Präsidentin der SP und wiedergewählte Einwohnerrätin, erhielt am Sonntag die meisten Stimmen von ausserhalb ihrer eigenen ...
Trostpreis für Pascolin
Sie kann sich davon nichts kaufen. Und trotzdem erfüllt sie das Resultat mit Stolz. Laura Pascolin, Präsidentin der SP und wiedergewählte Einwohnerrätin, erhielt am Sonntag die meisten Stimmen von ausserhalb ihrer eigenen Partei. 739-mal stand ihr Name auf anderen Listen als denen der SP. Damit holt sie den inoffiziellen Titel einer Panaschierkönigin. «Das ist ein schönes Zeichen», sagt die SP-Vertreterin. Auf Platz zwei dieser Rangliste folgt Dennis Andermatt von der GLP. --chh
Laura Pascolin ist die Panaschierkönigin der Wahlen vom Sonntag – Dennis Andermatt siegt bei den Männern
Als Präsidentin der SP hatte sie wenig Grund zur Freude, ihre Partei verlor Wähleranteile und einen Sitz. Das persönliche Resultat hingegen macht Laura Pascolin stolz. Sie holte von anderen Listen so viele Stimmen wie niemand sonst. Bei den Männern war Dennis Andermatt der Panaschierkönig.
Chregi Hansen
Manchmal täuscht der erste Blick. Wer die Panaschierstatistik der Gemeinde nur kurz überfliegt, der könnte den Eindruck erhalten, dass Harry Lütolf hier die Tabelle anführt. 1142 Stimmen sind für ihn aufgeführt. Davon muss man aber die 493 Stimmen abziehen, die von veränderten Listen seiner eigenen Partei, der Mitte, stammen. Damit kommt Lütolf auf 649 Stimmen, das reicht «nur» für Platz 3.
Den inoffiziellen Titel als Panaschierkönigin holt sich hingegen Laura Pascolin von der SP. Ihr Name stand 739 auf Listen, die nicht von der SP stammen. Sie erhält Unterstützung von links bis rechts, sogar auf (abgeänderten) Listen der SVP ist sie 67-mal aufgeführt, bei der Mitte 148-mal, bei der GLP gar 180-mal. Auch bei den Wählern, die keine Parteienlisten nutzen, war sie am beliebtesten, sie kam hier auf 170 Stimmen.
Als Secondo kein Heimvorteil
«Dieser Umstand freut mich sehr. Offenbar zählt auf Gemeindeebene nicht nur die Parteifarbe, sondern auch die Person und die Arbeit dahinter. Das ist ein schönes Zeichen», sagt die SP-Vertreterin. Sie sieht mehrere Gründe für diesen Erfolg. «Ich bin hier aufgewachsen, viele kennen mich seit Jahren. Ich setze mich ein für Frauen und faire Chancen, für unsere Gemeinschaft und den Sport – und besonders für Menschen, die sonst oft keine Stimme haben», sagt sie. Im Einwohnerrat arbeite sie dossierfest, verfüge über ein breites politisches Fachwissen, kommuniziere gerne und suche bewusst den Austausch über Parteigrenzen hinweg. «Vielleicht spielt auch ein bisschen Italianità mit – Offenheit, Herzblut und Nähe zu den Menschen», fügt sie schmunzelnd an. Als Seconda habe sie hingegen nicht automatisch den Heimvorteil verwurzelter Wohler Familiennamen. Dass sie trotzdem so häufig auf Listen anderer Parteien lande, zeigt ihr, dass das Vertrauen hier wächst, wenn man sich einbringt und präsent ist.
Und was nimmt sie mit für künftige Wahlen? «Offene Gespräche und ehrliche Arbeit bleiben wichtig», sagt sie. Gleichzeitig stellt sie fest, dass sich der politische Zyklus momentan nach rechts bewegt. Solche Phasen gab es schon früher, und historisch gleicht sich das wieder aus. «Heute dreht der Wind oft sogar schneller, weil Unsicherheiten, Medien und Krisen Meinungen rasch verändern. Deshalb nehme ich aus den Wahlen mit: dranbleiben, mitgestalten und bereit sein, wenn sich der Wind wieder dreht», so Pascolin.
Bewusst zurückgenommen
Die 54-Jährige hatte im September auch für den Gemeinderat kandidiert und ein sehr gutes Resultat erreicht. Auf den zweiten Wahlgang verzichtete sie zugunsten von Olivier Parvex. Angesichts der Tatsache, wie breit sie abgestützt ist, stellt sich die Frage, ob sie nicht doch hätte antreten sollen. «Vielleicht», antwortet sie. «Aber ich habe ich mich bewusst zurückgenommen. Mir war wichtig, dass der Gemeinderat breit abgestützt bleibt und die Zusammenarbeit funktioniert.» Politik sei manchmal wie im Team: Man gewinnt nicht, wenn alle aufs Tor schiessen, sondern wenn man den Ball dort hinpasst, wo er für das Ganze am meisten bringt. Sie jedenfalls ist auch so zufrieden. Und freut sich auch über die 67 Stimmen von SVP-Wählerinnen und -Wählern – «das zeigt, dass Vertrauen über Parteien hinaus möglich ist». Und vielleicht komme ihr grosser Moment ein anderes Mal. «Am Ende entscheiden die Wählerinnen und Wähler – und ich bleibe am Ball.»
Dennis Andermatt sahnt auch bei der SVP ab
Doch was wäre eine Königin ohne einen König? Den Titel des Panaschierkönigs holte sich am Sonntag Dennis Andermatt von der GLP. Er kommt auf 716 Stimmen von Listen ausserhalb seiner Partei. Sogar SVP-Wähler schrieben 121-mal seinen Namen auf. «Es freut mich sehr, weil es zeigt, dass ich über die Parteigrenzen hinweg Vertrauen geniesse. Für mich ist das ein Zeichen, dass meine Arbeit und mein Engagement wahrgenommen werden – nicht nur von der eigenen Wählerschaft, sondern auch von Menschen mit anderen politischen Vorlieben», sagt er dazu. Ihm kommt zugute, dass er sich in verschiedenen Bereichen der Gemeinde engagiert, nicht nur in der Politik.
Sein gutes Resultat führt er auch darauf zurück, dass er offen und lösungsorientiert auftrete. Bei allen Anliegen stehe für ihn die Sache im Mittelpunkt. «Persönliche Kontakte, ein authentisches Auftreten und das Interesse an den Anliegen der Bevölkerung spielen hier sicher eine grosse Rolle. Viele Wählerinnen und Wähler entscheiden sich nicht nur für ein Parteiprogramm, sondern für Personen, denen sie Verantwortung zutrauen», ist er überzeugt. Seiner Art will er denn auch treu bleiben. Für mich ist das Ergebnis ein klarer Hinweis, wie wichtig Dialog und Vernetzung sind. Ich möchte weiterhin Brücken bauen, zuhören und Themen ansprechen, die für alle relevant sind. Das Panaschieren zeigt: Glaubwürdigkeit und Offenheit werden honoriert – und das nehme ich als Motivation für die Zukunft mit.»
Nicht nur Dennis Andermatt, sondern auch die meisten anderen GLP-Kandidaten haben viele Stimmen von ausserhalb der Partei erhalten. Doch es gibt auch das Gegenteil. Die SVP ist zwar der klare Sieger der Wahlen, doch ausserhalb ihrer Stammwählerschaft geniessen sie wenig Unterstützung. In der Panschierstatistik liegt bei der SVP Manfred Breitschmid vorne, mit gerade mal 223 Stimmen. Peter Christen kommt auf 180, Renato Hübscher auf 173 und Präsident Roland Büchi auf 160 Stimmen. Die Zahlen der SVP-Kandidaten liegen damit unter den Werten anderer Parteien. Solange aber so viele Wohler die SVP-Liste einwerfen, kann der Partei das egal sein.
FDP unterstützt Anglikon nicht
Die Panaschiertabelle (sie ist auf der Homepage der Gemeinde abrufbar) bietet viele interessante Einblicke. Ein Aspekt ist dabei besonders interessant. Der Dorfteil Anglikon erhielt von den Wählern des Fraktionspartners FDP nur wenig Unterstützung. Mika Heinsalo als Aushängeschild des Dorfteils kam nur auf 33 Stimmen aus FDP-Kreisen. Das sind deutlich weniger, als es SP-Vertreterin Pascolin gab. Es wundert daher nicht, dass sich der Dorfteil überlegen will, mit wem man in der nächsten Amtsperiode zusammenarbeiten will. Am meisten Unterstützung erhielten die Angliker von SVP-Wählern. Doch mit ihr schliesst Heinsalo eine Fraktion aus.


