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26.07.2024 Region Unterfreiamt, VillmergenSommerserie «Übernachten im Freiamt»: Villa Illnerbunt in Villmergen
Fährt man von Villmergen nach Büttikon, liegt am Dorfausgang, umgeben von viel Natur, die Villa Illnerbunt. Gerd und Brigitta Illner vermieten in ihrem Haus zwei Zimmer und ...
Sommerserie «Übernachten im Freiamt»: Villa Illnerbunt in Villmergen
Fährt man von Villmergen nach Büttikon, liegt am Dorfausgang, umgeben von viel Natur, die Villa Illnerbunt. Gerd und Brigitta Illner vermieten in ihrem Haus zwei Zimmer und lernen so Menschen aus der ganzen Welt kennen.
Josip Lasic
Bei der Ankunft an der Villa Illnerbunt in Villmergen fällt sofort ein Auto mit französischem Nummernschild auf. Für Gerd und Brigitta «Bigi» Illner ist Besuch aus dem Ausland nichts Ungewöhnliches. Das Ehepaar vermietet zwei Zimmer in seinem Haus über Airbnb und hat durchschnittlich fünf bis zehn Gäste im Monat. Diese kommen aus verschiedenen Ländern – aber auch aus Nachbardörfern von Villmergen. «Einmal hatten wir einen Mann aus der Region bei uns, dessen Schwiegermutter zu Besuch war und der vor ihr ‹geflohen› ist», erzählt Bigi Illner lachend.
Die Gründe für die Besuche sind so vielfältig wie die Gäste selbst. Sie machen Ferien in der Schweiz, sind auf der Durchreise oder arbeiten hier. «Vor der Coronapandemie hatten wir einen Griechen, der zwischen Zürich und Athen pendelte. Er flog am Freitag nach Athen, kam am Montag zurück und verbrachte die Woche bei uns. Er war hier angemeldet und bekam seine Post an unsere Adresse», erinnert sich Gerd Illner. «Viele Menschen müssen nach Zürich, doch die Übernachtungsmöglichkeiten dort sind teuer. Das trifft mittlerweile auch auf die Hotels in unserer Region zu. Wir bieten da eine Alternative. Und obwohl die Fahrt von Villmergen nach Zürich mit öffentlichen Verkehrsmitteln über eine Stunde dauert, schätzen sie die Ruhe und Natur bei uns.» Bigi Illner: «Einige Gäste fühlen sich bei uns auch weniger einsam als im Hotel.»
Zum «Superhost» geworden
Sie erzählt von verschiedenen Begegnungen. Von einem Mann, der ihr mit Tränen in den Augen seine ganze Lebensgeschichte erzählt hat, oder vom Arzt, der in der Region war für Bewerbungsgespräche an den Spitälern in Aarau und Muri und dem sie dafür die Kittel gebügelt hat. «Diese Begegnungen bereichern unser Leben. Wir müssen nicht verreisen, um unseren Horizont zu erweitern – die Menschen kommen zu uns.» 2010 hat das Ehepaar das Haus in Villmergen gekauft. Gerd war bis zu seiner Pensionierung vor rund zwei Jahren aber häufig noch beruflich in seiner Heimat Deutschland. Bigi Illner: «Es erschien mir dekadent, allein auf 200 m2 zu wohnen, wenn er nicht da war», erklärt Bigi. So entstand die Idee, Räume zu vermieten. Zuerst boten sie WG-Zimmer an und nutzten verschiedene Plattformen, bevor sie 2015 zu Airbnb wechselten. «Airbnb ist unkompliziert und stellt nicht so viele Anforderungen wie andere Plattformen. Wir sind sehr zufrieden», sagt Gerd. Die Gäste sind ebenfalls zufrieden: Mit einer Bewertung von 4,8 gelten die Illners als «Superhost».
Eine «zugelaufene» Tochter
Die beiden Zimmer, die die Illners vermieten, befinden sich im Untergeschoss des Hauses und sind nach Farben benannt: «Blue» in Blautönen und «Rubin» in Rottönen. Diese Räume bieten sie erst seit rund zwei Jahren an. Vorher war ein Zimmer im Erdgeschoss für die Gäste vorgesehen. «In den anderen beiden Räumen hat unsere ‹zugelaufene Tochter›, wie wir sie nennen, gelebt», erklärt Bigi Illner. Die «zugelaufene Tochter» heisst Dragana Cuparic, eine Freundin der leiblichen Tochter der Illners, kam ursprünglich für ein paar Tage zu ihnen, weil sie Probleme zu Hause hatte. Aus den paar Tagen wurden zwölf Jahre. In dieser Zeit half sie dem Paar auch bei der Betreuung der Gäste. Vor zwei Monaten ist Dragana mit ihrer Tochter Aria ausgezogen, und die ehemaligen Zimmer wurden in Gästeräume umgewandelt. Sie bieten Annehmlichkeiten wie einen separaten Eingang, ein Boxspringbett, eine Schlafcouch, eine Kaffee-/Teebar, einen Mini-Kühlschrank, eine E-Auto-Ladestation, eine Sauna und ein Badezimmer. Gäste haben Zugang zur Küche und zum Garten. Das ehemalige Besucherzimmer wurde unterdessen zum Kinderzimmer. «Aria ist für uns wie eine Enkelin, und wenn sie bei uns ist, ist das ihr Zimmer», erzählt Gerd Illner.
Die Illners nennen ihr Haus liebevoll «Villa Illnerbunt» – angelehnt an die Villa Kunterbunt aus Pippi Langstrumpf. Durch die vielen Begegnungen mit Gästen aus aller Welt ist ihr Leben tatsächlich bunter und reicher geworden.