Zuerst die Lebensqualität sichern
04.11.2025 Wohlen, Parteien, PolitikMitwirkung: Die SVP Wohlen-Anglikon zum Räumlichen Entwicklungsleitbild 2050
Die SVP Wohlen befasste sich intensiv mit dem Räumlichen Entwicklungsleitbild (REL) 2050 und reichte eine umfassende Stellungnahme ein. Die Volkspartei fordert eine «realistische, ...
Mitwirkung: Die SVP Wohlen-Anglikon zum Räumlichen Entwicklungsleitbild 2050
Die SVP Wohlen befasste sich intensiv mit dem Räumlichen Entwicklungsleitbild (REL) 2050 und reichte eine umfassende Stellungnahme ein. Die Volkspartei fordert eine «realistische, ortsnahe und haushälterische Entwicklungspolitik». Man solle sich auf das bestehende Baugebiet konzentrieren, fordert sie. Auf neue Einzonungen soll verzichtet werden.
Daniel Marti
Für das Mitwirkungsverfahren holte sich die SVP fachmännische Unterstützung ins Boot. Der Wohler Alfred Kohli, Raumplaner und Firmengründer der Kohli + Partner Kommunalplan AG, leistete fachliche Unterstützung bei der Analyse des Räumlichen Entwicklungsleitbildes und bei der Erarbeitung der Stellungnahme.
Basis des Entwicklungsleitbildes sind die Resultate eines Spaziergangs durch Wohlen und einer Online-Umfrage im Herbst 2023 sowie die Wachstumsprognosen für die Jahre 2025 bis 2050. Der Gemeinderat stellte das umfassende Dokument mit dem Namen Räumliches Entwicklungsleitbild im Spätsommer vor.
Die Online-Umfrage mit über 270 Personen zeigte eine grosse Zufriedenheit beim Einkauf und bei den Dienstleistungen (90 Prozent), bei der verkehrstechnischen Erschliessung (80 Prozent) und beim kulturellen Angebot (70 Prozent). Mit der Lebensqualität sind dagegen nur 50 Prozent zufrieden, die Attraktivität des Zentrums erhielt nur eine Zufriedenheitsquote von zehn Prozent. Multikulti, Verkehrsbelastung, zentrumslos, so lauten die Kurzbeschreibungen, welche die SVP bekämpfen möchte. Von diesem Image müsse die Gemeinde wegkommen, schreibt die Partei.
Im heutigen Baugebiet entwickeln
Die Wachstumsprognosen gehen davon aus, dass Wohlen im Jahr 2035 knapp über 20 000 Einwohnerinnen und Einwohner zählen wird, im Jahr 2040 werden es 20 000 bis 21 400 sein und im Jahr 2050 werden zwischen 24 000 und 25 000 Einwohnerinnen und Einwohner prognostiziert. Lenzburg und Wohlen weisen übrigens von den Aargauer Kleinstädten das grösste prognostizierte Bevölkerungswachstum auf. Gefolgt von Zofingen und Aarau. «Müssen Lenzburg und Wohlen bezüglich Wachstum die Spitze markieren?», fragt die SVP.
In Wohlen hat es durchaus Potenzial für Wachstum. Platz für 1700 Einwohner gibt es in den unbebauten Wohnzonen, eine Reserve gibt es für weitere 1600 Einwohner in den überbauten Zonen durch das verdichtete Bauen. Und das neue Gebiet «Bahnhof Süd», das noch eingezont werden muss, sollte gegen 1400 Einwohner beherbergen können. So soll laut Gemeinderat das prognostizierte Bevölkerungswachstum in Wohlen geordnet realisiert werden können.
Die SVP betont, dass Wohlen über ausreichende Reserven im heutigen Baugebiet verfügt, um das prognostizierte Wachstum bis 2040 zu bewältigen. «Gleichzeitig steht sie diesem Wachstum skeptisch gegenüber, da es einen weiteren Ausbau der kostenintensiven Infrastruktur wie Schulbauten und Strassen erfordert», schreiben Präsident Roland Büchi und Fraktionspräsident Manfred Breitschmid. So weit, so gut, in einem Punkt ist die Volkspartei anderer Meinung. «Zusätzliche Einzonungen, insbesondere im Bereich des geplanten Wohnschwerpunkts ‹Bahnhof Süd›, sind derzeit nicht erforderlich», heisst es in der Medienmitteilung. Und weiter: «Solange sich Wohlen im heutigen Baugebiet entwickeln kann, sind Einzonungen kein Thema.»
Prekäre Verkehrssituation zuerst verbessern
Neben der Entwicklung des Baugebietes ist für die SVP die Verkehrssituation ein weiteres zentrales Anliegen. Die Verkehrssituation sei in Wohlen bereits heute prekär, heisst es in der Mitteilung. «Die SVP warnt vor zusätzlichen Belastungen durch neue Bauzonen oder Grossprojekte und fordert eine spürbare Entlastung der stark befahrenen Zentralstrasse.»
Vorrang sollen Massnahmen zur Verbesserung der inneren Verkehrsflüsse sowie zur Sicherheit für Fussgänger und Velofahrer haben. Büchi und Breitschmid machen den Standpunkt ihrer Partei klar: «Bevor die Verkehrssituation im Zentrum nicht behoben ist, müssen Massnahmen zu einem weiteren Bevölkerungswachstum zurückgestellt werden.»
Zugleich setzt sich die SVP Wohlen für die Aufwertung bestehender Quartiere (Aesch, Wil, Wilerzelg, Boll), die Pflege öffentlicher Räume und eine kostenbewusste Infrastrukturplanung ein. «Übertriebene oder langfristig unklare Projekte sollen zugunsten klarer, finanzierbarer Massnahmen zurückgestellt werden.» So findet es die Partei beispielsweise gut, das öffentlich zugängliche Areal beim Schweizer Strohmuseum in einen «Stadtpark zu verwandeln und mit dem benachbarten Isler-Areal östlich der Bünz zu verbinden».
Zugang zum Bahnhof
Dagegen sei die Forderung, den Friedhof zum öffentlichen Park zu machen, übertrieben. Auch der Kauf der Rössli-Wiese unterhalb des Schulzentrums Halde durch die Gemeinde sei übertrieben. Dagegen sieht die SVP Chancen mit der Zufahrt der Aargauerstrasse Ost zum Bahnhof. Mit der Aufhebung des SBB-Freiverlads und der Verlegung der BD-Bahn in den Bahnhof bringt der Bau der Aargauerstrasse Ost verschiedenen Quartieren einen direkten Zugang zum Bahnhof. «Die direkte Zufahrt zum Bahnhof entlastet zudem die stark belastete Zentralstrasse», sind die SVP-Vertreter überzeugt.
Lebensqualität ohne neue Schulden
Zur grundsätzlichen Haltung: Die Nutzungsplanung regelt den allgemeinen Bedarf für die nächsten 15 Jahre. Dagegen mache es weniger Sinn, langfristige Aufgaben bereits heute zu thematisieren, heisst es im Bericht der SVP. «Wohlen soll sich im Bestand weiterentwickeln und seine Ressourcen gezielt einsetzen. Nur so kann die Gemeinde ihre Lebensqualität sichern, ohne neue Schulden oder Verkehrsprobleme zu schaffen.» So lautet das Fazit von Präsident Roland Büchi, Fraktionspräsident Manfred Breitschmid und Raumplaner Alfred Kohli.

