Zentrum hat effektiv Potenzial
26.09.2025 Wohlen, SchuleArchitekten-Rundgang Volkshochschule: Steingasse und «Räumliches Entwicklungsleitbild» Thema
Aussenräume sollen auch Begegnungsorte sein. Diese Botschaft vermittelte das Architektenduo Kurt Kolb und Stefan Hegi. Und diese Orte oder Oasen gibt es auch ...
Architekten-Rundgang Volkshochschule: Steingasse und «Räumliches Entwicklungsleitbild» Thema
Aussenräume sollen auch Begegnungsorte sein. Diese Botschaft vermittelte das Architektenduo Kurt Kolb und Stefan Hegi. Und diese Orte oder Oasen gibt es auch im Zentrum: Sternenplatz, Isler-Areal, untere Steingasse.
Daniel Marti
Der Rundgang mit dem Architekten-Duo Kurt Kolb und Stefan Hegi durchs Wohler Zentrum ist beliebt. Die Premiere war nahezu ausverkauft, deshalb wurde nun eine zweite Auflage durchgeführt. «Es werden spezielle Aussenräume gezeigt, die viele Wohlerinnen und Wohler wohl noch gar nicht wahrgenommen haben», erklärte Edith Weber von der Volkshochschule bei der Begrüssung. Und er wolle zusammen mit Kurt Kolb gerne den Horizont erweitern, fügte Stefan Hegi für die beiden Architekten noch an.
Ehemaliges ibw-Plätzli, ein schöner Ort
Kurt Kolb und Stefan Hegi gingen also mit den Teilnehmenden auch in etwas weniger bekannte Ecken und Winkel. Und sie gingen vor allem auch in die Vergangenheit – über die Zentralstrasse, die Bremgarterstrasse, über den Kirchenplatz, über die Steingasse bis hinaus zur Bahnhofstrasse und zum Bahnhofgebiet. Gestartet wurde beim alten ibw-Plätzli und beim neuen Sternenplatz. «Ein schöner Ort», fand Stefan Hegi. Und ein Ort, der oft in den Schlagzeilen war. In den Siebzigerjahren war das ibw-Plätzli erstmals ein Thema, vor allem dessen Gestaltung.
Manche politischen Diskussionen wurden geführt, wieder verworfen und neue Ideen eingebracht. «Letztlich hat sich die Gestaltung mit Sternenplatz und Schlössli ergeben. Und der Sternenplatz wird mit Wochenmarkt und Festen gut genutzt, und dazu wird noch Pétanque gespielt.» Sogar genügend Raum für Parkplätze sei geblieben. Und für Schatten spendende Bäume. Heute sind laut Hegi viele Menschen mit dem Erreichten zufrieden. «Es ist wie eine Art Oase entstanden.» An einem Ort, der früher oft ein Streitpunkt war.
Wie etwas umgesetzt werde, sei eben entscheidend, meinte Hegi weiter. Auch kleine Elemente können ideale Aussenräume formen.
Stefan Hegi lag schon vor 45 Jahren richtig
Stefan Hegi nahm auch das «Räumliche Entwicklungsleitbild», das die Gemeinde Wohlen letzte Woche vorstellte (siehe Ausgabe vom vergangenen Freitag), auf. Mit dem «Räumlichen Entwicklungsleitbild» wird in die Zukunft geschaut: Vor allem wie sich Wohlen im Jahr 2050 präsentieren wird. Und ob in 25 Jahren genügend Wohnraum für die prognostizierten rund 24 000 Einwohner vorhanden sein wird. Ein sehr interessantes Dossier, so Hegi.
Das Beratungs- und Planungsbüro Metron kam dabei zu einer spannenden Aussage: Wohlen besteht praktisch aus drei Zentren oder das Zentrum wird aus drei Gebieten gebildet: Bahnhofstrasse mit Bahnhof, Zentralstrasse und Steingasse. Hegi sagte es und zog einen etwas älteren Plan aus seiner Tasche. Das Dokument zeigt genau diese drei eingefärbten Strassenzüge. Es ist ein Planwerk, das Stefan Hegi vor 45 Jahren erarbeitet hat. Wohlens Zentrum definierte der erfahrene Architekt bereits vor 45 Jahren so, wie es nun im «Räumlichen Entwicklungsleitbild» dargestellt wird. «Da bin ich überglücklich, dass ich vor 45 Jahren keine falschen Gedanken entwickelt habe», sagte der augenzwinkernd.
Ohne Menschen keine Räume
Und wo war vor bald fünf Jahrzehnten der Mittelpunkt des Zentrums? «Beim ehemaligen Areal der Mühle Kuhn und beim Isler-Areal», erklärt Hegi. Zur Erinnerung: Die Mühle hatte ihren Standort an der Zentralstrasse vis à vis vom Casino. Den zweiten Mittelpunkt, das Isler-Areal, gibt es immer noch. Nun soll es von der Firma Xaver Meyer AG, Villmergen, zusammen mit einem Konsortium weiterentwickelt werden.
Es sei noch einiges zu machen und zu verbessern im Wohler Zentrum, sagte Hegi noch. Aber es sei erfreulich, dass mit dem «Räumlichen Entwicklungsleitbild» aufgezeigt werde, «dass Wohlen ein gewisses Potenzial ausschöpfen will».
Zurück zu den Aussenräumen in Wohlen. «Es gibt keinen Raum ohne die Wahrnehmung der Menschen, denn Räume werden von Menschen geschaffen», erklärte Hegi. Und dass Räume von Menschen in Besitz genommen werden, sei ebenso wichtig. «Nur so entstehen auch Begegnungsorte.» Das können selbstverständlich auch Läden, Restaurants oder Bushaltestellen sein.
Ein klassisches Strassendorf
Die Zentrumsstrassenzüge wie Zentralstrasse oder Bahnhofstrasse sind geläufig. Aber die Steingasse als Teil des Zentrums? Gewiss doch. «Die Steingasse war früher wie ein klassisches Strassendorf, ein Ort, wo sich die Menschen gerne aufgehalten haben». Entlang der Steingasse gab es früher etliche Beizen und Kleingewerbe. Aber kein Steingässler hatte den Anspruch, im Zentrum zu wohnen oder zu werken. «Vor allem der untere Teil der Steingasse ist eine ursprüngliche Oase.» Und genau in diesem Gebiet hatte Stefan Hegi das Glück, Anfang der Achtzigerjahre einen Wettbewerb zu gewinnen. Es handelte sich um die Zahnarztpraxis Schmidli, es war sein Erstlingswerk. Der Familie Schmidli sei die Fortsetzung des typischen Steingassen-Charakters wichtig gewesen, Ein guter Entscheid für den unteren Strassenzug der Steingasse.
Inzwischen gibt es ein Leitbild, das aussagt, wie in der Spezialzone Steingasse gebaut werden darf. Für Stefan Hegi sind eine Lebendigkeit und ein Ensemblegefühl wichtig. Beides komme positiv rüber. Aber grundsätzlich habe man Mühe, gute und erlebbare Aussenräume zu erzeugen. «Das ist halt ein Gesellschaftsproblem.» Aber es gibt auch positive Zeichen, wenn auch kleine. Wie beispielsweise der Durchgang an der Steingasse für den Kirchenweg, den einst die Kirchengänger von Wohlen nach Fischbach-Göslikon benützten. Der Durchgang mitten durchs Gebäude sei damals, beim Ersatzbau für das ehemalige Domizil der Baufirma Käppeli, eine Forderung gewesen, so Hegi. «Denn viele Planer kommen oft nicht auf die Idee, die Aussenräume attraktiv zu gestalten.»