«Wohlen ist privilegiert»
16.08.2025 Wohlen, WahlenDuell: Parvex gegen Geissmann
Wer wird Vizeammann von Wohlen? Wer wagt überhaupt eine Kandidatur? Diese Fragen beschäftigten die Politlandschaft lange Zeit nur am Rande. Weil der amtierende Vizeammann Thomas Burkard (Grüne) aber nicht mehr zur Wiederwahl ...
Duell: Parvex gegen Geissmann
Wer wird Vizeammann von Wohlen? Wer wagt überhaupt eine Kandidatur? Diese Fragen beschäftigten die Politlandschaft lange Zeit nur am Rande. Weil der amtierende Vizeammann Thomas Burkard (Grüne) aber nicht mehr zur Wiederwahl antreten wird, braucht die grösste Freiämter Gemeinde einen neuen Vizeammann.
Nun liegen die Karten auf dem Tisch. Olivier Parvex (Grünliberale) und Thomas Geissmann (FDP) geben ihre Kandidatur bekannt. Der amtierende GLP-Einwohnerrat gegen den ehemaligen Einwohnerrat der Freisinnigen. Ein interessantes Duell. Wohlens Stimmvolk wird damit eine Auswahl angeboten – wie bei der Gemeindeammannwahl zwischen Arsène Perroud (SP) und Roland Vogt (SVP). --dm
Gemeinderatswahlen: Wer wird Vizeammann? Duell Olivier Parvex (Grünliberale) gegen Thomas Geissmann (FDP)
Neun Kandidierende für fünf Sitze. Bei drei Vakanzen. Die Ausgangslage für die Gemeinderatswahlen ist spannend. Zumal es um den Job des Gemeindeammanns eine Kampfwahl gibt. Der Bisherige Arsène Perroud gegen Herausforderer Roland Vogt. Auch im Rennen um den Vizeammann gibt es nun ein Duell.
Daniel Marti
Nach acht Amtsjahren wird Gemeindeammann Arsène Perroud herausgefordert. Die SVP hatte schon oft angedeutet, dass sie den Posten des Gemeindeammanns beanspruchen möchte. Nun beordert sie Roland Vogt in den Wahlkampf: Ehemaliger Vizeammann gegen amtierenden Ammann heisst das Duell. SP-Grossrat gegen SVP-Grossrat.
Nur: Wer soll künftig an der Seite des Gemeindeammanns stehen? Vizeammann Thomas Burkard tritt bekanntlich nicht mehr zur Wiederwahl an. Auch Ariane Gregor (Mitte) und Denise Strasser (FDP) scheiden Ende Jahr aus dem Gemeinderat aus. Von den neun Kandidierenden bleiben also sieben Personen, die theoretisch auch als Vizeammann kandidieren könnten: Sonja Isler-Rüttimann (Mitte), Laura Pascolin (SP), Thomas Geissmann (FDP), Olivier Parvex (Grünliberale), Patrick Schmid (Grüne), Claudia Hauri und Manfred Breitschmid (beide SVP).
Das Thema Vizeammann wurde lange zweitrangig behandelt. Nun ist klar: Olivier Parvex und Thomas Geissmann möchten Vizeammann werden. Eine interessante Ausmarchung. Eine Umfrage bei allen Kandidierenden ist aufschlussreich.
Letztlich haben sich Parvex und Geissmann entschieden, diese Extrameile zu gehen – erst im Wahlkampf, dann möglicherweise in der Regierung.
Parvex: «Bringe das nötige Rüstzeug mit»
«Ehrlich gesagt, war der Vizeammann für mich und meine Partei zunächst gar kein Thema», erklärt Olivier Parvex. «Erst als klar wurde, dass die bisherigen Gemeinderäte beide als Gemeindeammann kandidieren und sich somit kein amtserfahrener Gemeinderat als Vizeammann bewirbt, hat sich die Ausgangslage für uns verändert.» Er sein nun «bereit und gewillt, sollte ich in den Gemeinderat gewählt werden, diese zusätzliche Verantwortung zu übernehmen und mich auch als Vizeammann für Wohlen einzusetzen.»
Er sei sich bewusst, dass es vorkommen könne, dass der Vizeammann für den Gemeindeammann einspringen «muss oder darf. Ich bin überzeugt, dass ich dafür das nötige Rüstzeug und die zeitliche Kapazität mitbringe». Parvex erwähnt seine langjährige Führungserfahrungen in verschiedenen Branchen und Rollen. «Zum anderen ist Kommunizieren und Repräsentieren eine Stärke von mir, da ich dies viele Jahre als Fernsehjournalist hinter und vor der Kamera perfektioniert habe.»
Geissmann: «Wohlen hat eine Auswahl verdient»
Die Frage, wer Vizeammann wird, beschäftigt laut Thomas Geissmann «plötzlich viele Menschen». Und ja, er kandidiere für das Amt des Vizeammanns. «Ich finde, dass die Wohler Stimmberechtigten nicht nur bei der Wahl eines Gemeindeammanns und der Gemeinderäte eine Auswahl haben sollten, sondern auch bei der Wahl eines Vizeammanns», so der Freisinnige. Geissmann weiter: «Wohlen ist privilegiert, dass sich eine grosse Anzahl geeigneter Kandidaten verschiedener politischer Ausrichtungen für die Ämter zur Verfügung stellen. Nicht alle Gemeinden können sich einer ähnlich idealen Ausgangslage rühmen.» Das Duell Parvex gegen Geissmann scheint zu einer spannenden Angelegenheit zu werden. Aber auch die anderen Kandidierenden haben sich zur Vizeammannwahl geäussert – und alle haben sich gegen eine Kandidatur entschieden.
Pascolin: «Vielleicht später»
So hat Laura Pascolin (SP) eine klare Haltung betreffend Vizeammann: «Erst ankommen und anpacken – für das Amt des Vizeammanns ist später noch Zeit.» Sie kandidiere für den Gemeinderat, «weil ich mich mit voller Energie für ein starkes, lebenswertes Wohlen einsetzen will – mit Lösungen, die wirken, und einer Politik, die zuhört.» Die Arbeit im Team sei ihr dabei besonders wichtig. «Das Amt des Vizeammanns könnte ich mir grundsätzlich gut vorstellen», gibt Pascolin zu, «aber im Fall einer Wahl in den Gemeinderat wäre jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Zunächst möchte ich mich einarbeiten, Verantwortung übernehmen und gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen einen konstruktiven Beitrag leisten.»
Anscheinend wollen «alle Gemeindeammann werden», erklärt Manfred Breitschmid (SVP) und nimmt es eher mit Humor, dass es bislang keine Meldungen gab zu möglichen Kandidaturen als Vizeammann. «Spass beiseite», sagt er. «Die SVP will den Gemeindeammann stellen, daher kann der Vize nicht ebenfalls von uns beansprucht werden. Zur Frage: Nein, der Vize ist für mich kein Thema.»
Ziemlich ähnlich antwortet Breitschmids Parteikollegin Claudia Hauri. «Mein Ziel ist, als Gemeinderätin gewählt zu werden. Die Kandidatur als Vizeammann ist für mich aktuell kein Thema», betont die SVP-Politikerin.
Auch für Patrick Schmid (Grüne) kommt das Vizeammann-Amt nicht infrage: «Grundsätzlich finde ich es am besten, wenn Ammann und Vizeammann bereits Erfahrung als bisherige Gemeinderäte mitbringen», erklärt er. Parteiintern habe man die Vizeammannfrage natürlich auch diskutiert, weil dieses Amt im Moment in den Händen der Grünen liegt. Aber Schmid winkt ab: «Wenn ich als Gemeinderat gewählt werde, möchte ich mich mit vollem Einsatz zuerst in meinem künftigen Ressort etablieren, meine Kräfte gezielt einsetzen und eine gute Performance liefern: deshalb habe ich bei diesen Wahlen auf eine Kandidatur als Vizeammann verzichtet.»
Sonja Isler-Rüttimann: «Sag niemals nie»
Sonja Isler-Rüttimann (Mitte) sagt klar, dass sie nicht als Frau Vizeammann kandidieren möchte. «Diese Aufgabe würde mich zwar sehr interessieren, aber weder meine familiäre noch meine berufliche Situation sind dafür im Moment gegeben», erklärt sie. «Ein Vizeammann sollte aus meiner Sicht den Gemeindeammann entlasten und in Notsituationen nahtlos einspringen können. Diesen Anspruch hätte ich jedenfalls und dem würde ich aktuell nicht gerecht werden», sagt die Mitte-Kandidatin souverän. «Ich freue mich, wenn ich in den Gemeinderat gewählt werde, alles Weitere wird sich weisen
– sag niemals nie …»