Mit dem vergangenen Abstimmungswochenende haben wir den ersten Akt der Gesamterneuerungswahlen in Wohlen hinter uns gebracht. Wie nach jeder Abstimmung schwadronieren danach Experten, Exponenten und Medien darüber, dass das Volk nun wieder ein Wort, je nach Auslegung auch mal ein ...
Mit dem vergangenen Abstimmungswochenende haben wir den ersten Akt der Gesamterneuerungswahlen in Wohlen hinter uns gebracht. Wie nach jeder Abstimmung schwadronieren danach Experten, Exponenten und Medien darüber, dass das Volk nun wieder ein Wort, je nach Auslegung auch mal ein Machtwort gesprochen hat.
Dabei frage ich mich: Welches Volk ist da gemeint? Die Wohnbevölkerung? Die Steuerzahler? Oder am Ende nur ein paar Auserwählte? Wo bleibt das klare Volk? Wer darf überhaupt mitreden? Wohlen hat im Moment 18 264 Einwohner (Stand 14. Oktober). Von diesen 18 264 Einwohnern sind knapp 10 Prozent von der Wahl ausgeschlossen, weil sie zu jung sind, und weitere 35 Prozent, weil sie (oder ihre Eltern) das Pech hatten, in einem anderen Land geboren worden zu sein (das ist meist unverschuldet). Auf weitere knapp 9 Prozent trifft beides zu. Von denen, die dann noch übrig sind, geht höchstens die Hälfte an die Urne. Als konkretes Rechenbeispiel: Unser künftiger Gemeindeammann wurde mit 1804 Stimmen in sein Amt gewählt. Das sind also weniger als 10 Prozent der Bewohner von Wohlen. In unserem System ist das offenbar die Mehrheit – aber ist das eine Volkswahl? Ist es fair dem Steuerzahler (82 Prozent) gegenüber? Ist es fair, wenn 10 Prozent die wegweisenden Entscheidungen treffen, die vor allem diejenigen betreffen werden, die jetzt (noch) nicht wählen dürfen?
Einige Kantone in unserem Land gewähren kommunales und kantonales Wahlrecht weit grosszügiger. Sie haben offenbar eine andere Einstellung zu Mitsprachemöglichkeit als wir im Aargau. Da bin ich aber gespannt, welcher Politiker einen Vorstoss in den Grossen Rat bringt, um das zu ändern. Vielleicht sogar jemand, der das Wort «Volk» im Parteinamen trägt?
Philipp Simka, Wohlen