Was macht einen guten Gedanken aus?
05.08.2025 Region Unterfreiamt, DottikonEine Festrede zum 1. August von Hannes Leo Meier
Was hat eine vier Meter lange alte Bank aus dem abgerissenen Bahnhof Dottikon-Dintikon mit einem guten Gedanken zu tun? Eigentlich nichts und doch so viel, was die Festrede von Hannes Leo Meier beweist.
...Eine Festrede zum 1. August von Hannes Leo Meier
Was hat eine vier Meter lange alte Bank aus dem abgerissenen Bahnhof Dottikon-Dintikon mit einem guten Gedanken zu tun? Eigentlich nichts und doch so viel, was die Festrede von Hannes Leo Meier beweist.
Der heimatliche Gedanke ist gross in Dottikon. Auf dem Schulhaus-Areal Risi sind die zahlreichen Festbänke gefüllt von Besuchern jeglichen Alters. Viele von ihnen tragen mit Stolz das Pro-Patria-1.-August-Abzeichen. Ein weiteres Zeichen für die Verbundenheit zur Schweiz. Beim genauen Hinschauen merkt man: Die Feier wird nicht nur von der älteren Generation besucht. Zahlreiche Kinder vergnügen sich etwas ausserhalb der Festwirtschaft und lassen unzählige Knaller krachen. Doch ein strenger Blick des Gemeindeammanns Roland Polentarutti lässt sie innehalten.
Viele Gedanken an einem Tag
«Vielleicht sind die Dottiker formell nicht immer gendergerecht, aber immer ehrlich», meint er zur Begrüssung und fragt die Anwesenden, ob sie sich wohlfühlen. Eigentlich ist die Frage überflüssig. Überall werden Gespräche geführt. Egal ob Dottiker oder Heimweh-Dottiker. «Der heutige Festredner ging mit mir zur Schule, war ursprünglich Primarlehrer und ist in der Theaterszene bestens bekannt.» Eigentlich brauchte es keine Vorstellung von Hannes Leo Meier. Schon vor der offiziellen Begrüssung muss der heutige Timeout-Coach zahlreiche Hände schütteln. Er ist halt eine Berühmtheit in Dottikon und viele sind stolz, was aus dem kleinen Dottiker Buben geworden ist. «Und so freue ich mich, dass er mit uns ein paar Gedanken teilt», meint der Gemeindeammann und begrüsst den Festredner Meier.
«In allen menschlichen Strukturen besteht das Fundament aus guten Gedanken. Aus einer unglaublichen Vielzahl an guten Gedanken.» Dies sei wichtig und richtig, meint Hannes Leo Meier. Es gibt die alltäglichen Gedanken wie zum Beispiel, wenn man in der Küche steht und denkt: «Wenn ich den Kehrichtsack nach unten trage, kann ich den Kompost und das Altglas auch gleich mitnehmen.» Ein guter Gedanke, so muss man nicht zweimal laufen. Es gibt aber auch Gedanken vom Herzen. Wie wenn man jemanden sieht und einem auffällt, dass diejenige Person nicht so gut aussieht, und man sich das nächste Mal nach ihrem Befinden erkundigen will. Doch was macht einen guten Gedanken aus? Meier fordert die Anwesenden auf, innezuhalten und für sich selbst zu überlegen, was ein guter Gedanke ist. «Wie derjenige Gedanke, an diese 1.-August-Feier zu kommen», meint er lachend.
Manchmal braucht es Zeit und den richtigen Moment
Eine Frage stellt sich aber noch: Ist der Gedanke, nicht zweimal zu laufen, immer noch ein guter Gedanke, wenn die Tasche mit dem Altglas reisst und die Flaschen in tausend Stücke zerspringen? «Wie auch immer, das ist unser Leben. Es gehört hin und wieder dazu, dass wir denken, es kommt gut, dabei kommt es anders. Oder es kommt anders, als wir denken.» So stellt sich wieder die Frage, was einen guten Gedanken ausmacht. Für sich selbst, die Partnerschaft, die Familie und das Umfeld.
Auf seiner zweiten gedanklichen Reise nimmt Meier die Anwesenden auf den Weg Richtung Bahnhof mit. «Es ist 1993. Die Häuser im Holzpark stehen noch lange nicht und den Bally-Schriftzug kann man noch auf dem roten Gebäude lesen. Die Unterführung gibt es noch nicht, aber man sieht den alten Bahnhof», spinnt Meier den Gedanken weiter. Als der Bahnhof abgerissen wurde, fragte Meier nach der Holzbank. «Was ich mit der Bank wollte, wusste ich damals noch nicht», erinnert sich Meier und so fragte er die Anwesenden, ob es ein guter Gedanke war, sich eine vier Meter lange Holzbank schenken zu lassen.
Neues Leben für die alte Holzbank
Manchmal sind solche Gedanken sperrig und ihrer Zeit voraus. Aber was macht man mit solchen Gedanken: Man lagert sie ein, hütet sie, teilt sie mit jemandem und man wartet, bis die Zeit reif ist. Und wenn man den Gedanken wieder hervornimmt, überdenkt man ihn und renoviert ihn gegebenenfalls. «Meine Bank durfte in einer alten Scheune auf den richtigen Moment warten», meint Meier. «Ein Gedanke darf auch ein wenig auf die lange Bank geschoben werden. Man darf ihn nur nicht vergessen und muss ihn zum richtigen Zeitpunkt wieder hervorholen.» Nun steht die alte Holzbank im neuen Glanz neben dem Rednerpult. «Sie ist für uns alle da. Zum Erzählen, Plaudern, Palavern oder um Gedanken auszutauschen. Macht dazu ein Selfie, damit die Gedanken noch lange in Erinnerung bleiben.» --mo