Vor allem die SVP strahlte
02.12.2025 Einwohnerrat, Politik, Parteien, WohlenEinwohnerratswahlen Wohlen: Die Volkspartei legte zu – und hat eine Dominanz von 13 Sitzen
Da staunte selbst Regierungsrat Jean-Pierre Gallati. Am SVP-Wahlapéro durfte er reihenweise Gratulationen verteilen. Seine Partei stärkte die Stellung als Nummer ...
Einwohnerratswahlen Wohlen: Die Volkspartei legte zu – und hat eine Dominanz von 13 Sitzen
Da staunte selbst Regierungsrat Jean-Pierre Gallati. Am SVP-Wahlapéro durfte er reihenweise Gratulationen verteilen. Seine Partei stärkte die Stellung als Nummer eins in der Gemeinde.
Daniel Marti
Wer drei Referendumsabstimmungen in Folge gewinnt – und das in der Regel gegen die gesamte restliche Parteienlandschaft und gegen die Haltung des Gemeinderates –, der geht als Favorit in die nächsten Parlamentswahlen. Diese ideale Ausgangslage, mit jeweils starkem Rückhalt beim Wahlvolk, hat die SVP genutzt. Sie ist die einzige Partei, die bei den Einwohnerratswahlen Sitzgewinne erzielte. Sie steigerte sich von zehn auf dreizehn Sitze. Das Plus beim Wähleranteil liegt bei über acht Prozent.
Mit Erwartungen verbunden
Da muss – fast zwangsläufig – der Rest zu den Verlierern gehören. Mitte (neu 7) und SP (neu 5) verloren je einen Sitz, die Grünliberalen (6) konnten sich halten, wie Grüne (3) und Dorfteil Anglikon (2). Die zweite Siegerin ist die GLP, sie verteidigte ihre sechs Sitze und erzielte sogar eine Steigerung beim Wähleranteil um ein knappes halbes Prozent.
Das sind die nackten Zahlen, die eine enttäuschend tiefe Stimmbeteiligung von 35 Prozent ergeben hat. Das Interesse am neugewählten Einwohnerrat war also nicht riesig. «Gross waren allerdings die Vorzeichen», sagt SVP-Fraktionspräsident Manfred Breitschmid. Die Erfolge seiner Partei an der Urne seien doch ein klares Signal gewesen, «dass wir für das Volk einstehen». Und so betrachtet ist der Wahlerfolg der Volkspartei eine logische Folge. Sieg bei den Gemeinderatswahlen mit dem neuen Gemeindeammann Roland Vogt, Stärkung im Einwohnerrat als klare Nummer eins. Die SVP hat vom Volk Auftrag und Verantwortung übertragen bekommen. Diesen Auftrag soll die SVP nun auch wahrnehmen, fordert die Gegnerschaft oder eben die restliche Parteilandschaft. «Das machen wir schon lange», kontert Roland Büchi, Präsident der SVP Wohlen. Der Sieg bei den Parlamentswahlen sei mit Erwartungen des Volkes verbunden, weiss auch Fraktionspräsident Manfred Breitschmid. Und diese wolle man erfüllen.
31 Bisherige und gleicher Frauenanteil
Ergebnis-Übersicht zu Einwohnerrat, Gemeinderat, Friedensrichter
Der 40-köpfige Einwohnerrat Wohlen wird im nächsten Jahr ein neues Gesicht haben. Die SVP wird gleich mit insgesamt 13 Mandatsträgern aufmarschieren. Plus drei Sitze lautet die Erfolgsmeldung für die Volkspartei. Die erste Sitzung in neuer Besetzung findet am Montag, 12. Januar 2026, statt.
Insgesamt 33 Ratsmitglieder sind zur Wiederwahl angetreten, 31 davon sind wiedergewählt worden. Und zwei Personen wurden abgewählt. Bei der FDP muss Eugen Galliker der aktuellen Gemeinderätin Denise Strasser Platz machen. Und bei der SVP wurde Drago Glavas mit nur einer Stimme Differenz auf den ersten Ersatzplatz verwiesen. Das beste Resultat aller 107 Kandidierenden erzielte SVP-Mann Manfred Breitschmid, mit Jahrgang 1949 der älteste gewählte Einwohnerrat. Hier muss der Leistungsausweis ausschlaggebend gewesen sein und die Tatsache, dass er stets kritisch hinschaut.
Das Wohler Parlament ist weiter dafür bekannt, dass der Frauenanteil nicht wesentlich gross ist. So darf es wohl als Erfolg vermeldet werden, dass der Frauenanteil gleich bleiben wird. Vier Frauen verlassen den Einwohnerrat, vier Frauen rücken nach. Michelle Gregor (Mitte) und Beate Zimmermann (EVP) kandidierten nicht mehr. Claudia Hauri (SVP) und Sonja Isler-Rüttimann (Mitte) wurden in den Gemeinderat gewählt. Neu in den Einwohnerrat berufen wurden Monika Michel (SVP), Linda Meier (Grünliberale), Denise Strasser (FDP) und Petra Rita Koch (Dorfteil Anglikon).
SVP: 13 Sitze (+3)
Gewählt sind: 1. Manfred Breitschmid, 1949, ehem. Stiftungsleiter St. Josef (bisher), 1462 Stimmen. 2. Peter Christen, 1966, Wirtschaftsinformatiker (bisher), 1395. 3. Roland Büchi, 1962, technischer Angestellter (bisher), 1391. 4. Renato-Raffaele Hübscher, 1970, Unternehmer (bisher), 1382. 5. Max Hüsser, 1958, Speditionsfachmann, bisher, 1219. 6. Adrian Kündig, 1968, kaufmännischer Angestellter (bisher), 1200. 7. Stefan Nauer, 1962, Bereichsleiter Amt für Wirtschaft und Arbeit (neu), 1173. 8. Diana Holliger, 1963, Kauffrau (bisher), 1149. 9. Daniel Huser, 1992, Bauführer (neu), 1144. 10. Monika Michel, 1968, Geschäftsführerin (neu), 1130. 11. Sven Rappo, 1978, Betriebswächter (neu) 1083. 12. Fabio Pierascenzi, 1983, Bankdirektor (neu), 1082. 13. Fritz Beiner, 1968, Unternehmer (neu), 1080.
Nicht gewählt: 14. Drago Glavas, 1965, Gerüstbauunternehmer (bisher), 1079 Stimmen. 15. Bertrand Kolb, 1959, Betriebsökonom, 1045. 16. Guido Dobler, 1963, Drucker, 1035. 17. Cem Nacak, 1970, Projektleiter, 1017. 18. Stephan Schwendimann, 1991, Polymechaniker, Prozessmanager, 1016. 19. Ronald José Pérez, 1984, Logistikangestellter, 974. 20. Bojan Glavas, 1990, Gerüstbauer, 970. 21. llja Stutz, 2002, Polymechaniker, 934.
Mitte: 7 Sitze (–1)
Gewählt sind: 1. Harry Lütolf, 1970, Verlagsredaktor, Jurist Notariatsbüro, Grossrat (bisher), 1248 Stimmen. 2. Stefanie Dietrich-Meyer, 1989, Praxisleitung, Marketingfachfrau (bisher), 1087. 3. Daniel Heinrich, 1962, Unternehmer, eidg. dipl. Carrossier (bisher), 918. 4. Ruedi Donat, 1957, Meisterlandwirt (bisher), 909. 5. Aline Knoblauch, 1997, Sachbearbeiterin Mandatsführung (bisher), 859. 6. Marc Donat, 1981, Unternehmer, FH Landschaftsarchitekt (bisher), 844. 7. Marco Schmid, 1976, Maintenance Engineer Jet, Flugzeugingenieur HF, 726.
Nicht gewählt sind: 8. Sabrina Meyer, 1981, Treuhandexpertin, 678 Stimmen. 9. Simone Meyer-Weibel, 1985, Kantonsschullehrerin, 670. 10. Philipp Neeser, 1993, Leiter Innendienst, 647. 11. Michael Rorato, 1973, Politikwissenschaften, Teamleiter, 637. 12. Ursula Giger Wertli, 1971, pädagogische Mitarbeiterin HPS, Bankkauffrau, 632. 13. Claudia Breitschmid, 1964, Lehrerin, 590. 14. Pius Cavelty, 1971, Bankangestellter, 576. 15. Arlette Bär Deucher, 1977, Psychologin, 557. 16. Alexander Müller, 1986, Firmenkundenberater, 547. 17. Andreas Müller, 1981, IT-Projektleiter, 534. 18. Avni Krasniqi, 1980, Unternehmer, Carrosserielackierer, 483.
SP: 5 Sitze (–1)
Gewählt sind: 1. Laura Pascolin, 1971, Geschäftsführerin (bisher), 1234 Stimmen. 2. Martina Arnet, 1990, Primarlehrerin (bisher), 988. 3. Simone Allenspach, 1973, Leiterin Jugendarbeit (bisher), 666. 4. Matthias Schneider, 1991, Wohngruppenleiter Kindund Jugendheim (bisher), 656. 5. Sasha Stojmenovski, 1980, Immobilienmakler (bisher), 654.
Nicht gewählt sind: 6. Christof Hübscher, 1971, Badmeister, 616 Stimmen. 7. Seraina Arnet, 1994, Kindergärtnerin, 597. 8. Johannes Küng, 1991, Dozent, 549. 9. Olivia Schauli, 1998, Oberstufenlehrerin, 535. 10. Simon Sieroka, 1999, Mathematiker, 501. 11. Milenko Vukajlovic, 1982, Abteilungsleiter Fernwärme/Fernkälte, 493. 12. Juliette Kettler, 1996, Nachhaltigkeitsberaterin, 488. 13. Sara Ginsig, 2000, Sozialarbeiterin, 456. 14. Melanie Brühlmann, 1983, Fachpsychologin für Kinder und Jugendliche, 442. 15. Yanah Kim Allenspach, 2004, Studentin, 433. 16. Chiara Stojmenovski, 2007, Kauffrau, 431. 17. Ruth Schmid, 1950, Gerontologin, pensionierte Pflegefachfrau, 423. 18. Roland Sieber, 1950, Bauingenieur, 402. 19. Roland Stöckli, 1956, Rentner, 393.
GLP: 6 Sitze (0)
Gewählt sind: 1. Dennis Andermatt, 1976, Oberstufenlehrer (bisher), 1207 Stimmen. 2. Julia Frischknecht, 1995, Sängerin, Künstlerin, Musikschullehrperson (bisher), 1083. 3. Matthias, Angst, 1981, Rektor Kantonsschule (bisher), 1031. 4. Philipp Stäger, 1973, Abteilungsleiter (bisher), 924. 5. Olivier Parvex-Käppeli, 1977, Unternehmer (bisher), 914. 6. Linda Meier, 1984, Ärztin, Medizincontrollerin, Tarifspezialistin (neu), 717.
Nicht gewählt sind: 7. Manuel Sax, 2000, Student Pädagogische Hochschule (bisher), 677 Stimmen. 8. Daniel Renggli, 1960, Strategieberater, Dozent, 622. 9. Michael Leuppi, 1993, Bauingenieur, 533. 10. Élodie Parvex, 2007, Schülerin Kantonsschule, 505. 11. Silvia Frischknecht, 1963, Primarlehrerin, 484. 12. Christoph Hunziker, 1979, Leiter Netzentwicklung, 475. 13. Kristian Rodriguez, 1992, Kantonsschullehrer, 462. 14. Daniele Romano, 1993, Primarlehrer, 447. 15. Roger Scharpf, 1965, Kantonsschullehrer, 422. 16. Nicolas Giannetta, 1998, Sales Support Versicherung, 371. 17. Hansjörg Angst, 1956, pens. Director IT-Support, 369. – Weil Olivier Parvex erfolgreich in den Gemeinderat gewählt wurde, rückt Manuel Sax in den Einwohnerrat nach.
FDP: 4 Sitze (0)
Gewählt sind: 1. Lionel Zingg, 2000, Stabsmitarbeiter IT (bisher), 745 Stimmen. 2. Denise Strasser, 1980, Leiterin Finanzen/HR (neu), 694. 3. Dieter Stäger, 1963, Leiter Finanzen (bisher), 693. 4. Samuel Keller, 1960, Rentner, Ex-Unternehmer (bisher), 547.
Nicht gewählt sind: 5. Eugen Galliker, 1954, Flugzeuginspektor (bisher), 475 Stimmen. 6. Francine Biffiger, 2000, Firmenkundenberaterin Bank, 463. 7. Rafael Schürer, 1975, Leiter Finanz- und Rechnungswesen, 422. 8. Marco Fröhlich, 1982, Wirtschaftsprüfer, 401. 9. Carla Weber, 1980, Hotellerie und Pflegefachfrau, 379. 10. Elisa Strebel, 2003, Wirtschaftsstudentin, 342. 11. Carmen Sarrafian, 1978, Prokuristin, 329. 12. Cyrill Stäger, 1998, Maschinenbau-Support, 301. 13. Noah Remund, 2005, Verpackung und Montage, 269. 14. Valerio Cocco, 2000, Lehrer, 264. 15. Dragoljub Kuzmanovic, 2000, Maschinenführer, 238. 16. Morteza Alizadeh, 1988, Verkäufer, 228.
Grüne: 3 Sitze (0)
Gewählt sind: 1. Franziska Matter, 1974, Kindergarten-Lehrperson (bisher), 910 Stimmen. 2. Patrick Schmid, 1973, Lehrer (bisher), 676. 3. Pia Sieroka, 1967, Projektleiterin Klinische Forschung (bisher), 552.
Nicht gewählt sind: 4. Jenny Lüthy, 1998, Radiologiefachperson HF, 467 Stimmen. 5. Rolf Küng, 1961, Dozent, 413. 6. Melanie Moser, 1974, Lehrperson/Landwirtin, 368. 7. Samuel Solin, 1990, Projektleiter Ökobilanzierung, 315. 8. Sebastian Knecht, 1989, Sachbearbeiter Buchhaltung, 311. 9. Veronika Strub, 1959, Kindergärtnerin in Pension, 305. 10. Erich Strub, 1956, Maler, 258.
Dorfteil Anglikon: 2 Sitze (0)
Gewählt sind: 1. Mika Heinsalo, 1965, Service Operation Manager (bisher), 472 Stimmen. 2. Petra Rita Koch, 1981, Leiterin sozial und sozialmed. Organisationen (neu), 369.
Nicht gewählt sind: 3. Jonas Moos, 1985, Abteilungsleiter, 357 Stimmen. 4. Sameez Hasan, 1973, Molekularbiologe, 305. 5. Ralph Hecht, 1973, Head of IT/CIO, 263. 6. Christian Gugenberger, 1983, Sales Manager, 262.
Die grosse logische Siegerin
Einwohnerratswahlen: Die SVP schnellt hoch von 10 auf 13 Sitze
Der Erfolg ist riesig. Die SVP betoniert ihre Stellung als Nummer eins im Einwohnerrat. Mit 13 Sitzen ist die Volkspartei auf dem Höchststand der Wahlen 2013 gelandet. Man nimmt diesen Auftrag des Volkes gerne an, sagen Präsident und Fraktionspräsident.
Daniel Marti
Beste Stimmung im «Rössli». Denn dort feiern die grossen Sieger der Einwohnerratswahlen. Nachdem die SVP die letzten drei Referendumsabstimmungen vor dem Volk gewonnen hat – Grüngutgebühr, Aufwertung Zentralstrasse und Projektierungskredite für den Schulraum –, durfte ein starkes Resultat der Volkspartei bei den Parlamentswahlen erwartet werden. Darum kommt der Triumph der SVP nicht ganz überraschend.
Trotzdem, kennt die Parteileitung die Gründe für den Grosserfolg? «Klar doch», sagt Präsident Roland Büchi, «wir haben alle anderen unter Druck gesetzt. Das haben wir mit solider Arbeit erreicht. Wir sind eben fürs Volk da, das haben wir bei den drei erfolgreichen Referenden bewiesen. Wir wissen, wo bei den Menschen der Schuh drückt. Wir sind eben eine typische Volkspartei. Und wir machen eine konsequente Politik, das macht einen grossen Teil des Erfolges aus.»
«Da stimmt doch etwas nicht»
Auch Fraktionspräsident Manfred Breitschmid macht die konsequente Arbeit verantwortlich für den Erfolg an den Urne. «Denn die Menschen draussen merken und spüren das.» Und er machte mit dem Schulraum ein passendes Beispiel. Der SVP werde vorgeworfen, sie habe sich da in der Kommission nicht eingebracht, «dabei sind wir die Einzigen, die ein Grobkonzept eingereicht und wichtige Fragen gestellt haben». Ähnlich sei es beim Regionalen Entwicklungsleitbild. «Nur die Grünen und wir haben sich bemerkbar gemacht.» Und um den Rebberg mit der kriselnden Grossbaustelle kümmert sich nur die SVP. «Von den Mitstreitern bekommen wir nur Häme. Da stimmt doch etwas nicht, und das merkt der Wähler.»
Den Vorwurf, dass sich die SVP nicht einbringt, den mag Manfred Breitschmid nicht mehr hören. Das Gegenteil sei der Fall – und das sei ein Grundstein für den Erfolg. Breitschmid: «Und die drei gewonnenen Referendumsabstimmungen waren doch ein Vorbote.» Ein Zeichen für die jetzigen 13 Sitze. Ein Plus von drei Mandaten.
Gleich sechs Neue
Das Ergebnis der Einwohnerratswahlen ist auch ein Zeichen an den neu gewählten Gemeinderat, der nach rechts gerutscht ist. «Das Wohler Volk wollte das so», betont Roland Büchi. Und das verpflichtet, sich von der Oppositionshaltung zu verabschieden? «Eine solche Frage hören wir eigentlich nicht gerne», kontert der Parteipräsident, «denn wir zwängeln ja nicht, im Gegenteil, wir vertreten die Mehrheit des Wohler Volkes.» Basta.
Mit sieben bisherigen und sechs neuen Einwohnerratsmitgliedern wird man das künftig noch stärker tun können. Mit Stefan Nauer, Daniel Huser, Sven Rappo, Fabio Pierascenzi und Fritz Beiner wurden fünf neue Männer gewählt. Und dank der Wahl von Monika Michel bekommt die Bisherige Diana Holliger eine Frau zur Seite in der von Männern dominierten Fraktion. Die weiteren Bisherigen Manfred Breitschmid, Peter Christen, Roland Büchi, Renato Hübscher, Max Hüsser und Adrian Kündig wurden problemlos gewählt. Der Bisherige Drago Glavas wurde dagegen um eine Stimme abgewählt, er nimmt den ersten Ersatzplatz ein.
Rechtsbürgerliche Mehrheit: «Schön wäre es»
Zurück zum Grosserfolg. Der verpflichtet. Er ist auch ein klarer Auftrag, um Verantwortung zu übernehmen. «Das machen wir ja schon längst», sagt Präsident Büchi voller Selbstbewusstsein. «Genau dafür sind wir gewählt worden.» Fraktionspräsident Breitschmid sieht dies ein wenig differenzierter. «Dieser Auftrag ist auch eine Herausforderung. Die Wählerschaft hat uns mit ihrer Stimme ihr Vertrauen geschenkt. Das ist mit hohen Erwartungen verbunden.» Und diesen Erwartungen wolle die SVP nun gerecht werden.
Kommt hinzu, dass sich die SVP zumindest personell neu aufstellen muss. Sechs neue Ratsmitglieder müssen zuerst einmal integriert werden. «Kein Problem, das bringen wir gut auf den Weg», betont Büchi, «denn wir können auch auf viel Erfahrung setzen». Ganz so einfach werde das allerdings nicht, räumt Fraktionspräsident Breitschmid ein. Er sei offen dafür, diese Aufgabe als Fraktionspräsident weiter anpacken zu dürfen oder zu wollen.
Und dann stellt sich trotz Grosserfolg eine wesentliche Frage: Wird es nun stetig rechtsbürgerliche Mehrheiten geben? Denn allein kann die Volkspartei im Einwohnerrat weiterhin nichts bewirken. Es gibt zwar eine satte rechtsbürgerliche Mehrheit mit SVP, FDP, Mitte. Funktioniert diese Dominanz? «Schön wäre es», antwortet Büchi prompt. Er habe Zweifel an Parteien, «die sich bürgerlich schimpfen, aber dann links abbiegen». Und Parteien, die immer wieder über die SVP schimpfen, gebe es auch genug. Darum hofft er auch hier auf eine gewisse Umkehr – vor allem von den anderen bürgerlichen Parteien.
Stefan Nauer, der starke Newcomer
Die SVP hat also manche Geschichte geschrieben im Einwohnerratswahlkampf. Eine spezielle Story liefert Stefan Nauer, der als 63-Jähriger auf Anhieb ins Dorfparlament gewählt wurde. Er verfüge halt über ein gutes Netzwerk und Wohlen sei sein Lebensmittelpunkt, sagt er zu seinem Erfolg. «Und ich mache mir immer Gedanken. wie ich die Leute überzeugen kann.» Und dazu schreibt er noch gerne markige Leserbriefe.
Seit zwei, drei Jahren sei er zur Überzeugung gekommen, «dass es einfach mehr Leute braucht, die sich engagieren. Denn die Menschen wollen nicht nur Worte hören, sondern sie wollen auch Taten sehen.» Genau das will er auch abliefern als Lokalpolitiker. Und nun mit Jahrgang 1962 werde er auch genügend Zeit finden, um sein neustes Hobby, die Politik, zu pflegen, versichert er. Sein persönliches Resultat – vorgeprescht auf Listenplatz sieben mit 1173 Stimmen – hat selbst ihn überrascht. Dies motiviert ihn, im Einwohnerrat aktiv zu sein. «Ich werde auf die Menschen hören und das aufnehmen, was sie beschäftigt», so Nauer.
Und er pflegt dabei ein wichtiges Schlagwort: bedarfsgerecht. Dem möchte er nachleben, bei allen Themen, ob Schulraum, Steuerfuss oder Verkehrsproblem. Das ist doch ein schönes Versprechen des SVP-Newcomers. Vielleicht findet er Nachahmer.
Bestätigung für den Unbequemen
Manfred Breitschmid (SVP) erzielte das beste Resultat
1462 Stimmen. Das ist die Rekordmarke. Und sie wurde von Manfred Breitschmid erreicht. Vier SVP-Vertreter liegen in dieser Rangliste vorne.
Es ist eine Ausmarchung für sich. Nicht entscheidend, aber doch eine Rangliste, die Aufmerksamkeit erlangt. Manfred Breitschmid führt die Tabelle der besten persönlichen Resultate an. Vor Peter Christen, Roland Büchi und Renato Hübscher, alles SVP-Parteikollegen. Auf Rang fünf folgt Harry Lütolf (Mitte), der vor vier Jahren noch die Ranglistenspitze zierte.
«Ist auch mit Erwartungen verbunden»
Wie fühlt sich ein solcher Erfolg an? «Das hat doch auch mit Glück zu tun», sagt Manfred Breitschmid dazu fast schon bescheiden. «Doch es ist ein schönes Ergebnis», fügt er noch an. «Aber auch das ist mit Erwartungen verbunden.» Und – logischerweise – lässt er auch eine kritische Betrachtung zu. «Ausgerechnet ich. Dass ausgerechnet ich als ältester Kandidat das beste Resultat erzielt, darüber müssten ja die Jungen etwas stärker studieren.» Recht hat er. «Das Resultat kann aber auch eine Bestätigung sein für meine Arbeit. Dann nehme ich das gerne an.»
Vor vier Jahren bei seiner ersten Wahl sei er noch als Zahnstocher bezeichnet worden. Nun ist er ein Lokalpolitiker, der gerne den Finger in wunde Punkte hält. Manfred Breitschmid, der Unbequeme? In Diskussionen schätze er diese Bezeichnung gerne. «Es darf doch immer Widerspruch geben», zusammen mit einer kritischen Haltung bringe einen das weiter. Und er wolle schon gar nicht der Liebling aller sein, das passe nicht zu ihm. Und er sei sich auch bewusst, dass eine unbequeme Haltung Stimmen kosten könne. «Aber das nehme ich in Kauf», sagt der Unbequeme mit dem Bestresultat. --dm
Erhofft, aber nicht erwartet
Die GLP kann ihre sechs Sitze verteidigen – Linda Meier neu gewählt
Die Grünliberalen haben gleich doppelt Grund zum Feiern. Die Partei stellt neu einen Gemeinderat. Und sie ist neu die drittstärkste Kraft in Wohlen. Der Erfolg fand gar auf nationaler Ebene Beachtung.
Chregi Hansen
Natürlich ist die SVP die grosse Siegerin der Einwohnerratswahlen. «Aber wir fühlen und auch als Sieger», strahlt Matthias Angst, der Präsident der Grünliberalen. Seine Partei hat weiterhin sechs Sitze im Parlament. «Wir haben vor vier Jahren die Sitze von drei auf sechs verdoppelt. Dass wird dieses Resultat halten konnten, ist alles andere als selbstverständlich», sagt denn auch Angst.
Dies zeige auch der Blick in die anderen Gemeinden mit Parlament im Kanton. Dort hat die GLP teilweise Sitze verloren. Sechs Sitze wie in Wohlen hat die GLP in keinem anderen Aargauer Einwohnerrat. Und mit einem Wähleranteil von über 14 Prozent liegt man auch deutlich über den Resultaten der kantonalen Partei. Ein solches Resultat habe man zwar erhofft, aber nicht unbedingt erwartet. «Das ist nur möglich, weil wir erneut mit einer starken Liste angetreten sind. Wir haben viele Persönlichkeiten in unseren Reihen, die man in Wohlen bestens kennt und die gut vernetzt sind. Und bei solchen Wahlen geht es eben um Köpfe», ist Matthias Angst überzeugt.
Gleich drei Gewählte über 1000 Stimmen
Das zeigen auch die Stimmenzahlen der GLP-Kandidaten. Gleich drei von ihnen knackten die «Schallgrenze» von 1000. Den ersten Platz auf der Liste holte sich Dennis Andermatt mit 1207 Stimmen, vor der designierten Einwohnerratspräsidentin Julia Frischknecht mit 1083 und Matthias Angst mit 1031 Stimmen. Weiter gewählt wurden Philipp Stäger (924) und als einzige neue Vertreterin Linda Meier (717). Speziell war der Nachmittag für Manuel Sax.
Mit seinen 677 Stimmen kam der Bisherige nur auf Platz sieben, was nicht gereicht hätte. Weil aber Olivier Parvex (5. Platz mit 914 Stimmen) in den Gemeinderat gewählt wurde, rutscht er wieder nach. Erster Ersatz ist Daniel Renggli.
Kein Wunder, ist die GLP an diesem Tag in Feierlaune. «Man darf nie vergessen: Vor vier Jahren hatten wir noch die Listennummer 6, diesmal die Nummer 4, und beim nächsten Mal sind wir die 3», freut sich Angst. Angesichts des Rechtsrutsches war das nicht unbedingt zu erwarten. Die Erfolge wurden auch auf anderer Ebene realisiert. So überbrachte Nationalrat Matthias Jauslin, der bekanntlich von der FDP zur GLP gewechselt ist, die Glückwünsche der nationalen Partei. Und strahlt mit Matthias Angst um die Wette.
Bei aller Freude, so werde sich für die Partei mit der Wahl von Olivier Parvex in den Gemeinderat auch einiges ändern, fügt der Parteipräsident an. «Wir haben jetzt einen direkten Draht in die Exekutive, das ist positiv. Aber wir sind dadurch auch vermehrt gefordert, den Gemeinderat zu stützen», sagt er. Das habe man bislang schon getan, werde aber in Zukunft wohl noch wichtiger. Wobei: Für die GLP war und ist es wichtig, mit allen Parteien gut zusammenzuarbeiten. «Das erleben wir auch in den verschiedenen Kommissionen, in denen wir uns sehr aktiv einbringen», macht Matthias Angst deutlich. Und man werde gespannt verfolgen, wie sich die SVP als Wahlsiegerin in Zukunft verhält. Als «zweite Siegerin» will die GLP auch in Zukunft ein gewichtiges Wort mitreden.
Kein Sieger im Toto-Spiel
Die GLP ist also Gewinnerin. Aber nicht in allen Bereichen. Beim parteiinternen Toto gab es keinen Sieger. Die Mitglieder und Sympathisanten hatten die Möglichkeit, den bestgewählten Kandidaten oder Kandidatin dieser Wahl zu erraten – samt Stimmenzahl. Häufig genannt wurden etwa Harry Lütolf und Dennis Andermatt, den Sieger Manfred Breitschmid hatte niemand auf der Rechnung. Auffällig waren die hohen Stimmenzahlen, die getippt wurden – die eher tiefe Stimmbeteiligung liess die Prognose platzen. «Macht nichts, das Geld bleibt im Topf und kommt bei den nächsten Wahlen wieder zum Einsatz», lacht Organisator Andermatt. Und packt die Liste wieder ein, um mit seinen Kollegen anzustossen. Die nächsten Wahlen kommen bestimmt.
In Zukunft eigenen Vertreter im Gemeinderat
Still und leise freute sich auch Simon Sax über den Erfolg. Der frühere Einwohnerrat und heutiges Vorstandsmitglied hat sich im Wahlkampf sehr engagiert für seine Partei. Dass man nun über eine starke Fraktion und einen Gemeinderat verfüge, das sei das Optimum. «Die direkten Informationen aus der Exekutive, die fehlten bisher. Das macht es nun einfacher für uns», sagt er. Das ist für ihn die wohl wertvollste Erkenntnis dieser Wahlen.
In Zukunft noch sichtbarer werden
Dorfteil Anglikon weiterhin mit zwei Vertretern im Parlament
Mika Heinsalo startet in seine vierte Amtsperiode, Petra Koch in ihre erste. «Wir werden gut zusammenarbeiten», sagen sie unisono. Sie wollen dafür sorgen, dass Anglikon in der Wohler Politik nicht vergessen geht.
Drei Ziele hatte sich Mika Heinsalo gesetzt. Zwei davon hat er erreicht. Er schaffte die Wiederwahl. Und mit Petra Koch schickt der Dorfteil Anglikon neu eine Frau ins Parlament. «Das freut mich sehr. Sie hat vor vier Jahren die Wahl knapp verpasst – schön, hat es jetzt geklappt», so der erfahrene Lokalpolitiker.
Mit wem geht man zusammen?
Das dritte Ziel – einen dritten Sitz – hat der Dorfteil Anglikon hingegen verpasst. Und zwar deutlicher als noch vor vier Jahren. Das Potenzial für drei Sitze sei sicher da, ist Heinsalo überzeugt, «aber dafür müssen wir wohl aktiver werden im Wahlkampf», fügt er selbstkritisch an. Zu viele hätten noch immer das Gefühl, dass wir nur die Angliker Interessen vertreten. «Die haben wir sicher auf dem Schirm. Aber wir machen Politik für ganz Wohlen», betont Heinsalo. Und zwar immer sachbetont und nicht parteipolitisch. Man sei keine Partei im eigentlichen Sinn, und das bekomme man leider ab und zu auch zu spüren, muss der Vizepräsident des Dorfvereins feststellen. «Es gibt leider Politiker in Wohlen, die uns nicht ernst nehmen.» Der dritte Sitz hätte es möglich gemacht, endlich eine eigene Fraktion zu gründen. Nun muss das Duo wieder bei einer anderen Partei Unterschlupf finden. Das müsse nicht unbedingt die FDP sein wie in den Vorjahren, sagen sowohl Heinsalo wie Koch. «Wir werden erst miteinander das Gespräch suchen, die Situation analysieren und dann Kontakt aufnehmen mit den anderen Parteien», betonen sie. Für den Dorfteil Anglikon sei es wichtig, sichtbar zu sein und nicht einfach als Anhängsel einer anderen Partei wahrgenommen zu werden. Man wolle darum in Zukunft noch aktiver auftreten.
Tagesstrukturen und Ortsbus als wichtige Themen
Die neue Einwohnerrätin Petra Koch freut sich auf diese neue Aufgabe. Die 44-Jährige ist bereits politisch aktiv als Mitglied der Kulturkommission. Nun wird sie also neu im Einwohnerrat wirken. «Ich war schon immer politisch interessiert und freue mich, jetzt mitwirken zu können», sagt sie bei der Wahlfeier im «Hirschen». Sie ist vor 15 Jahren vom Ballygebiet nach Anglikon gezogen und fühlt sich hier sehr wohl. «Wir müssen weiter aktiv sein, damit wir nicht vergessen gehen», sagt sie. Das gelte zum einen für die Schule – hier stellt sich die Frage, was in Zukunft mit dem Kindergarten passiert. Und die Mutter einer Tochter ärgert sich, dass es am Standort in Anglikon kein Angebot mehr gibt für die Tagesstrukturen. «Die Nachfrage ist da, aber die Kinder müssen dafür ins Bünzmatt, das ist nicht in jedem Fall möglich», bedauert sie. Und auch die Zukunft des Ortsbusses bewegt die Angliker weiterhin.
Braucht es wieder eine Demo?
Petra Koch leitet das Alterszentrum Schlossblick in Mägenwil, «eine der kleinsten Institutionen der Schweiz», wie sie lachend betont. Und scheut sich dabei nicht, trotz Leitungsfunktion auch pflegerisch tätig zu sein. Kein Wunder, liegt ihr auch das Thema Senioren am Herzen. Da könne man noch mehr machen, ist sie überzeugt. Politisch bezeichnet sie sich als bürgerlich und ist überzeugt, mit Mika Heinsalo ein gutes Team zu bilden. «Wir kennen uns auch dem Vorstand des Dorfvereins», sagt sie. Sie ist sich bewusst, dass nun viel Arbeit auf sie wartet. Der zurücktretende Hansruedi Meyer kündigte jedenfalls an, dass er ihr schon bald zwei grosse Ordner übergeben wird.
«Mit nur zwei Vertretern ist die Arbeit eben umso grösser», weiss Heinsalo. Aber man sei motiviert, einen Effort zu leisten für den eigenen Dorfteil. «Wir gehören zu Wohlen. Aber es gibt eben schon Themen, die uns besonders betreffen. Diese müssen wir vermehrt bekannt machen.» Vielleicht brauche es dazu, sagt er zum Schluss, mal wieder eine Demo wie damals bezüglich Schule. Hauptsache, Anglikon bleibt sichtbar. --chh
Immerhin die zweitstärkste Kraft
Einwohnerratswahlen: Die Mitte wollte zulegen und muss mit sieben Sitzen einen Sitzverlust hinnehmen
Die Enttäuschung war spürbar. Denn die Mitte hatte sich mehr erhofft. Sieben Sitze bedeuten einen Rückschritt auf das Niveau von 2017. Als zweitstärkste Kraft werde die Mitte weiterhin konstruktiv arbeiten und Wohlen vorwärtsbringen wollen, sagten die Co-Präsidentinnen Stefanie Dietrich und Sonja Isler-Rüttimann.
Daniel Marti
«Ja, wir haben unser Ziel verfehlt.» Kurz und knapp fällt die erste Einschätzung von Stefanie Dietrich, Co-Präsidentin der Mitte, aus. Ein neunter Sitz wurde angestrebt, nun ging es aber zurück von acht auf sieben Mandate. «Die klare Dominanz der SVP» müsse man akzeptieren. Bei drei Sitzgewinnen der SVP müssten irgendwo Sitze wegfallen, so Dietrich weiter. Dies ist bei der Mitte, bei der SP und bei der EVP der Fall. «Von unseren acht Bisherigen sind halt nur sechs wieder angetreten, diese Stimmen fehlten uns wohl», mutmasst Dietrich. Michelle Gregor trat zur Wiederwahl nicht mehr an, Sonja Isler-Rüttimann wurde in den Gemeinderat gewählt. Dieser Aderlass war wohl zu gross.
Weiterhin Lösungen erarbeiten
Harry Lütolf, Stefanie Dietrich, Daniel Heinrich, Ruedi Donat, Aline Knoblauch und Marc Donat schafften die Wiederwahl problemlos, als neue Mitte-Kraft wurde Marco Schmid ins Dorfparlament gewählt, Sabrina Meyer ist auf dem ersten Ersatzplatz Kronprinzessin. «Wir haben eine gute Liste angeboten, ein ausgewogenes Kandidatenfeld», sagte Stefanie Dietrich noch. «Aber vielleicht hatten wir nicht die entscheidenden Themen im Wahlkampf, die dann die grosse Kehrtwende gebracht hätten. Aber immerhin sind wir nach der SVP die zweitstärkste Kraft geblieben.» Sicherlich ein kleiner Trost.
Grober Fehler sei man sich nicht bewusst, sagte Sonja Isler-Rüttimann, die zweite Co-Präsidentin. «Deshalb werden wir weiterhin versuchen, unser Potenzial zu nutzen, um Lösungen zu erarbeiten.» Und die Mitte werde sich weiterhin einsetzen, um Mehrheiten zu erreichen, so Stefanie Dietrich, «wir wollen, dass Wohlen vorwärtskommt».
«Vielleicht sind wir zu brav»
Gründe für den Sitzverlust wurden bei der Mitte tatsächlich gefunden. Die tiefe Stimmbeteiligung sei bedenklich, kritisiert Sonja Isler-Rüttimann. Vor vier Jahren wurden noch rund 132 000 Stimmen abgegeben, heuer waren es knapp 110 000 Stimmen. Bei einer Wahlbeteiligung von einem knappen Drittel (es waren genau 35,35 Prozent) könne man «nicht wirklich von einem Volksentscheid sprechen», sagte die neue Frau Vizeammann. Es brauche einen Effort, «um die Bevölkerung dazu zu bewegen, Verantwortung zu übernehmen und an die Urne zu gehen».
Letztlich hat die SVP fast 9 Prozent an Wähleranteilen gewonnen, die Mitte knappe 1,8 Prozent verloren. «So haben wir das nicht erwartet, das ist ein deutliches Resultat. Die SVP muss jetzt Verantwortung übernehmen und ihre Mitarbeit anbieten», betont Sonja Isler-Rüttimann. Gleichzeitig musste sie zugeben, «dass das Stimmvolk eine Veränderung wohl nur der SVP zutraut. Wir sind gespannt.»
Anscheinend sei es leichter, mit einem populistischen Wahlkampf Siege zu erreichen, meinten beide Co-Präsidentinnen. «Vielleicht sind auch wir zu brav», und eventuell müsse die Mitte Wohlen die Aufbruchstimmung der nationalen Mitte nun aufnehmen.
Nicht die SVP-Schiene, sondern den Bogen spannen
Die Mitte kam auf einen Wähleranteil von 17,44 Prozent. Das ist deutlich mehr als der kantonale Wert. «Und unsere Kandidaten haben gut abgeschnitten», glaubt Sonja Isler-Rüttimann. Trotzdem muss sich die Mitte wohl bewegen. Man wolle immer konstruktiv Lösungen suchen, sagt Stefanie Dietrich, natürlich auch eine bürgerliche Mehrheit anstreben. «Aber es kann ja auch Mehrheiten in der Mitte geben, zusammen mit der FDP und den Grünliberalen. «Wir müssen also nicht gleich auf die SVP-Schiene aufspringen – obwohl die bürgerliche Mehrheit vom Stimmvolk gewünscht wird.» Die Wahlen haben gemäss den beiden Co-Präsidentinnen ein Zeichen gesetzt, «dass Wohlen von Mitte-rechts gestaltet werden soll. Dieses Signal ist deutlich und wir ignorieren das nicht.»
Die beiden Co-Präsidentinnen zum Schluss ganz grundsätzlich: «Die Mitte Wohlen wird als Team motiviert in die neue Legislatur starten und sich starkmachen für Wohlen. Wir werden unsere Politik weiterführen mit konstruktiven Lösungen und den Bogen spannen zwischen den Polen. Wir werden uns einsetzen für weitsichtige Strategien. Ein Stillstand ist für die Mitte in Wohlen nicht akzeptabel.»
Nur noch zwei Frauen und Nummer eins abgegeben
Einen kleinen Wandel muss die Einwohnerratsfraktion doch noch verkraften. Bisher politisierten je vier Frauen und Männer für die Mitte im Dorfparlament, ab Januar werden es mit Aline Knoblauch und Stefanie Dietrich nur noch zwei Frauen sein. «Frauen haben tatsächlich ab und zu andere Gedanken», so Stefanie Dietrich schmunzelnd, «aber wir werden auch in Zukunft weiterhin eine gute Durchmischung haben in unserer Fraktion.» Dann musste die Mitte neben dem Sitzverlust noch einen weiteren Dämpfer hinnehmen. Vor vier Jahren war Harry Lütolf mit 1691 Stimmen unbestritten der bestgewählte Einwohnerrat. Nun musste er mit 1248 Stimmen gleich vier SVP-Vertretern den Vortritt lassen. Manfred Breitschmid holte mit 1462 Stimmen das beste Einzelresultat. Weil die SVP auf viel mehr unveränderte Listen zählen könne, sei dies nicht weiter überraschend, sagte Lütolf. Dafür habe er beim Panaschieren doch recht gut abgeschlossen. Stimmt, da ist er der sogenannte Panaschierkönig.
Lütolf, der ehemalige Parteipräsident, merkte noch an, dass die meisten Stimmbürger kaum einer Partei angehören. «Das bedeutet, dass viele ungebundene Menschen meinen Namen aufgeschrieben haben.» Darum sei er sehr zufrieden mit dem persönlichen Resultat. «Und wir haben keinen schlechten Wahlkampf abgeliefert.» Vielleicht habe sein teilweise aggressives Auftreten gegenüber der SVP nicht unbedingt geholfen, liess er einen selbstkritischen Ton durchblicken. «Aber die SVP will in Wohlen nur noch das absolute Minimum realisieren und möglichst kein Geld ausgeben.» Genau das wolle er nicht. «Wir wollen Wohlen weiterbringen.» Auch in der nächsten Legislatur.
Jetzt neue Rolle einnehmen
Die Grünen können ihre drei Sitze verteidigen
Gemischte Gefühle bei den Grünen. Einerseits freut man sich, dass alle drei Bisherigen die Wiederwahl geschafft haben. Andererseits ist man sich bewusst, dass es ohne einen eigenen Vertreter im Gemeinderat schwieriger wird.
Mit 910 Stimmen erreichte Franziska Matter ein hervorragendes Resultat. Auch Patrick Schmid (676) und Pia Sieroka (552) konnten ihr Sitze im Parlament verteidigen. Am meisten freut sich Co-Präsident Rolf Küng aber über das Ergebnis von Jenny Lüthi. Vom letzten Listenplatz gestartet, erreichte die 27-Jährige Platz 4. «Das macht Hoffnung für die Zukunft», so Küng.
Wohl etwas weniger profilieren können
Am wichtigsten sei aber, dass die Partei ihre drei Sitze verteidigen konnte», so Küng. Das bestätigt auch Co-Präsident Patrick Schmid. «Das war nicht selbstverständlich», sagt er. Der allgemeine Rechtsrutsch sprach gegen ein Topergebnis. «Und in den letzten vier Jahren haben wir die Politik des Gemeinderates fast immer unterstützt. Nicht, weil wir einen Vertreter in der Exekutive hatten. Sondern weil wir überzeugt waren von dem, was der Gemeinderat gemacht hat», fügt Schmid an. Darum habe man sich wohl etwas weniger profilieren können in der allgemeinen Wahrnehmung.
Das wird nun anders. «Wir werden mehr Opposition machen», kündigt Siekora an. Und man werde sich gegen einen Abbau von Leistungen wehren.
Dies betreffe Beiträge für Sport- und Freizeitanlagen ebenso wie den Schulraum oder die Verwaltung. Keinen eigenen Vertreter in der Exekutive zu haben, könne auch ein Vorteil sein, fügt Schmid an. «Wir müssen nicht mehr Rücksicht nehmen und können noch klarer für unsere Positionen einstehen.» Andererseits sei es natürlich ein Nachteil, weil die Informationen aus dem Gemeinderat nicht mehr direkt fliessen. Letztlich aber sei man bereit, die neue Rolle zu übernehmen.
Für ein lebenswertes Wohlen
«Wir müssen vermehrt die Zusammenarbeit mit anderen Parteien suchen», ist für Franziska Matter klar. Und sie möchte auch den regelmässigen Frauentreff wieder aufleben lassen, den es früher parteiübergreifend gab.
Alle drei sind gespannt, wohin sich die Gemeinde jetzt entwickelt. Auch die neuen Gemeinderäte, so Schmid, würden schnell merken, dass der Grossteil der Ausgaben eben gebunden und der Spielraum klein sei. Und die Grünen werden sich weiterhin für ein lebenswertes Wohlen einsetzen, in dem sich alle wohlfühlen. --chh
Vielleicht zu wenig Schärfe
Einwohnerratswahlen: Die FDP verharrt auf vier Sitzen – und ist nicht ganz zufrieden
Glücklich sind die Freisinnigen mit dem Wahlausgang nicht. Insgeheim hat man sich eine Verbesserung der Sitzzahl erhofft. Die Parteispitze schwankt zwischen Enttäuschung und Pragmatismus. Die Bisherigen Lionel Zingg, Dieter Stäger und Präsident Sämi Keller wurden wiedergewählt. Gemeinderätin Denise Strasser schafft das Comeback im Einwohnerrat.
Daniel Marti
Wohin steuert die einst so grosse FDP? Die Einwohnerratswahlen hätten einen Richtungswechsel vorgeben sollen. Vor acht Jahren waren die Freisinnigen noch bei sechs Sitzen. Diese Marke wurde deutlich verpasst. Vier Sitze wie vor vier Jahren – das ist näher an der Ernüchterung. Bei der Parteispitze ging die Analyse sofort los und sie mündete in einer angeregten Diskussionsrunde.
«Wir hatten eine gute Liste, machten einen tollen Wahlkampf und haben immerhin vier Sitze erreicht», sagte Dieter Stäger, die Nummer eins der FDP-Liste. «So gesehen können wir unsere Politik so weitermachen wie bisher. Wir werden mit viel Freude unsere bürgerliche Politik weiterführen.» Die Stimmbeteiligung sei halt tief gewesen, die SVP habe im grossen Stil gewonnen, «da muss dann halt jemand bluten».
Kompromisse besser vermitteln
Bei der FDP schwankte man tatsächlich. Und irgendwie hat man mehr erwartet. «Im besten Fall haben wir mit sechs Sitzen spekulieren dürfen», gab Parteipräsident Sämi Keller zu. Die vier Bisherigen und die beiden Frauen, die ein Einwohnerrat-Comeback anstrebten, Denise Strasser und Francine Biffiger. Diese Rechnung ging nicht auf. Darum findet Denise Strasser das erzielte Resultat «enttäuschend. Mindestens einen Sitz hätte ich mehr erwartet.» Denn die allgemeine Richtung sei ja nach rechts gegangen, also in Richtung FDP. «Die SVP hat doch nichts Besonderes gemacht ausser der drei gewonnenen Referenden», erklärte Lionel Zingg, der aber auch betonte, dass die Freisinnigen auf sich schauen müssen. «Wir setzen uns immer für Kompromisse ein. Aber es ist halt nicht einfach, Kompromisse zu vermitteln. Wir müssen unsere Botschaften einfach besser an die Bevölkerung bringen.» Die Art und Weise könne eben mitentscheidend sein. Nur zur SVP raufzuschauen, das sei aber gefährlich, meinte Parteipräsident Sämi Keller. «Wir müssen uns treu bleiben.»
Der klare Rechtsrutsch bei Gemeinderat und Einwohnerrat wird Folgen haben, das glaubt zumindest Dieter Stäger. «Nun muss die SVP aufhören, nur Opposition zu betreiben. Jetzt muss sie liefern.» Und die Freisinnigen müssen halt laut Stäger «andere Mehrheiten suchen». Diese sind auch in der Mitte möglich zu dritt: mit GLP, FDP und Mitte. Denise Strasser ist zudem überzeugt davon, «dass wir in Wohlen nicht am Volk vorbei politisieren», vielleicht sei die nationale FDP vielen Bürgerinnen und Bürgern ein Dorn im Auge. «Unsere Politik hat zu wenig Schärfe. Dadurch weiss die Bevölkerung nicht immer, wofür die FDP steht», äussert sich Dieter Stäger kritisch.
Wechsel von Denise Strasser geglückt
Fraktionspräsident Lionel Zingg spricht noch einen weiteren wunden Punkt an: «Die FDP hatte in den letzten vier Jahren im Gemeinderat das Ressort Finanzen. Mit diesem Ressort gewinnt man in Wohlen einfach keinen Blumentopf, damit holt man keine Sympathiepunkte», argumentierte er. Und diesen Posten hatte Denise Strasser inne. Die Finanzministerin ist nicht zur Wiederwahl im Gemeinderat angetreten. Und peilte erfolgreich die Rückkehr in den Einwohnerrat an. Sie habe die Arbeit im Gemeinderat sehr geschätzt, gab sie zu, darum tue ihr Abgang auch ein wenig weh. «Aber ich hatte auch nicht immer Freude an dieser Arbeit als Finanzverantwortliche.» Und mit der Wahl in den Grossrat fehlte ihr irgendwie die Zeit. «Familie und Partner haben unter dieser Situation gelitten.»
Für Denise Strasser ist die kommunale Politik jedoch sehr bereichernd. Und als Gemeinderatsmitglied habe sie sich viel Wissen erarbeitet, «das möchte ich nun als Einwohnerrätin an Wohlen zurückgeben und dieses Wissen weiter einsetzen».
Ob ihr Wechsel vom Gemeinderat in den Einwohnerrat tatsächlich gelingen würde, dessen war sie sich nicht ganz sicher. «Ich konnte es nicht abschätzen.» Mit der erfolgreichen Wahl und fast 700 Stimmen ist sie natürlich zufrieden. «Schön, dass wieder eine Frau bei uns in der Fraktion dabei ist», freute sich Präsident Keller.
Ein souveräner Abgewählter
Der Leidtragende ist Eugen Galliker, weil er von Denise Strasser überholt wurde, musste er eine Abwahl in Kauf nehmen. Denise Strasser habe natürlich schon einen gewissen Druck auf seinen Platz verursacht, erklärte er. Und er könne mit diesem Ergebnis gut umgehen, sagte er noch. «Dadurch gibt es eine Verjüngung. Und als erster Ersatz habe ich immer noch eine gute Position.» Souverän, wenn man so mit einem negativen Resultat umgehen kann. Das passt grad zu den Freisinnigen, die trotz einem eher enttäuschenden Wahlergebnis pragmatisch in die nächste Legislatur gehen werden.
Vor schwierigen Zeiten
Die SP verliert einen Sitz und hat nur noch fünf Vertreter
Vor acht Jahren war die SP noch die grosse Gewinnerin und verbesserte sich von 4 auf 7 Sitze. Nun geht der Trend in die andere Richtung. Wie schon im Vorjahr verliert die Partei einen Sitz.
Sie sah es kommen. Präsidentin Laura Pascolin deutet schon vor den Wahlen an, dass es für ihre Partei schwer wird. Ihre Partei kommt noch auf knapp 14 Prozent und fällt hinter die GLP zurück. Und damit gelingt es auch nicht, den Sitz des zurückgetretenen Owen Hyde zu verteidigen. Immerhin, alle fünf Bisherigen können auch nächstes Jahr wieder mitwirken.
Das beste Resultat gab es dabei für Laura Pascolin, sie kam auf 1234 Stimmen. Es ist dies das sechstbeste Ergebnis aller Kandidaten. Zudem ist sie die Panaschierkönigin, was beweist, dass sie auch bei vielen anderen Parteien über Rückhalt verfügt. Das ist für sie aber ein schwacher Trost. «Nein, das Ergebnis kann uns nicht gefallen. Die SVP verfügt über einen Drittel der Sitze, wir stehen vor schwierigen Zeiten», stellt sie fest. Ein tolles Ergebnis holte auch Martina Arnet, die auf 988 Stimmen kam und sich darüber freute. Die drei weiteren Gewählten sind alle in etwa gleichauf. Simone Allenspach kam auf 666 Stimmen, Matthias Schneider auf 656 und Sasha Stojmenovski auf 654 Stimmen. Erster Ersatz ist Christof Hübscher.
«Stimme derer sein, die sonst keine haben»
Immerhin kann die SP für sich in Anspruch nehmen, gleich mit drei Frauen im Rat vertreten zu sein. 13 Frauen sind es insgesamt im neuen Parlament, da gebe es noch Luft noch oben. Aber auch sonst seien grosse Bevölkerungsgruppen in Wohlen im Rat nicht vertreten, bedauert Pascolin. «Wir wollen und müssen die Stimme derer sein, die sonst über keine Stimme verfügen», ist für sie denn auch klar. Aber man müsse für die Zukunft auch lernen, die eigenen Positionen besser an den Mann oder die Frau zu bringen. «Wir müssen genau analysieren, warum uns dies jetzt zu wenig gelungen ist», sagt sie. Dass die SP die Menschen erreichen kann, zeigt das Beispiel Lenzburg. Dort verbesserte sich die SP von 9 auf 12 Sitze und ist jetzt stärkste Partei.
Davon aber kann man in Wohlen derzeit nur träumen. Die tiefe Wahlbeteiligung und die beiden nationalen Abstimmungsvorlagen hätten ihrer Partei sicher nicht genützt, ist Pascolin überzeugt. Zudem würden heute viele Ängste dominieren bei den Menschen, davon würden andere Parteien mehr profitieren.
SVP soll nicht scheitern
«Wir sind gespannt, wie die SVP in den kommenden Jahren auftritt. Jetzt ist sie gefordert», macht Pascolin deutlich. Und dann macht sie eine erstaunliche Aussage: «Ich hoffe, die SVP macht gute Arbeit. Denn letztlich sind wir alle auch Bürger dieser Gemeinde und würden davon profitieren.» Zu hoffen, dass die Partei scheitert, sei darum der falsche Ansatz.
Letztlich müsse die SP jetzt die eigenen Probleme angehen. «Es ist uns nicht gelungen, unsere Wähler zu motivieren. Vermutlich geht es vielen von ihnen zu gut. Dann sehen sie keinen Handlungsbedarf», so die Erkenntnis. Jetzt gebe es eine neue Situation im Parlament, auf die man sich einstellen muss. Das betrifft auch den inneren Ring, der zwei Sitze weniger hat und nun noch mehr gefordert ist, sich für linke und grüne Anliegen stark zu machen. Dass die drei Parteien aber gut zusammenarbeiten können, das hat die Gemeinderatswahl bewiesen. Doch das ist an diesem Sonntag für die SP und ihre Präsidentin nur ein schwacher Trost. --chh















