Von Schatten und Stars
08.07.2025 Wohlen, Kultur, Schule, JugendDer Kindergarten Pavillon erhält von Pirmin Breu ein Namensschild
Der Kindergarten Pavillon erhält sein persönliches Namensschild von Pirmin Breu. Bei einem Besuch der Kinder im Künstleratelier erlebten sie die Entstehung des Schildes.
...Der Kindergarten Pavillon erhält von Pirmin Breu ein Namensschild
Der Kindergarten Pavillon erhält sein persönliches Namensschild von Pirmin Breu. Bei einem Besuch der Kinder im Künstleratelier erlebten sie die Entstehung des Schildes.
Der Kindergarten Pavillon ist etwas versteckt hinter dem Integra-Gebäude. Eher unscheinbar fristet er sein Dasein. Wenn der Kinderlärm nicht wäre, käme niemand auf die Idee, dass hier ein Kindergarten ist. Doch seit einigen Tagen ist dem nicht mehr so — auf einer grossen Tafel steht «Kindergarten Pavillon». Bunt, leuchtend und mit Sternen verziert, für jedermann schon von Weitem sichtbar. Das besondere Markenzeichen daran: ein kleines Strichmännchen.
Die Freude über «ihre» Tafel ist bei den Kindern riesengross. Sie haben ein besonderes Namensschild erhalten. Extra für diesen Kindergarten angefertigt. Während Pirmin Breu bei den Erwachsenen ein Begriff ist, ist er für die Kindergärtler einfach der Mann von nebenan. Der, der eine grosse Terrasse voller Verkehrsschilder hat, welche die Neugierde der Fünf- und Sechsjährigen schon lange geweckt hatte. Denn vom Eingang aus sieht man direkt auf die Terrasse und ihre Lehrerin Margrit Baumann musste immer wieder Fragen dazu beantworten.
Das brachte Christine Lütolf, Fachlehrperson Kindergarten, auf die Idee, mit dem Nachbarn und dem Inhaber der besagten Terrasse Kontakt aufzunehmen.
Kunst aus der Dose
So stiegen kürzlich laut und aufgeregt 18 Kindergartenkinder die Stufen zur Terrasse hoch. Dort wurden sie bereits von Pirmin Breu erwartet, der die neugierigen Kinder in sein Atelier einlud. Mit grossen Augen wurden die Kunstwerke betrachtet. Besonders ein schwebender Mond hatte es ihnen angetan. Fasziniert schauten sie zu, wie dieser wie von Zauberhand schwebte.
Auch die vielen Farben hatten eine starke Anziehungskraft auf die Kinder und als ihnen Breu erklärte, dass man mit Spraydosen malen könne, gab es kein Halten mehr. Tausend Fragen prasselten auf den Künstler ein. Dabei stach vor allem eine hervor: «Kann ich auch mit der Dose malen?»
Mit viel Geduld erklärte Pirmin Breu den Kindern, dass es einen starken Finger und grosse Hände brauche. «So gross?», kam prompt mehrfach die Frage aus dem Gedränge und zahlreiche kleine Hände streckten sich dem Künstler entgegen, in der Hoffnung, dass sie gross genug waren. Leider mussten sich die Kinder am Schluss mit dem Zuschauen begnügen. Doch auch dies schien ein einmaliges Erlebnis zu sein.
Mit Formen und Farben zu etwas Einzigartigem
Breu nahm die schwarze Spraydose und schrieb zuerst «Kindergarten» auf das grosse Schild. Nach und nach entstand noch der Name – Pavillon. Obwohl die Kinder nicht selbst malen durften, wurden sie miteinbezogen. Breu befragte sie immer wieder über die einzelnen Buchstaben oder mit welcher Farbe er fortfahren sollte. Er erklärte ihnen jeden einzelnen Schritt. Zum Beispiel wie Schatten entstehen, Buchstaben hervorgeholt und zum Leuchten gebracht werden. «Habt ihr auch das Gefühl, dass die Buchstaben leuchten?», fragte er die Kinder. Zum Schluss zieren noch zahlreiche Sterne das Bild: «Von diesen kann man nicht genug haben», meinte er lachend und fügte noch ein paar mehr dazu.
Obwohl die Kinder grundsätzlich wussten, dass das Kunstobjekt ein Namenschild wurde, kam immer wieder der Wunsch nach einem Bild eines Maserati. «Richtige Autofans», meinte Lütolf lachend, als Breu immer wieder aufgefordert wurde, das besagte Auto zu zeichnen. Doch am Schluss waren auch sie mit dem Kunstwerk zufrieden.
Arbeit mit Kindern ist kreativ
«Ich fand es lässig, dass ihr bei mir reingeschaut habt», meinte Breu bei der Verabschiedung. Für ihn sind solche «Workshops» etwas Besonderes. «Kindergartenkinder sind neugierig, voller Fantasie und Kreativität. Man kann sie leicht für die Kunst begeistern.» Dem Künstler gefällt die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. An verschiedenen Schulen gibt er immer wieder Graffiti-Workshops, welche auf grosses Interesse stossen. «Auch wenn die Kleinen nicht mitsprayen konnten, waren sie mit viel Eifer bei der Sache», meinte Breu. Zeichnen, malen, sich mit Farben ausleben, ist seines Erachtens etwas Wichtiges. «Man kann nicht früh genug damit beginnen.» --mo
Kultur macht Schule
Die Schulen im Kanton Aargau haben die Möglichkeit, ein vielfältiges Angebot an kultureller Begegnung und Auseinandersetzung mit künstlerischen Inhalten zu nutzen. Kultur macht Schule fördert, vernetzt, berät, finanziert – und ermöglicht jährlich über 90 000 Aargauer Schülerinnen und Schülern die Teilhabe an Kulturinstitutionen und der künstlerischen Praxis – so wie der Besuch der Kindergärtler im Atelier von Pirmin Breu.