Pater Hans Joachim Lohre zu Gast in Villmergen
Im Rahmen der «Redweek»-Tage des Hilfswerks «Kirche in Not (ACN)» weilte Hans Joachim Lohre in der Schweiz und berichtete über seine Erlebnisse im Herbst 2022.
Im Herbst 2022 war ...
Pater Hans Joachim Lohre zu Gast in Villmergen
Im Rahmen der «Redweek»-Tage des Hilfswerks «Kirche in Not (ACN)» weilte Hans Joachim Lohre in der Schweiz und berichtete über seine Erlebnisse im Herbst 2022.
Im Herbst 2022 war Pater Hans Joachim Lohre, während langer Zeit Missionar in Mali, während eines Seelsorgereinsatzes plötzlich verschwunden. Seine Freunde bangten um ihn. Ende November 2023 wurde der Verschleppte überraschend freigelassen. Der Betroffene informierte in mehreren Pfarreien über das erlittene Schicksal. Er besuchte auch die Pfarrei Villmergen, wo er von Pfarrer Hans Peter Menz willkommen geheissen wurde.
Früher lebte man friedlich nebeneinander
Pater Hans Joachim Lohre dankte Kirche in Not für die Einladung zum Besuch in der Schweiz, wie auch für die während der Verschleppungszeit verrichteten Gebete für ihn. In seinen eindrücklichen Predigtworten ging der Gast auf seine Zeit in Mali ein, wo er während 26 Jahren gelebt hat. Von den 24 Millionen Einwohnern sind sind rund 80 Prozent muslimischen Glaubens, etwa 18 Prozent gehören Naturreligionen an, und bloss 2 Prozent zählen sich zu den Christen. Die Angehörigen der verschiedenen Religionen lebten während langer Zeit im Frieden zusammen. Gegen das Jahr 2000 begann sich der islamische Terror im Land auszubreiten.
Pater Lohre berichtete über die Zeit der Verschleppung durch Dschihadisten. Sie versicherten ihm, dass er nicht körperlich attackiert und gut gehalten werde. Er wurde allerdings angewiesen, einen Turban zu tragen. Es wurde ihm erklärt, er würde nicht als christlicher Priester, sondern als Deutscher verschleppt, weil sie der Ansicht sind, dass Deutschland (engagiert in UNO-Schutztruppen) Krieg in Afrika führe. Die vorwiegend jugendlichen Entführer wollten ihr Opfer zum Islam überreden. Sie fühlten sich auf ihre Weise von Gott berufen. Andrerseits zeigte sich der Entführte standhaft und bemühte sich um einen Dialog mit den Entführern. Es gelang Pater Lohre, den Verschleppern beizubringen, dass sie, wie auch er, je auf ihre Weise beteten. «Lasst uns einander gegenseitig respektieren», so sein Ratschlag.
Noch am Vorabend der frohen Nachricht der Entlassung aus den Händen der Dschihadisten bemerkte der Geistliche am nächtlichen Himmel fallende Sternschuppen. Dabei dachte er sich: «Gott, es ist doch nicht zu spät für ein Wunder, bringe den Jungen doch wieder nach Hause.» Am anderen Tag, dem Christkönigsfest 2023, wurde er zu seiner Überraschung freigelassen und konnte das Land verlassen. Er hat dieses Jahr, in welchem er sich um ein intensives Gebetsleben bemühte, als Sabbatjahr verstanden. Pater Lohre zeigte auf, dass die vielen für seine Freilassung gesprochenen Gebete von Gott nicht unerhört blieben. «Auch Muslime haben für mich gebetet», so der Priester. Er zeigte sich dankbar für jegliche Unterstützung während der Zeit seiner Verschleppung.
Wichtigkeit des Dialogs betont
Während seiner langjährigen Tätigkeit in Mali, der Zeit seiner Verschleppung, wie auch in seiner neuen Tätigkeit in Marseille zeigt sich, wie enorm wichtig der Dialog ist. Nachdem eine Rückkehr nach Mali kein Thema mehr war, gab es für ihn eine neue Tätigkeit, deren er sich mit Hingabe und Überzeugunskraft widmen kann. In Marseille gehört rund ein Viertel der Bevölkerung dem muslimischen Glauben an, gegen zwei Drittel sind katholisch und rund 10 Prozent gehören zum israelitischen Glauben. Auch hier bemüht sich Pater Lohre um den wertvollen interkonfessionellen Dialog, dessen Bedeutung er während Jahren schon in Mali pflegen konnte. Die in der südfranzösischen Grossstadt begonnenen Kontakte sind durchaus positiv, sodass der Priester Wertvolles zum friedlichen Neben- und Miteinander verschiedener Ethnien beitragen kann. --tre