Von Dorforiginalen und vielem mehr
29.04.2025 Region Oberfreiamt, WaltenschwilWaltenschwiler Dorfgeschichte
Die Kulturkommission war überwältigt ob dem grossen Interesse am Dorfrundgang. Christof und Thomas Burkard erzählten Fakten zu historischer Geschichte und lokale Geschichten aus dem Dorfleben. --vaw
Historischer ...
Waltenschwiler Dorfgeschichte
Die Kulturkommission war überwältigt ob dem grossen Interesse am Dorfrundgang. Christof und Thomas Burkard erzählten Fakten zu historischer Geschichte und lokale Geschichten aus dem Dorfleben. --vaw
Historischer Dorfrundgang von Waltenschwil stösst auf grosses Interesse
Die erste Ausschreibung für den Rundgang brachte eine überwältigende Reaktion. Über einhundert Besucher meldeten sich an. Die beiden Einheimischen Christof und Thomas Burkard gestalteten die sieben Stationen mit historischen Geschichten und Erzählungen rund um Waltenschwil.
Verena Anna Wigger
Plätze, Firmen und Ereignisse für einen Dorfrundgang gibt es in Waltenschwil noch viele mehr. Die beiden «Waltenschwiler Rangers», wie es auf den T-Shirts von Christof und Thomas Burkart hiess, sie fokussierten sich bei ihrem ersten Rundgang auf einen Spaziergang durchs Zentrum. «Wer hätte von ihnen gewusst, dass das alte Schulhaus ursprünglich eine Kapelle war?» Doch die Waltenschwiler, welche am Rundgang dabei waren, kennen ihr Dorf. Bemerkenswert ist, dass ein halbes Dutzend der Rundgangbesucher ehemalige Schüler aus dem alten Schulhaus sind. Die Umfrage entlockt einigen Teilnehmern ein Schmunzeln.
Überhaupt waren die Besucher auf dem historischen Dorfspaziergang «Waltenschwil-Kenner», so auch Heinz Burkard, der langjährige Präsident der Kirchenpflege. Er kennt die Antworten auf die Fragen seines Jugendfreundes Christof Burkard, welcher unterwegs öfters mit ihm in den Dialog geht. So erfahren die Besucher auch geschichtliche Details, welche sie persönlich im Dorf erlebten. Überhaupt verstanden es die Brüder Burkard, im guten Mix zwischen launigen Geschichten und informativen Ausführungen die rund sechzig Besucher unterhaltsam und mit viel Wissen zu führen.
Vom Schulhaus aufs Buneggli
Der fünfviertelstündige Weg führt die Gruppe vom alten Schulhaus zum Wegkreuz vis-à-vis an der Bremgartenstrasse. Dieses wurde im Laufe der Jahre bereits viermal versetzt. Der Platz beim Kreuz ist auch Schauplatz für eine spannende Übersicht der Gebäude in diesem Dorfteil. Da geht es von der Burg über den Vatikan bis zur alten Käserei. Auch hier gibt es launige Geschichten, und eine Besucherin erinnert sich, «wie er einen mit seinen feuchten Fingern angefasst hat». Gemeint ist der dorfbekannte Käser Ernst Scheidegger, der die Kinder jeweils ins Ohr gekniffen hat. Was viele mit einem erinnernden Gesichtsausdruck quittieren. Dazu erfährt man, dass es in Waltenschwil in den Fünfzigerjahren 47 Milchbauern gab, heute seien es noch deren zwei. Weiter geht die Route zur Lourdesgrotte und zum Kreuz auf den Buneggli, von dort aus auf den Friedhof und in die Kirche bis zum Ende des Rundgangs ins Ortsmuseum.
Die Brüder Burkard
Seinen ersten Dorfrundgang organisierte Christof Burkard nach der Matur, dazu lud er seine Kollegen ad hoc zum Dorfrundgang ein. Dies ist vierzig Jahre her. Heute lebt der Jurist, Autor, Maler, Mentor und Verleger in Zürich. Dort hat er verschiedene Stadtführungen entwickelt wie «Kriminelles Zürich,» oder «Gesundes Zürich». Sein Atelier mit zahlreichen seiner Werke hat er immer noch im Ladenanbau seines Elternhauses in Waltenschwil. Hier ist der erfahrene Stadtführer auch Mitglied der Kulturkommission. «Rund anderthalb Jahre haben wir daran gearbeitet», erklärt Burkard. Dann war der öffentliche Dorfrundgang bereit. Im vergangenen Jahr gab es vier Testrundgänge. Den zweiten «Ranger» Thomas stellt Christof vor: «Wenn sie eine Steuererklärung ausfüllen müssen, da hilft ihnen mein Bruder.» Im Wechsel erzählen die beiden Brüder unterwegs Geschichten und Erinnerungswürdiges aus dem Dorf zwischen Bünz, Hessel und Bannegg.
Ein Insiderwissen sind die Zunamen, die es in früheren Jahren gab. Denn was früher der Normalfall war, ist heute nahezu verschwunden. Zunamen zum Familiennamen wie Näggis, Lismers oder Lienis gehören zum Dorf. Auch die beiden Juristen Thomas und Christof Burkard tragen einen solchen Zunamen. Sie stammen aus der Familie «Gmeindschriber-Burkards». «Unser Grossvater Martin Burkard war Gemeindeschreiber», so Christof Burkard. Viele der Zunamen entstanden auch dadurch, dass viele Familien denselben Namen hatten. Da wohnten vier Meiers nebeneinander. Doch fast keiner wusste, dass sie Meier hiessen. Man sprach von den «Lismers».
Eine andere Art, das Dorf kennenzulernen
Rumgesprochen hat sich auch, dass der historische Dorfrundgang stattfindet. «Wir sind überwältigt von der Rückmeldung.» Die Freude ist gross bei Kerstin Koch-Rieser von der Kulturkommission. Der historische Dorfrundgang fand grossen Anklang, das freut sie. So mussten sie tags zuvor kurzfristig handeln: «Wir haben gestern einen zweiten Rundgang durchgeführt.» Die Präsidentin der Kulturkommission kann sich vorstellen, im Herbst nochmals einen Rundgang anzubieten.
Kerstin Koch, die an beiden Rundgängen teilnahm, freut sich: «Am ersten Rundgang waren mehr Neuzuzüger, heute Abend sind langjährige Einwohnerinnen und Einwohner mit dabei.» Das grosse Echo freut die Verantwortlichen und fordert sie auch. Neben den rund neunzig Besuchern aus den beiden Rundgängen hat es bereits eine Warteliste mit zwanzig Interessenten. Koch kann sich auch vorstellen, dass ein solcher Rundgang etwas für die Neuzuzüger sein könnte. Sie ist überzeugt, «dies gibt einen anderen Einblick in das Dorf, in dem man lebt.»