Vater, Sohn und viele Becher
16.08.2025 Bremgarten, Gewerbe, ArbeitSommerserie «Mein eigener Chef»: Jwan und Silas Müller setzen mit «Rent a Cup» auf Nachhaltigkeit
Mitten in der Pandemie gründeten Jwan und Silas Müller ihr Unternehmen. Heute haben sie sich mit «Rent a Cup» etabliert. Das ...
Sommerserie «Mein eigener Chef»: Jwan und Silas Müller setzen mit «Rent a Cup» auf Nachhaltigkeit
Mitten in der Pandemie gründeten Jwan und Silas Müller ihr Unternehmen. Heute haben sie sich mit «Rent a Cup» etabliert. Das Vater-Sohn-Duo vermietet Mehrwegbecher für Events und trägt so zum Umweltschutz bei.
Josip Lasic
Über eine Million Artikel lagern inzwischen bei «Rent a Cup». Schalen, Teller, Besteck – und vor allem Becher. Wer einen Anlass organisiert, kann bei Jwan und Silas Müller aus einem rund 20 Produkte umfassenden Sortiment wählen und das Mehrweggeschirr mieten. Nach Gebrauch holt das Unternehmen die Ware zurück, reinigt sie in Nesselnbach und macht sie bereit für den nächsten Einsatz.
Ein einfaches und erfolgreiches Konzept. So erfolgreich, dass das Vater-Sohn-Duo nach einem neuen Standort sucht. Der Firmensitz liegt in Bremgarten, die Artikel verteilen sich jedoch auf zwei grosse Lager in Nesselnbach und ein kleineres in Hermetschwil-Staffeln. «Ziel wäre, dass wir alles an einem Ort haben», sagt Silas Müller.
Nachfrage war gross
Als sie «Rent a Cup» gründeten, stand die Selbständigkeit nicht im Vordergrund. Jwan Müller war bereits sein eigener Chef. Er führt nach wie vor einen Coiffeursalon in Bremgarten. Sein Sohn war zuvor Bankangestellter, musste diese Arbeit allerdings aufgeben, da rund um die Mehrwegbecher genug zu tun war. «Zu Beginn haben wir die Waschstrasse bedient und auch alle Lieferungen übernommen. Das gab extrem viel zu tun. Inzwischen haben wir einen Vollzeitmitarbeiter eingestellt, damit ich mich um die Administration kümmern kann.»
Die beiden engagieren sich stark in der Eventbranche, organisieren selbst diverse Anlässe. «Dort haben wir festgestellt, wie viel Abfall allein durch Getränkebehälter verursacht wird. Und so kam uns die Idee, etwas beizutragen, damit solche Veranstaltungen ressourcen- und umweltschonender ablaufen können», erzählt Jwan Müller. Das Motto von «Rent a Cup» ist «Abwaschen statt wegschmeissen.» Und die Nachfrage nach so etwas war vorhanden. Vor «Rent a Cup» gab es in der Schweiz lediglich zwei Unternehmen, die Mehrwegbecher vermietet haben. Eines in der Ostschweiz und eines in der Region Basel. Die Freiämter konnten sich dennoch etablieren. Und das, obwohl sie ihr Unternehmen mitten in der Coronazeit gegründet haben, als Veranstaltungen eher Mangelware waren. «Zu einem gewissen Grad haben wir das einkalkuliert», sagt Silas Müller. «So konnten wir vieles organisieren, ohne gleich von Nachfragen überrollt zu werden. Denn wenn man startet und plötzlich mit den Lieferungen nicht hinterherkommt, zerstört man sich gleich mal den Ruf.» Die Müllers haben unter anderem früh in einen guten Internetauftritt investiert. Auf ihrer Homepage gibt es ein Erklärvideo, das simpel aufzeigt, wie der Prozess der Miete, Lieferung und Rückgabe funktioniert. Man kann sich die benötigte Produktmenge und den Preis vorrechnen lassen und dann die Anfrage stellen. «Das muss natürlich alles sauber funktionieren. Deshalb war das Priorität bei den Investitionen. Wir wollten online gut sichtbar sein und professionell wirken.» Offensichtlich ist das gelungen. Spätestens als ab 2022 die Anlässe in der Nach-Pandemie-Zeit wieder anrollten, kamen auch die Aufträge für «Rent a Cup». Silas Müller: «Das Verlangen nach Nachhaltigkeit ist da. Es gibt von Gemeinden Auflagen für Anlässe. Ab einer gewissen Personenanzahl muss ein Event ein Mehrwegsystem in irgendeiner Form anbieten.»
Zwischen Gurtenfestival und Privatparty
Mittlerweile beliefert «Rent a Cup» viele Grossanlässe. Das Gurtenfestival, der Maienzug in Aarau, das Zurich Pride Festival oder das Latin Festival Caliente in Zürich – sie alle fanden zuletzt mit Nutzung des Mehrweggeschirrs des Bremgarter Unternehmens statt. «Aber wir bedienen auch kleine Feiern, bei denen jemand 20 Becher braucht», sagt Jwan Müller. «Wir haben vielleicht nicht das ganze Jahr über gleich viel Aufwand. Aber es gibt immer zu tun.» So viel, dass personell in den fünf Jahren aufgestockt wurde. Neben Vater und Sohn sowie einem weiteren Vollzeitangestellten für Lieferung und Logistik sind noch vier Personen angestellt, welche die Abwaschmaschine bedienen. «In den intensiveren Monaten kommen oft noch Arbeiter auf Stundenlohnbasis dazu», sagt Silas Müller Für die Lieferungen hat das Unternehmen fünf Fahrzeuge und vier Anhänger. «Und wir optimieren weiterhin», erzählt Jwan Müller. «Bisher haben wir unsere Ziele regelmässig früher erreicht, als geplant war, und konnten uns auf neue Dinge fokussieren.»
Einige Innovationen haben sie frühzeitig ins Auge gefasst. Die Waschstrasse, in der das Material gereinigt wird, kann bei Hochbetrieb rund 8500 Becher pro Stunde waschen. Als «Rent a Cup» sie vor fünf Jahren erworben hat, was sie die modernste auf dem Markt. Die Müllers haben sie zusätzlich modifizieren lassen. Jwan Müller: «Wir haben eine UV-Lampe einbauen lassen. Wenn sie zum Einsatz kommt, wird das Geschirr absolut keimfrei.» Silas Müller: «Das geht über den Lebensmittelstandard hinaus. Mit unserer Maschine kann man auch für Altersheime oder Spitäler reinigen lassen. Man kann nie wissen, in welche Richtung sich das Unternehmen entwickelt.»
Haben immer noch ein Privatleben und Ausgleich
Für das Vater-Sohn-Duo geht es bisher jedenfalls in die richtige Richtung. Das Unternehmen funktioniert und entwickelt sich weiter. Hilft es, dass sie als Familie zusammenarbeiten? Silas Müller: «Wir sind natürlich nicht an Bürozeiten gebunden, um irgendwelche Ideen zu besprechen, sondern können das auch tun, wenn wir etwas unternehmen, was nicht mit ‹Rent a Cup› zu tun hat. Aber es hat nicht nur Vorteile, dass wir Vater und Sohn sind», sagt er lachend. Jwan Müller: «Das Wichtigste ist, dass wir uns, obwohl das Unternehmen viel zu tun gibt, nicht komplett davon haben einnehmen lassen. Wir haben unser Privatleben, Freunde, einen Ausgleich zur Arbeit.» Und gleichzeitig tun sie mit ihrer Firma etwas für die Umwelt. Eine Win-win-Situation.