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19.12.2025 Bremgarten, PolitikFrau Vizeammann Doris Stöckli verabschiedet sich nach 24 Jahren Politik
Zuerst Gemeinderätin von Hermetschwil-Staffeln, dann Frau Vizeammann von Bremgarten: Doris Stöckli hat in ihren sechs Amtsperioden viel erlebt – nicht zuletzt auch den ...
Frau Vizeammann Doris Stöckli verabschiedet sich nach 24 Jahren Politik
Zuerst Gemeinderätin von Hermetschwil-Staffeln, dann Frau Vizeammann von Bremgarten: Doris Stöckli hat in ihren sechs Amtsperioden viel erlebt – nicht zuletzt auch den Zusammenschluss der beiden Gemeinden.
Roger Wetli
«Als neue Stadträtin fühlte es sich an wie ein Heimkommen nach Bremgarten», lacht Doris Stöckli. «Viele ehemalige Kunden haben mich wiedererkannt und sehr geschätzt. Das war schön.» Die Frau Vizeammann nahm diese Wertschätzung nie als selbstverständlich wahr. Sie wuchs in Birri auf. Ihre Mutter war aber Bremgarterin. Und die Lehre als Charcuterie-Verkäuferin absolvierte Doris Stöckli bei Stierli Metzg in Bremgarten. Mit der Heirat wurde sie in Hermetschwil-Staffeln heimisch. «Meine Prämisse war immer, dass ich den Leuten zuhöre, wenn sie mit einem Anliegen auf mich zukommen. Das tat ich sowohl in Hermetschwil-Staffeln wie auch anschliessend als Stadträtin», erklärt sie. «Mir hat es gefallen, von Angesicht zu Angesicht ein Anliegen zu besprechen. Die Situation war danach nie schlechter. Man hatte mindestens mehr Verständnis füreinander.»
Auf Männer gehört
Politische Ambitionen hatte Doris Stöckli nie. Sie war eher überrascht, als sie 2001 der damalige Gemeindeammann von Hermetschwil-Staffeln, Pius With, angesprochen und motiviert hatte, zu kandidieren. Sie selbst kannte man damals als aktives Vorstandsmitglied der Landfrauen. «In meinem Berufsleben war damals der Ammann von Kaiserstuhl mein Chef. Er motivierte mich ebenfalls, mich für den Gemeinderat zu bewerben. Ich dachte, wenn die beiden Männer mich in diesem Amt sehen, dann sollte ich es wenigstens versuchen.»
Aus diesem Versuch wurden schliesslich 24 Jahre. Sie blieb dabei immer parteilos. «Und das ganz bewusst», betont Stöckli. Gerne erinnert sie sich an ihr erstes richtiges Projekt als Gemeinderätin von Hermetschwil-Staffeln. Die Erstellung eines Gemeinschaftsgrabes inklusive Grabmal. «Das blieb mir sehr positiv in Erinnerung.
Ich besuchte dafür praktisch jeden Friedhof in der Umgebung.» Für die Einweihungsansprache dieses Grabes habe sie fast schon eine Abhandlung über das Symbol des Males geschrieben: eine Sonnenuhr. «Diese besteht bis heute noch. Sie hat mir gezeigt, dass ich als Gemeinderätin etwas Nachhaltiges bewirken kann. Und es machte mir schlicht Freude.»
Ebenfalls erinnert sie sich gerne an die vielen Aktivitäten rund um die 850-Jahr-Feier von Hermetschwil-Staffeln. Dafür fanden 2012 in jedem Monat Aktivitäten statt. «Pfarrer Sieber besuchte uns in diesem Zusammenhang am Suppentag. Das war sehr eindrücklich. Und natürlich die Serenade im Klosterhof, für welche die Sängerin Noëmi Nadelmann nach ihrem Auftritt in Amsterdam am nächsten Tag extra in die Schweiz geflogen ist.»
Stetiges Thema während dieser Feiern war der mögliche Zusammenschluss mit Bremgarten. Über diesen wurde ein Jahr später abgestimmt. «Ich war bis zum Schluss nicht sicher, ob wir ein Ja erreichen würden. Zu Recht: Das Abstimmungsresultat war ja auch sehr knapp», fühlt sich Doris Stöckli bestätigt. Ausschlag für diesen Zusammenschluss sei ein Votum unter Verschiedenes an einer Gemeindeversammlung gewesen. «Wir Gemeinderäte erhielten den Auftrag, abzuklären, wo Hermetschwil-Staffeln in 15 Jahren steht. Dabei wurde auch die Möglichkeit eines Zusammenschlusses mit Bremgarten in Betracht gezogen.» Der ganze Prozess fand innerhalb ihrer acht Jahre als Gemeinderätin und vier Jahre als Frau Vizeammann von Hermetschwil-Staffeln statt. «Es war eine der intensivsten Zeiten in all den Amtsjahren», stellt Doris Stöckli rückblickend fest.
Als Einheimische wahrgenommen
Dass sie schliesslich auch gleich Frau Vizeammann von Bremgarten wurde, habe sich so ergeben. Der Zusammenschlussvertrag sah vor, dass in der ersten Amtsperiode nach dem Zusammenschluss zwingend eine Person von Hermetschwil-Staffeln im Stadtrat Einsitz nehmen muss. «Der damalige Hermetschwil-Staffler Ammann Roger Heiss wollte das Stadtratsamt nicht. Und die anderen waren keine Freiämter. Trotz meines Zuzuges aus Birri wurde ich in Hermetschwil-Staffeln als Einheimische wahrgenommen.»
Als Stadträtin musste Doris Stöckli zuerst das Delegieren und Kontrollieren lernen. «In Hermetschwil-Staffeln habe ich noch vieles selber gemacht. Auf der Stadtverwaltung sind dafür die Abteilungen und ihre Leiter verantwortlich. Der Austausch mit den Abteilungsleitern fand wöchentlich statt.» Sie sei ausserordentlich stolz auf «ihre» Abteilung mit all ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. «Die professionelle Zusammenarbeit, der offene Austausch, die allgegenwärtige Bereitschaft, zu unterstützen und zu helfen, die uneingeschränkte Loyalität und hohe Fachkompetenz jedes Einzelnen haben mich all die Jahre gestärkt und unterstützt.»
Trotzdem sei sie froh, zuerst im Gemeinderat einer kleineren Gemeinde gewesen zu sein. «Man ist da viel näher am Puls der Verwaltung.» Sie habe sich auf ihr Amt aber nie etwas eingebildet. «Ich wurde gewählt. Also machte ich es. Und ich machte es gerne», betont sie.
Raymond Tellenbach als wichtiger Wegbegleiter
An ihrer Seite stand die ganze Zeit in Bremgarten der Stadtammann Raymond Tellenbach und umgekehrt. «Das hat von Beginn weg funktioniert. Ich war gerne sein Vizeammann. Wir verstanden uns sehr gut. Und wir hatten dieselbe Denkweise. Ich sagte ihm auch immer wieder öffentlich Danke, weil das sonst fast niemand tat.»
Zu Doris Stöcklis grossen Aufgaben in Bremgarten gehörten die Sanierungen der Schulhäuser St. Josef und Isenlauf und das Projekt «Zeughaus» am Oberen Zoll. Gegen starke Widerstände setzte sie sich für die Realisierung des Fuss- und Radwegs von Staffeln zum Restaurant Waldheim ein. «Alles sprach damals dagegen. Dass er doch realisiert wurde, zeigt mir, dass sich jede Minute lohnte, sich für dieses Ziel einzusetzen.» Es sei immer noch eine wichtige Stelle für den Fuss- und Radverkehr. Der neu gestaltete Weg habe die Stelle sicherer gemacht und werde nach wie vor rege genutzt.
Weniger Freude hat Doris Stöckli daran, dass die Umgestaltung des Casinoareals keine Mehrheit gefunden hat. Der Verkehr hätte damit auf die Parkplatzseite umgeleitet und die Parzelle zwischen Reuss und Casino für die Bevölkerung aufgewertet werden sollen. «Ich wünsche mir, dass wir mit dem Casino heute weiter wären. Schliesslich basiert das heutige Aussehen auf den letzten Umbauten von 1935. Es wurde lediglich mal etwas saniert. Und das damals zurückhaltend mit dem Ziel, in zehn Jahren weiterzuschauen. Mittlerweile sind auch wieder 25 Jahre verstrichen.»
Zeit für den Stadtrat
Vor fünf Jahren überlegte sich Doris Stöckli sehr gut, ob sie nach 20 Jahren nochmals für eine weitere Amtsperiode kandidieren möchte. Sie entschied sich dafür, weil sie im Sommer 2022 pensioniert wurde und nicht alles auf einmal aufgeben wollte. «Den Hof verkauften wir 2019 einem unserer Söhne und zogen in ein Einfamilienhaus. Mein Mann verstarb 2020. Ich hatte also Zeit für den Stadtrat», erklärt Stöckli. «Ich bin dankbar dafür, dass meine Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat mir durch die schwerste Zeit meines bisherigen Lebens eine wichtige Stütze waren.» Für eine weitere und letzte Amtsperiode habe auch gesprochen, dass Bremgarten mitten in der Revision der Bau- und Nutzungsordnung gewesen sei und gleichzeitig in diesem Bereich ein neuer Abteilungsleiter eingearbeitet wurde. «Da wäre ein Abgang meinerseits noch schwerer ins Gewicht gefallen. Dass wir die BNO-Revision jetzt doch noch nicht abschliessen konnten, finde ich schade.» Umso schöner sei aber, dass an der letzten «Gmeind» die ebenfalls langjährigen Projekte Zürcherstrasse und Neubau Bushof wichtige Schritte vorwärtsgekommen seien.
Doris Stöckli wird es jetzt etwas ruhiger angehen. «Ich hüte weiterhin zweimal pro Woche meine Enkel. Und ich habe noch ein paar Pendenzen abzuarbeiten, die in meiner Zeit als Gemeinde- und Stadträtin liegen geblieben sind.» Sie bleibe im Vorstand von St. Benedikt. «Ansonsten lasse ich jetzt aber das Leben auf mich zukommen. Wer weiss, was es mir noch alles Schönes bringt.»

