Soziale Ungleichheit droht
09.09.2025 Region Bremgarten, Region Wohlen, Region Unterfreiamt, Region Oberfreiamt, Vereine
Infoanlass im Turnzentrum Lenzburg der IG Sport Aargau zu «J+S»-Geldern
Die geplanten Kürzungen bei den Jugend + Sport-Geldern hätten gravierende Auswirkungen, befürchtet die Interessengemeinschaft Sport Aargau. Warum am Fundament des Schweizer ...
Infoanlass im Turnzentrum Lenzburg der IG Sport Aargau zu «J+S»-Geldern
Die geplanten Kürzungen bei den Jugend + Sport-Geldern hätten gravierende Auswirkungen, befürchtet die Interessengemeinschaft Sport Aargau. Warum am Fundament des Schweizer Sports der Rotstift angesetzt wird, ist für die IG total unverständlich. Die IG zeigte auf, was im Aargau passieren könnte, sollten J+S die Mittel wie geplant um 20 Prozent gekürzt werden.
Patrick Fischer
Ein grosses «Warum?» prangt hinter Präsident Jörg Sennrich, als er vor die Vertreter der Aargauer Sport- und Jugendverbände sowie ein knappes Dutzend Grossräte tritt. In seinem flammenden Appell macht er keinen Hehl daraus, dass die im Rahmen des nationalen Entlastungspakets 2027 geplante Reduktion der Zuschüsse an «Jugend und Sport» in seinen Augen wenig Sinn mache, ja sogar kontraproduktiv sei. Als «sparen auf Kosten der Zukunft» nennt er die Pläne, die dem Kanton Aargau rund 1,75 Millionen Franken an Fördergeldern entziehen würden.
«Erfolg ist doch kein Vergehen»
«Warum ausgerechnet bei unseren Kindern, unserer Jugend, unseren Vereinen sparen – dort wo die Zukunft wächst?», fragt Sennrich in die Runde und sagt weiter: «Dort, wo Werte wie Eigenverantwortung, Gemeinsinn und Bewegungskultur vermittelt werden, wo das Fundament einer funktionierenden Gesellschaft gelegt wird und die Rahmenbedingungen für Erfolg geschaffen werden, sollte nicht gespart werden», ist er überzeugt. Ja, das Schweizer J+S-Modell sei eine Erfolgsgeschichte – und solle nun dafür bezahlen? «Erfolg ist doch kein Vergehen», enerviert sich Sennrich und betont die verbindenden und integrierenden Aspekte des Sports, die eigentlich unbezahlbar seien.
Dort jetzt Geld zu entziehen, während in anderen Bereichen immer wieder Nachtragskredite gesprochen würden, passt für den umtriebigen IG-Präsidenten genau so wenig zusammen wie die kürzlich gehörten 1.-August-Reden über Einsatz, Eigenverantwortung und Stabilität mit den nun bekannten Sparplänen des Bundes. «Was müssen denn der Sport und die anderen Jugendverbände zuerst noch beweisen, damit sie ernsthaft anerkannt werden?», lautet die rhetorische Abschlussfrage von Jörg Sennrich. Sie bleibt an diesem Abend unbeantwortet.
Erfolgsgeschichte ausbremsen?
Im Anschluss zeigte Geschäftsführer Lukas Fischer auf, welche Auswirkungen Kürzungen im geplanten Umfang hätten. So würde die J+S-Vergütung pro Stunde von heute 1.30 auf 1.04 Franken sinken, und für einen Lagertag wäre der Beitrag zukünftig nicht mehr 16, sondern nur noch 12.80 Franken. Dies, weil die gesprochenen 115 Millionen Franken voll ausgeschöpft sind – J+S aber stetig weiter wächst. «2024 waren in der Schweiz 680 000 Kinder und Jugendliche bei J+S angemeldet. In über 18 000 Sportvereinen waren rund 2,2 Millionen Mitglieder aktiv – dies sei eine riesige Erfolgsgeschichte für die Schweiz. «J+S ist weltweit einzigartig und das grösste Sportförderprogramm in unserem Land», führte Fischer weiter aus, und dazu müsse man Sorge tragen.
«Sollten die Kürzungen wie vorgeschlagen umgesetzt werden, würde dies höhere Elternbeiträge bedeuten, was wiederum die soziale Ungleichheit erhöht. Dies in totalem Widerspruch zu anderen nationalen Strategien», wie Fischer betonte.
Unterstützung kam vom zweiten grossen Sportverband im Kanton, dem Aargauischen Fussballverband. Präsident Luigi Ponte zeigte sich überzeugt, dass es wichtig sei, die gewachsenen Strukturen zu bewahren und bei der bestens funktionierenden Sportförderung keine Sparübungen zu veranstalten.
Dieser Appell scheint nun bei allen Verbänden angekommen zu sein. Diese sind nun ihrerseits gefordert, sich mit ihren Mitteln gegen eine Senkung der J+S-Beiträge zu wehren respektive Einfluss auf die Entscheidungsträger, welche ihnen in Bern nahestehen, zu nehmen.
Mit Abwesenheit geglänzt
Die Haltung der Aargauer Nationalund Ständeräte zu dieser Thematik war in Lenzburg nicht in Erfahrung zu bringen, da alle durch Abwesenheit glänzten. Es dürfte also nicht die letzte Veranstaltung zum Thema J+S gewesen sein, bevor das Entlastungspaket 2027 im Bundeshaus geschnürt wird.