Sonne ist wunderbar – aber …
31.05.2023 Region Unterfreiamt, SarmenstorfEinweihung der «Schattenbäume» auf dem Kindergartenareal
So wunderbar die Sonne auch ist, so wichtig für Körper und Seele – sie birgt auch Gefahren. Dies in Form schädlicher Strahlen. In Sarmenstorf hat man nun darauf ...
Einweihung der «Schattenbäume» auf dem Kindergartenareal
So wunderbar die Sonne auch ist, so wichtig für Körper und Seele – sie birgt auch Gefahren. Dies in Form schädlicher Strahlen. In Sarmenstorf hat man nun darauf reagiert.
Es ist wohl unbestritten: Die Temperaturen steigen. Nicht nur, weil Frühling ist, sondern generell. Laut Studien können bis im Jahr 2035 die Temperaturen um 2,1 °C steigen. Es wird also sukzessive wärmer. Oft fehlen aber schattige Plätze bei Schulhäusern, Kindergärten und Freibädern. Damit Kinder und Jugendliche nicht zu stark der Sonne ausgesetzt sind, brauchen sie mehr Schattenplätze.
Aber: Schützt Schatten vor schädlicher Sonneneinstrahlung? Klares «Ja»: Schatten ist der beste Sonnenschutz. Er kann die UV-Strahlung um 50 bis 95Prozent vermindern. Allerdings schützt nicht jeder Schatten gleich. Dichtes Blattwerk von Bäumen oder Sträuchern eignet sich gut und hält mehr Sonne ab als viele Strandschirme.
Sarmenstorf als eine der ersten Gemeinden mit dabei
Und genau da setzt das Pilotprojekt «Schatten für Kinder und Klima» an, das die Krebsliga Schweiz in Zusammenarbeit mit der Krebsliga Aargau, dem Naturama Aargau und Innovage Netzwerk Aargau im Juli 2022 initiiert hat. Damit werden im Kanton Aargau im Auftrag des Schwerpunktprogramms «Bewegung und Ernährung» und mit finanzieller Unterstützung durch den Klimafonds Kanton Aargau Sonnenschutzmassnahmen grossf lächig umgesetzt sowie die Städte und Gemeinden zum Thema Sonnenschutz sensibilisiert.
Die Gemeinde Sarmenstorf, unter der Federführung der Natur- und Landschaftsschutzkommission, hat sich als eine der ersten Gemeinden im Aargau dazu entschlossen, am Projekt teilzunehmen. «Unsere Gemeinde hatte bereits geplant, auf dem Areal der Primarschule Bäume zu pflanzen, als wir vom Projekt erfuhren», so Nadine Baur, Gemeinderätin und Präsidentin der Natur- und Landschaftsschutzkommission. Die Gemeinde meldete sich für das Projekt an, und so wurden im Dezember auf den Arealen des Kindergartens, des Spielplatzes und des Sportplatzes insgesamt 12 Bäume gepflanzt. «Besonders für Kinder ist Schatten im Spielbereich sehr wichtig», sagt Benjamin Furrer von der Krebsliga Schweiz.
Ganz viele Vorteile
Bäume stellen nicht nur eine nachhaltige Aufwertung der Landschaft dar. Auch unser Klima und die Biodiversität profitieren. «Bäume bieten einen wahren Entdeckungskosmos für die Kinder» so Cornelia Lohri vom Naturama. Bis zu 2000 Tier- und Pflanzenarten sind auf einem Baum zu finden. Kinder können Insekten, Spinnen, Schnecken, Vögel und Eichhörnchen in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten. Zudem leisten Bäume einen wichtigen ökologischen Beitrag: «Ein Baum kann mehrere hundert Liter Wasser pro Tag verdunsten und entzieht so der Umgebungsluft Wärme. Die Temperatur unter dem Baum ist bis 7 Grad Celsius geringer», führt Lohri weiter aus. Und: Bäume filtern Feinstaub.
Die Haut vergisst keinen Sonnenbrand
Aber das Pflanzen von Bäumen und somit die Schaffung von Beschattung ist nicht das einzige Ziel des Projektes. Die Kinder werden zudem für die Thematik «Sonnenschutz» sensibilisiert. Dies geschieht unter anderem durch zur Verfügung gestelltes Unterrichtsmaterial rund um das Buch «Das Haus im Schatten», welches die Bedeutung von Bäumen für die Gesundheit und das Klima altersgerecht erklärt. «Wie bei anderen Projekten auch erhoffen wir uns einen Impuls für die Kinder und ihre Eltern», so Sibylle Strebel, stellvertretende Gemeindeschreiberin. Mit gezielten Sonnenschutzmassnahmen kann die Anzahl der Hautkrebsfälle langfristig reduziert werden. Denn Prävention beginnt bereits im Kindesalter. «Meine Grossmutter sagte immer: Die Haut vergisst keinen Sonnenbrand», sagt Liliane Keller Würmli von der Krebsliga Aargau. «Als Kind war mir die Bedeutung dieser Worte nicht bewusst, ich habe das nicht wirklich ernst genommen.» Heute weiss sie ganz genau: Hautkrebs kann auch noch Jahre oder gar Jahrzehnte nach einem Sonnenbrand entstehen.
Anlässlich des Einweihungsapéros, zu dem die Gemeinde Sarmenstorf am Freitag lud, haben die Kinder vom Kindergarten und der Primarschule ein Lied einstudiert, bunte Wimpelgirlanden gestaltet und Bilder gemalt. Eine der Girlanden hängt in einer noch zarten Blutbuche, einem der beiden neu gepflanzten zukünftigen Kletterbäume. «Bis die Bäume ihre volle Funktion leisten, dauert es ein paar Jahre», schmunzelt Nadine Baur in ihrer Eröffnungsrede.
Die Bilder der Kinder wurden mit QR-Codes versehen, die zu Statements der Kinder verlinken. Sie sagen darin, was Bäume für sie bedeuten. Man merkt deutlich: Die Kinder haben sich mit dem Thema auseinandergesetzt. Als Belohnung erhalten sie je ein «Baumblatt» der Bäckerei Ruckli sowie Sonnenschutz und einen Hut, ganz dem Anlass angemessen. Liliane Keller Würmli von der Krebsliga Aargau sagt: «Unser Ziel ist es, Kinder zu sensibilisieren und ihr Wissen an die nächste Generation weiterzugeben». Und Cornelia Lohri vom Naturama wünscht sich, dass noch viele andere Schulen und Gemeinden am Projekt «Schatten für Kinder und Klima» teilnehmen.
Die Gemeinde Sarmenstorf hat nun den Grundstein gelegt. Aber auch wenn dieses Projekt abgeschlossen ist: «Es gibt immer etwas zu tun», so Sibylle Strebel von der Gemeinde. «Unser Lebensraum ist dauernden Veränderungen unterworfen», sagt auch Gemeinderätin Nadine Baur. Es gelte, nicht nur das Bestehende zu bewahren, sondern auch zukünftige Veränderungen im Sinne des Naturund Landschaftsschutzes zu planen und mitzugestalten. --gvd