Seinen Lebenstraum erfüllt
08.08.2025 Dottikon, Arbeit, Region UnterfreiamtArbeiten im Urlaubsparadies
Von Dottikon nach Vietnam: Claudio Schibli leitet heute ein Luxusresort auf der Insel Phu Quoc
Fünf Sterne hat das Mövenpick-Resort. 900 Mitarbeitende sind hier beschäftigt. Ein Freiämter hält ...
Arbeiten im Urlaubsparadies
Von Dottikon nach Vietnam: Claudio Schibli leitet heute ein Luxusresort auf der Insel Phu Quoc
Fünf Sterne hat das Mövenpick-Resort. 900 Mitarbeitende sind hier beschäftigt. Ein Freiämter hält die Fäden in der Hand.
Chregi Hansen
Er hat ganz klein angefangen. Nach der Schule in Dottikon folgte eine Lehre als Servicefachmann im «Verenahof» in Baden. 31 Jahre ist das her. Inzwischen ist Claudio Schibli ganz oben angekommen. Der Freiämter ist heute General Manager des 5-Stern-Mövenpick-Resorts Waverly Phu Quoc. Auf der vietnamesischen Insel im Golf von Thailand, gleich vor der Küste Kambodschas, locken Sonne, Strand und Meer die Touristen in grosser Zahl an. Die Anlage selbst bietet Kinderbetreuung, drei Pools, mehrere Restaurants und Bars, Wellness, ein Unterhaltungsprogramm und vieles mehr.
Claudio Schibli arbeitet quasi im Paradies, könnte man meinen. Doch das täuscht. Der 47-Jährige ist extrem gefordert in seinem Job, ist er doch für ganz viele Bereiche verantwortlich. Seien es die Finanzen oder das Marketing, aber auch die Personalführung – je nach Saison zählt das Resort bis zu 900 Angestellte. Und natürlich kümmert sich der Chef darum, dass die Wünsche der Gäste in Erfüllung gehen – bemüht sich aber gleichzeitig darum, dass Luxusferien nachhaltiger werden. Gerade erst hat das Resort die Green-Globe-Zertifizierung erhalten. Etwas, worauf Schibli sehr stolz ist. Auch wenn ihm nur wenig Zeit zum Relaxen bleibt, so fühlt sich der Dottiker sehr wohl in Vietnam, ist Südostasien zu seiner neuen Heimat geworden. Wie es dazu gekommen ist, erzählt er im Artikel im Innenteil.
Der Dottiker Claudio Schibli ist heute Direktor eines Luxushotels in Vietnam
Von der Lehre im Service zum General Manager eines Fünf-Sterne-Ressorts: Der Weg von Claudio Schibli führte steil nach oben. Seit 18 Jahren lebt der Freiämter in Südostasien. Und fühlt sich da unglaublich wohl. «Die Vielfalt Vietnams ist beeindruckend», sagt er.
Chregi Hansen
Er arbeitet im Paradies. Zumindest, wenn man der Werbung seines Hotels glaubt. «Entdecken Sie das Paradies im 5-Stern-Mövenpick-Resort Waverly Phu Quoc – dem idealen Reiseziel für einen unvergesslichen Lifestyle-Urlaub», heisst es auf der Homepage. Und dieses Paradies hat heute einen Direktor aus dem Freiamt. Seit drei Jahren steht es unter der Leitung von Claudio Schibli.
Aufgewachsen in Dottikon, hatte Schibli schon mit 16 Jahren das Ziel, irgendwann ein grosses Hotel zu leiten. Jetzt, mit 47 Jahren, hat er sich diesen Traum erfüllt. «Der Weg dorthin war nicht immer gerade – eher ein Zickzackkurs –, aber voller wertvoller Erfahrungen, für die ich heute sehr dankbar bin», sagt er rückblickend.
Vor 29 Jahren ausgewandert
Er ist ganz oben angekommen. Angefangen hat er etliche Stufen weiter unten, nach der Sekundarschule in Dottikon machte er eine Lehre als Servicefachmann im Hotel Verenahof in Baden. Es folgten weitere berufliche Stationen, beispielsweise in Grindelwald, auf dem Jungfraujoch, im Mövenpick-Hotel in Egerkingen oder auch im Bergrestaurant Raten in Oberägeri. Dazwischen verbrachte er ein Jahr in Australien und Neuseeland, absolvierte die Hotelfachschule und arbeitete eine gewisse Zeit in der IT. Bis er sich mit 29 Jahren entschloss, nach Thailand auszuwandern. Dort leitete er fast acht Jahre lang ein kleines Resort auf Koh Samui. Kam so dem Paradies also einen grossen Schritt näher.
Seither ist Südostasien seine Heimat. «Was mich an der Region fasziniert, sind die Menschen: ihre Offenheit, Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft – auch wenn die Kommunikation manchmal herausfordernd ist», sagt Schibli. Er lebte und arbeitete einige Zeit auch in Singapur, kehrte von da wieder nach Thailand zurück und zog 2019 schliesslich nach Vietnam. «Jede Kultur hat ihre eigenen Besonderheiten, und ich schätze diese Vielfalt sehr. Für mich ist es kein Problem, mich auf neue kulturelle Gegebenheiten einzustellen. Diversität sollte bewahrt werden – sonst würden wir alle gleich und das wäre langweilig.»
In Vietnam fühlt sich der Dottiker sehr wohl. «Ich bin nun fast sieben Jahre hier und habe viele Veränderungen miterlebt. Das Land ist touristisch noch jung, holt aber schnell auf. Die Vielfalt ist beeindruckend», sagt er. Im Norden gibt es hohe Berge und die berühmte Halong-Bucht, Zentralvietnam ist hügelig und fällt sanft zum Meer ab, während der Süden mit Ho-Chi-Minh-Stadt und beliebten Stränden wie Nha Trang, Mui Ne und Phu Quoc eher flach ist. Und das Mekong-Delta zeigt noch das ursprüngliche Vietnam. Sein Resort liegt an der Westküste der vietnamesischen Insel Phu Quoc vor der Küste von Kambodscha im Golf von Thailand.
Ganz viele Aufgaben
Zu Beginn seiner Vietnam-Zeit arbeitete er noch im Pullman Phu Quoc Beach Resort, seit 2022 ist er nun im Mövenpick-Resort sowie den dazu gehörenden Villas und Residences – zunächst als Resort Manager, mittlerweile als General Manager. Und in dieser Position ist Schibli in vielen Bereichen gefordert. Von der Leitung des Hotels in den Bereichen Finanzen, Marketing und Personalführung über Alltagsthemen wie Verpflegung, Zimmereinteilung und Technik bis hin zu der Gästebetreuung, den Eigentümerbeziehungen und sicherheitsrelevanten Themen. Je nach Saison beschäftigt er bis zu 900 Mitarbeitende – es handelt sich also um ein grosses Resort. Dank einem MBA-Studium und regelmässigen Weiterbildungen ist er für diese Aufgaben aber bestens gerüstet.
Strände, Sonne, Palmen und Meer prägen seine Umgebung – das klingt nach einem Traumjob. Doch die Realität sieht anders aus. «Diese Kulisse wird schnell zur Normalität», macht Schibli deutlich. «Für mich ist Phu Quoc mittlerweile ein zweites Zuhause geworden. Ich liebe meinen Beruf, vor allem wegen seiner Vielseitigkeit und Abwechslung. Natürlich gibt es stressige Situationen, insbesondere in einem Land, das noch stark lokal geprägt ist und das internationale Standards erst nach und nach integriert.» Und er ist extrem gefordert im Job. Denn Phu Quoc ist derzeit eine der angesagtesten Destinationen in Südostasien. Bis vor Kurzem war die Anreise noch umständlich, da es kaum Direktflüge gab – das hat sich inzwischen geändert. Die Hauptmärkte sind Südkorea, Taiwan, Australien und zunehmend auch Europa. «Ab und zu höre ich sogar Schweizerdeutsch», erzählt der Dottiker.
Doch wer macht Urlaub in diesem 5-Stern-Hotel? Begegnet er dort nur lauter Superreichen mit hohen Ansprüchen? Schibli winkt ab. «Unser Resort zieht Gäste aus unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten an – was vor allem an der Vielfalt unserer Unterkunftsangebote liegt. Wir haben günstigere Zimmer in unserem Condotel etwas zurückversetzt vom Strand, hochwertigere Zimmer im Hotelgebäude direkt am Strand sowie 79 luxuriöse Villen mit Privatpool, die im oberen Preissegment angesiedelt sind», erklärt er.
Nachhaltigkeit auch bei Luxusferien ein Thema
So könne das Resort für viele Urlauber das passende Angebot entsprechend ihrem Budget bereitstellen. Und was kostet der Spass? «Die Preise variieren stark je nach Saison, Auslastung und Zimmerkategorie. Für Unterkunft und Frühstück für zwei Personen kann man mit etwa 1000 Franken pro Woche rechnen – natürlich ausserhalb der Hochsaison», so Schibli. Am anderen Ende der Preisspanne liegt eine Villa mit eigenem Pool und Meerblick, für die man über Weihnachten dann für eine Woche 4000 Franken bezahlt. «Alles in allem bietet Vietnam nach wie vor ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis, was in anderen südostasiatischen Ländern nicht mehr überall der Fall ist», fügt Claudio Schibli an.
Solche Luxusferien haben in der heutigen Zeit nicht unbedingt den besten Ruf, gelten sie doch als Ressourcenfresser. Schibli ist sich der Kritik bewusst. Aber: «Urlaub hat nach wie vor seinen Platz in unserer Zeit – er bedeutet ja auch, neue Kulturen kennenzulernen», ist der Hoteldirektor überzeugt. Natürlich brauche es Veränderungen, das Thema Nachhaltigkeit ist auch in seinem Beruf wichtig geworden. Das Resort setzt bereits seit Jahren zahlreiche Massnahmen um, verzichtet etwa auf Einwegplastik in den Zimmern oder wäscht Handtücher und Bettwäsche nur auf Wunsch oder beim Check-out. Sensoren an den Balkontüren sorgen beispielsweise dafür, dass die Klimaanlage automatisch abschaltet, wenn die Tür offen ist. Auch wird möglichst lokal eingekauft, um die Transportwege zu minimieren. «Aktuell arbeiten wir an einem eigenen Garten, in dem wir Kräuter, Gemüse und Früchte selbst anbauen wollen, und an vielen weiteren Projekten», berichtet Schibli stolz.
Mehr noch: Gerade erst konnte sein Hotel die Green-Globe-Zertifizierung erfolgreich abschliessen. Dieses Zertifikat richtet sich speziell an Unternehmen aus der Tourismusbranche und bewertet deren Engagement für nachhaltiges Wirtschaften. Dabei stehen nicht nur ökologische Aspekte im Fokus, sondern ebenso soziale Verantwortung, strategisches Nachhaltigkeitsmanagement und die langfristige Planung dieser Massnahmen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Erhalt lokaler Kulturen sowie der Einbindung und Stärkung der regionalen Gemeinschaften. Aber es reiche nicht, wenn nur das Hotel umdenke, auch die Gäste müssten dies tun. «Leider erleben wir ab und zu negative Feedbacks, die entweder auf kulturelle Unterschiede oder auf nachhaltige Prozesse zurückzuführen sind – etwa, wenn Gäste auf gewisse Luxusgewohnheiten verzichten müssen, die sie von früher gewohnt sind und die heute zwar immer noch da sind, aber vielleicht etwas anders funktionieren.»
Auch Gäste müssen umdenken
Sich diesen neuen Bedingungen anzupassen und den Gästen weiterhin einen Traumurlaub zu ermöglichen, das ist eine grosse Herausforderung. Als Hotel versuche man stets, sich in die Lage der Urlauber zu versetzen. Das sei nicht immer einfach, denn die Gäste kommen aus aller Welt und bringen ganz unterschiedliche Erwartungen mit. «Natürlich versuchen wir, diesen gerecht zu werden – aber bei so vielen verschiedenen Zimmerkategorien ist es nicht immer möglich, alle Wünsche zu 100 Prozent zu erfüllen. Wir suchen stets den besten Mittelweg – und meistens gelingt es uns gut. Manchmal entstehen Missverständnisse auch nur wegen der Sprachbarriere, da Englisch noch nicht überall verbreitet ist. Mit etwas Erklärung zeigen die meisten Gäste jedoch Verständnis», erzählt der Schweizer Hotelmanager.
Am Morgen hört er gerne Schweizer Radio
Die Sprachbarriere bleibt denn auch eine grosse Herausforderung, wenn sich Vietnam weiter zu einem Touristenmekka entwickeln möchte. Besonders ausserhalb der grossen Städte wird oft kaum Englisch gesprochen. «Auch wenn sich viel verbessert hat seit meinem ersten Besuch 2006, sind die Sprache und die Verständigung weiterhin ein Thema», sagt Schibli. Auch der fast 20-jährige Vietnamkrieg, der 1975 zu Ende ging, ist noch präsent – viele Relikte erinnern daran, etwa die Tunnel in Cu Chi oder die demilitarisierte Zone in Zentralvietnam, die heute meist touristisch genutzt werden.
Der Dottiker erkundet in seiner Freizeit gerne das Land – zu seinen Hobbys gehören das Reisen und das Fotografieren. Seit 18 Jahren lebt er nun in Südostasien. Aber: Die Schweiz ist und bleibt sein Zuhause. «Ich versuche, so oft wie möglich dorthin zu reisen – meine Eltern und mein Bruder leben immer noch hier», berichtet Schibli. Er hat regelmässig Kontakt zu ihnen, auch wenn sie Tausende Kilometer entfernt sind. Dank moderner Technik ist es heute kein Problem mehr, sich zu sehen und zu hören – und wenn es nur über eine Kamera ist. Jeden Morgen hört er zudem Schweizer Radio, um ein bisschen mitzubekommen, was in der Heimat passiert. Denn auch wenn er jetzt jeden Tag Strände, Sonne, Palmen und Meer vor seinem Fenster hat, kann er sich eine Rückkehr in seine alte Heimat durchaus vorstellen.
Es muss aber nicht heute oder morgen sein. Denn noch gefällt es Claudio Schibli sehr in seinem Paradies. Wenn man die Bilder des Resorts sieht, weiss man, warum.