Schnee aus dem Schattenloch
16.02.2024 Wohlen, VillmergenFreiämter auf der Mörlialp
Andreas Wymann arbeitet seit 10 Jahren als Skilift-Mitarbeiter in Obwalden
Das Familienglück und den Traumjob hat er auf der Mörlialp gefunden. Nur der Schnee fehlt.
...Freiämter auf der Mörlialp
Andreas Wymann arbeitet seit 10 Jahren als Skilift-Mitarbeiter in Obwalden
Das Familienglück und den Traumjob hat er auf der Mörlialp gefunden. Nur der Schnee fehlt.
Stefan Sprenger
Vom Freiamt her ist es eines der nächstgelegenen Skigebiete. Klein, und familiär ist die Mörlialp hoch über dem Sarnersee. «Einzigartig», wie Andreas Wymann sagt. Ein absoluter Geheimtipp. Das Wintersportgebiet hat eine Sesselbahn, fünf Skilifte, ein Kinderland, ausgezeichnet präparierte Pisten – und einen Mitarbeiter aus dem Freiamt. Andreas Wymann, 40 Jahre jung, wuchs in Wohlen und Villmergen auf, zügelte durch die Liebe in den Kanton Obwalden und fand durch eine Stellenanzeige in einer Regionalzeitung seinen Traumjob. «Gesucht: Skilift-Mitarbeiter auf der Mörlialp» war die Überschrift. «Klingt spannend», fand Wymann und hat sich einfach mal beworben. Heute sagt er, dies sei einer der besten Entscheide seines Lebens gewesen. Als er 2013 den ersten Winter auf der Mörlialp erlebte, habe man ihn vor dem Sessellift-Virus gewarnt. «Ich habe nur gelacht.» Heute weiss er: «Das können die meisten Menschen nicht verstehen, aber es ist wahr. Wer einmal diesen Job machen darf, der will nicht mehr weg. Es macht süchtig, es macht glücklich», sagt er und erzählt seine schöne Geschichte. Der Winter in diesem Jahr sei speziell, weil der Schnee fehlt. Doch das Skigebiet Mörlialp wird erfinderisch.
Der Freiämter Andreas Wymann betreibt die Skilifte auf der Mörlialp im Kanton Obwalden
«Ich habe unten angefangen und stieg immer weiter nach oben», lacht Andreas Wymann. Einst war er Bodenleger, dann Dachdecker – und landete schliesslich als Skilift-Mitarbeiter in den Bergen. Der Heimweh-Freiämter erzählt aus seinem spannenden Leben.
Stefan Sprenger
Einfach eine Nummer sein, das will er nicht. In einem grossen Skigebiet zu arbeiten, wäre nichts für ihn. Andreas Wymann schätzt das Familiäre, das Sympathische, das Überschaubare. Die Mörlialp ist ein kleines und feines Skigebiet – und passt ihm bestens. «Hier ist es einfach herrlich, sonst wäre ich nicht schon 10 Jahre hier», sagt er. Mittlerweile kennt er als Skilift-Mitarbeiter die Stammgäste, die Einheimischen und die Auswärtigen. Und sie kennen diesen etwas verrückten Flachländer, den das Leben in die Berge führte.
Die Frau am Skilift kennengelernt
1983 wird er geboren, lebt 10 Jahre in Wohlen, geht im Bünzmatt zur Schule. Dann zügelt die Familie nach Villmergen, wo er rund 15 Jahre zu Hause ist. Beruflich arbeitet er zuerst als Bodenleger, dann als Dachdecker. «Ich habe mich immer weiter raufgearbeitet», sagt er lachend. Mit seiner Frau Janine hat er zwei Kinder (4 und 10 Jahre alt). Ein kurioses und schönes Detail: Sie lernten sich am Skilift kennen (aber nicht auf der Mörlialp).
2013 zieht er in die Heimat seiner Frau Janine. Im Kanton Obwalden passt es ihm hervorragend. «Das Freiamt ist meine Heimat. Aber hier ist es einfach wundervoll, ich habe so viel Lebensqualität», erklärt er. Sarnersee, Lungernsee, Vierwaldstättersee. «Da kann der Hallwilersee einpacken.» Dazu liebt er das Klettern und Biken im Sommer in den Bergen und das Skifahren im Winter. «Genial. Obwalden ist schon geil», meint er.
«Hey, kommt her und schaut es euch an»
Das Freiamt ist aber nach wie vor sein Heimathafen. Seine Mutter Beatrice, die früher als Serviceangestellte in der «Schönau» in Wohlen oder der «Pfyfe-Bar» in Meisterschwanden arbeitete, ist nach wie vor in der Region zu Hause (Waltenschwil). Auch sein Bruder Marc und die Schwester Manuela leben im Aargau. «Dazu kommen die vielen Kumpels von früher», so Wymann.
Die Familie ist in Alpnach zu Hause. Und Andreas Wymann suchte eine Arbeit. In einer Lokalzeitung sah er ein Inserat. Die Überschrift: «Gesucht: Skilift-Mitarbeiter auf der Mörlialp». Wymann dachte sich: «Klingt gut. Probieren wirs.» Sein beruflicher Aufstieg geht weiter. Bodenleger, Dachdecker, Skilift-Mitarbeiter. Als er vor zehn Jahren den ersten Winter dort arbeitete, erzählte man ihm vom «Sesselbahn-Virus». Er hat nur gelacht. Heute sagt er: «Ich habe das nicht geglaubt. Aber es ist so. Ich komme hier nicht mehr weg. Die Arbeit gefällt mir so gut, es gibt nichts Besseres.» Wymann schaut gemeinsam mit dem Chef für den Betrieb der Seilbahn und den Unterhalt, dazu kümmert er sich um die Betreuung der Gäste. An guten Tagen kommen Hunderte ins kleine Skigebiet.
Die Mörlialp mit einem Sessellift und fünf Skiliften ist ein Geheimtipp. Er meint: «Hey, kommt her und schaut es euch an, wenn ihr es noch nicht kennt.» Vom Freiamt nach Giswil sind es rund 80 Minuten Fahrzeit.
Bis 17. März auf der Piste – und dann grosse Kühlschränke
Und ein wenig Werbung sei an dieser Stelle erlaubt. «Eine traumhafte Aussicht, bestens präparierte Pisten und beliebt bei Familien. Es ist günstig, hat Gratisparkplätze, dazu kaum Wartezeiten vor den Liften und es hat mit dem Kinderland ein besonderes Schmuckstück zu bieten. Dort können sich die Kleinsten am Schneekarussell rundherum ziehen lassen, zwei Übungslifte bringen die Kinder sicher in die Höhe, bei der Abfahrt können sie um lustige Figuren herumkurven», sagt er und zeigt ungeahnte Qualitäten als Werbebotschafter.
In diesem Winter ist es etwas aussergewöhnlich. «Ich habe schon viel erlebt hier oben. In einem Jahr hatten wir über 2 Meter Schnee. Aber so wenig wie in diesem Winter gab es in meinen 10 Jahren auf der Mörlialp noch nie.» Der höchste Punkt des Skigebiets liegt auf 1800 Metern, der tiefste Punkt auf 1350 Metern. Wymann und das Mörlialp-Team werden erfinderisch. Aus den Schattenlöchern in der Region wird Schnee aufgeladen und auf die Piste transportiert. So hat die Mörlialp trotz Schneemangel Pisten, die von den Besuchern gelobt werden. Seit Dezember läuft der Betrieb – noch bis zum 17. März. «Wir hoffen, dass die Piste bis dann hält.»
Und Andreas Wymann kann auch in den wärmeren Monaten behaupten, dass er cool bleibt. Denn während er im Winter als Skilift-Mitarbeiter tätig ist, arbeitet er im Frühling und Sommer bei einer Firma in Sarnen, die Gewerbekühlmöbel – also sehr grosse Kühlschränke – vertreibt.