Rechtsbürgerlich ist Trumpf
30.12.2025 Wohlen, Parteien, PolitikJahresrückblick Politik: Praktisch nur die SVP und ein wenig die GLP feierten durchwegs Erfolge
2025 war grosses Wahljahr. Im Einwohnerrat und im Gemeinderat wurden die Weichen für die Amtsperiode von 2026 bis 2029 gestellt. Die Richtung ging nach rechts. Es war ...
Jahresrückblick Politik: Praktisch nur die SVP und ein wenig die GLP feierten durchwegs Erfolge
2025 war grosses Wahljahr. Im Einwohnerrat und im Gemeinderat wurden die Weichen für die Amtsperiode von 2026 bis 2029 gestellt. Die Richtung ging nach rechts. Es war keine grosse Überraschung, dass die SVP im Parlament und in der Regierung zulegte. Die ersten Anzeichen für diesen Wandel wurden schon im Herbst 2024 ersichtlich, als die Volkspartei bereits die dritte Referendumsabstimmung an der Urne in Serie gewann.
Daniel Marti
Es wird als Jahr des Wandels in die Geschichte eingehen. Denn 2025 gab es in Wohlen den (wohl erwarteten) Rechtsrutsch. Die politischen Kräfte haben sich sogar deutlich nach rechts verschoben. Bürgerliche Mehrheiten, die es schon lange gibt, aber in der Vergangenheit nicht immer gelebt wurden, sind für die nächsten vier Jahre verstärkt worden. Im Einwohnerrat gewann die SVP drei Mandate – dies auf Kosten der SP, der Mitte und der EVP. Im Gemeinderat holte die SVP einen zweiten Sitz, was auch der Wählerstärke entspricht. FDP und Mitte hielten ihr Mandat, Grünliberale sind wieder im Gemeinderat vertreten. Grüne und SP sind draussen und werden durch SVP und GLP ersetzt.
Neuer Gemeinderat klar bürgerlich
Die Volkspartei wurde vom Stimmvolk im vergangenen Wahlherbst auf die klare Position gehievt, zumal auch der Posten des Gemeindeammanns von der SP zur SVP wechselte, von Arsène Perroud zu Roland Vogt. Die Volkspartei ist nun am Hebel der Macht. Ob es ihr gelingt, Wohlens Probleme in den Griff zu bekommen? Man wird es sehen. Jedenfalls trauen Herr und Frau Wohler am ehesten den Politikerinnen und Politikern der Volkspartei zu, die Verhältnisse in Wohlen zu verbessern. Finanzlage, Schulraum, Verkehr, Wachstum sind die Problemstellen.
Im Gemeinderat sind die Verhältnisse klar: Rechtsbürgerlich hält jetzt vier Mandate. Allerdings fehlt der neuen Zusammensetzung die Erfahrung: Der neue Gemeindeammann Roland Vogt hat vier neue Gemeinderatsmitglieder zur Seite: Frau Vizeammann Sonja Isler-Rüttimann (Mitte), Thomas Geissmann (FDP), Claudia Hauri (SVP) und Olivier Parvex (GLP). Sie werden dafür unverbraucht ihre Aufgaben angehen können. Aber kaum unbeschwert, denn die Herausforderungen sind gross. Ob grosse Würfe möglich sein werden? Lösungen werden ihren Preis haben – beim Schulraum, bei Sanierungen, beim Werterhalt, beim Strassenbau. So sagte beispielsweise der scheidende Gemeindeammann Arsène Perroud, dass umstrittene Projekte nicht direkt Einfluss hatten auf das Resultat der Gemeindeammannwahl (siehe Ausgabe vom vergangenen Dienstag). Der Wahlkampf im letzten Herbst sei leider ohne Inhalt gewesen, «und gegenwärtig wird eben rechtsbürgerlich gewählt», erklärt der SP-Politiker. Damit liegt er wohl richtig, ob national oder kantonal, rechtsbürgerlich liegt im allgemeinen Trend.
Weil die SVP gleich die drei letzten Referendumsabstimmungen gewonnen hat, deutete vieles auf eine Fortsetzung dieses Trends hin. Grüngutgebühr, Aufwertung der Zentralstrasse und zwei Projektierungskredite für Schulhausbauten verhinderte die SVP fast im Alleingang. Im November 2024 wurde sogar erstmals eine Bildungsvorlage in Wohlen abgelehnt, rund 62 Prozent des Stimmvolkes folgten der SVP. Und dies war ein klares Signal, was denn im Herbst 2025 bei den Wahlen folgen könnte.
Die möglichen Mehrheiten im neuen Einwohnerrat
Zum Einwohnerrat: Dieser ist nun mal in vielerlei Hinsicht entscheidend. Im Parlament ist die SVP klar die stärkste Kraft mit 13 Sitzen. Gefolgt von Mitte (7), GLP (6), SP (5), FDP (4), Grüne (3) und Dorfteil Anglikon (2). Natürlich ist die SVP auf einen starken Partner angewiesen, um mit der absoluten Mehrheit gestalten und bestimmen zu können. Das Motto «Alle gegen die SVP» wäre auch ein Weg. Was dann aber wieder nicht dem Wählerwillen entsprechen würde. Die Bürgerlichen haben im Einwohnerrat seit dessen Bestehen die Mehrheit, also seit genau 60 Jahren. Aber darauf einigen sich die Parteistrategen eben nur selten. Von den 60er- bis zu den 90er-Jahren konnten die FDP und die damaligen CVP zusammen bestimmen. Mit dem Aufschwung der SVP ist dies jedoch vorbei – und eine bürgerliche Mehrheit musste immer wieder im Parlament erkämpft werden.
Welche Fraktion wird gestärkt durch den Dorfteil Anglikon?
SVP (13 Sitze) und Mitte (7) kommen auf die Hälfte aller Mandate, spielt die FDP (4) mit, gibt es eine satte bürgerliche Mehrheit. Und gut möglich, dass auch die Zweiervertretung vom Dorfteil Anglikon ziemlich grosses Gewicht bekommt. Bisher zählte der Dorfteil Anglikon zur FDP-Fraktion. Und wie sieht es in der kommenden Legislaturperiode aus? Die Zugehörigkeit ist noch nicht geklärt. Laut Anglikons Einwohnerrat Mika Heinsalo werden diverse Gespräche geführt, und das mit verschiedenen Parteien. Sollte sich beispielsweise der Dorfteil Anglikon für einen Wechsel entscheiden, könnte das grosse Auswirkung haben. Die Vertretung des Dorfteils Anglikon schloss sich in den letzten Jahrzehnten immer den bürgerlichen Kräften an. Also sind SVP, Mitte oder ein Verbleib bei der FDP in der Poleposition. Der Dorfteil Anglikon könnte auch einen Zusammenschluss in der Mitte des politischen Spektrums stärken. Die Co-Präsidentinnen der Mitte liessen nach der Einwohnerratswahlen verlauten, dass vielleicht auch solche Mehrheiten gesucht werden können. Dies ist aber nur möglich mit den Grünliberalen. Mitte (7), GLP (6), FDP (4) und Dorfteil Anglikon (2) ergeben 19 Stimmen, die dann von links nur wenig verstärkt werden müssten, um eine Mehrheit ohne SVP zu erreichen. Und weiter funktioniert künftig auch eine Mitte-Links-Mehrheit mit Mitte (7), GLP (6), SP (5), Grüne (3). Macht 21 Mandate.
Mit dem Wahlsieger gestalten
Allerdings: Das Volk hat im Jahr 2025 mehrheitlich Mitte-Rechts gewählt. Zudem tut das Dorfparlament gut daran, nicht am Volk vorbei zu politisieren, denn sonst sieht sich die SVP auch in Zukunft «gezwungen», Parlamentsentscheide per Referendum zu korrigieren. Auch das wird sie, wenn nötig, weiterhin tun. Der letzte Wahlherbst hat gezeigt, dass die SVP sich vom Volk bestätigt fühlen darf. Darum macht es wohl eher Sinn, die nächsten vier Jahre zusammen mit dem Wahlsieger zu gestalten. Und das wohl mit bürgerlichen Partnern. In diesem Punkt haben vor allem SVP und Mitte ziemlich viel Arbeit vor sich. Gegenwärtig bekämpfen sich die beiden Parteien oder Parteispitzen sehr oft – dabei sollten die beiden stärksten Parteien Wohlen zusammen gestalten.
Nur die GLP kann mitfeiern
Die Sieger vom vergangenen Wahlherbst kommen alle aus der Reihe der SVP. Roland Vogt wurde neuer Gemeindeammann, Claudia Hauri wurde neue Gemeinderätin und sie soll erst noch Wohlens Finanzlage ins Lot bringen. Manfred Breitschmid wurde bestgewählter Einwohnerrat. Und Roland Büchi, der Präsident der SVP-Ortspartei, durfte auf allen Ebenen Erfolge feiern. Ihm kann nur Matthias Angst einigermassen folgen: Der Präsident der GLP durfte einen geringen prozentualen Zugewinn bei den Einwohnerratswahlen zur Kenntnis nehmen, und mit Olivier Parvex gelang den Grünliberalen die Rückkehr in den Einwohnerrat. Und läuft alles wie geplant, wird am 12. Januar Julia Frischknecht zur neun Einwohnerratspräsidentin gewählt – ebenfalls ein Novum in der noch jungen Erfolgsgeschichte der GLP in Wohlen.

