Pavel freut sich im Himmel
21.02.2025 Region Unterfreiamt, SarmenstorfPatron würde sich freuen
Zukunft von Karpf Garten GmbH gesichert
Es war ein Schock. Im Dezember 2021 stirbt Pavel Karpf völlig unerwartet. Sein Herz hörte auf zu schlagen. Der Unternehmer aus Sarmenstorf und frühere ...
Patron würde sich freuen
Zukunft von Karpf Garten GmbH gesichert
Es war ein Schock. Im Dezember 2021 stirbt Pavel Karpf völlig unerwartet. Sein Herz hörte auf zu schlagen. Der Unternehmer aus Sarmenstorf und frühere Profi-Fussballtorhüter des FC Luzern war plötzlich weg.
Auch die Zukunft seines Gartenbau-Unternehmens war fortan ungewiss. Die Karpf Garten GmbH in Sarmenstorf, die er 1999 mit der Unterstützung seines Vaters Joseph Karpf aufbaute, ist nun in andere Hände übergegangen. Marco Hodel aus Bettwil ist der neue Inhaber. Er machte vor 18 Jahren schon die Lehre im Unternehmen und sagt, dass der frühere Patron sein bester Freund war. Bianca Kistler, die Partnerin von Pavel Karpf, meint: «Er hätte sich über diese Lösung sehr gefreut.» --spr
Nach dem Tod des Patrons Pavel Karpf ist die Zukunft der Karpf Garten GmbH gesichert
Vor drei Jahren verstarb Pavel Karpf völlig unerwartet. Sein Umfeld war geschockt und in Trauer. Unklar war zudem, wie es mit seinem Unternehmen weitergehen sollte. Der Gartenbaubetrieb hat nun eine Nachfolgelösung gefunden. Pavel Karpf hätte seine Freude daran.
Stefan Sprenger
«Oft habe ich in den Himmel geschaut und gefragt: «Pavel. Was soll ich tun?» Marco Hodel, 34 Jahre jung, sagt dann: «Ich habe immer eine Antwort gekriegt.» Er sitzt gemeinsam mit Bianca Kistler im Büro des Gartenbaubetriebs in Sarmenstorf. Sie erzählen davon, wie es mit dem Unternehmen, der Karpf Garten GmbH, weitergeht. Doch um diese Geschichte zu erzählen, kommt man nicht am 7. Dezember 2021 vorbei.
Sein Herz hört im Hafen von Rogoznica auf zu schlagen
Es ist ein Dienstag, kurz nach Mitternacht. Pavel Karpf fährt los Richtung Kroatien. Sein Ziel: der Hafen von Rogoznica, wo er sein Segelschiff winterfest machen will. Zur Mittagszeit schickt er seiner Partnerin Bianca Kistler noch ein Foto der winterlichen Landschaft in Kroatien. Danach ist Funkstille. Als sie am nächsten Morgen immer noch nichts von ihm hört, wird ihr klar, dass etwas passiert sein muss. Sie beginnt die Suche, alarmiert die Behörden, ist den ganzen Tag am Telefon. Nach bangen Stunden erhält sie am Mittwoch um 16 Uhr einen Anruf vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten. «Dieser Moment hat sich in mein Herz gebrannt», sagt sie. Pavel Karpf ist unmittelbar nach seiner Ankunft am Dienstagabend auf seinem Schiff zusammengebrochen, sein Herz hörte auf zu schlagen. Karpf stirbt mit 52 Jahren. «Eine Katastrophe», sagt Kistler, die ihn schon seit der Kindheit kennt.
Der Plan war bereit
Karpf wollte sich im Laufe der Jahre aus seinem Unternehmen zurückziehen. Der Plan, wie es mit der Karpf Garten GmbH weitergehen soll, war bereit. Er wollte in naher Zukunft sein Geschäft weitergeben, um mehr Zeit zu haben für das Segeln und für seine Liebsten. «Er wusste genau, wann er aufhören wollte», sagt Hodel. Der Mai 2024 war angedacht. Bis dahin hätte er alles aufgegleist und übergeben – an Marco Hodel. Der verheiratete Mann aus Bettwil machte schon seine Lehre bei der Karpf Garten GmbH. Das war vor 18 Jahren. Hodel, der früh seine Eltern verlor, sagt, dass Pavel Karpf für ihn wie ein zweiter Vater war. «So jemanden wie ihn findet man nicht an jeder Strassenecke. Er war mein bester Freund. Er fehlt mir sehr.»
Beim Materiallager ist eine Gedenkstätte
«Marco Hodel ist genau der richtige Mann», sagt die 56-jährige Bianca Kistler. Pavel Karpf wünschte sich, dass er sein Nachfolger wird. Sein Wunsch geht in Erfüllung – einfach auf Umwegen. Hodel sagt: «Er hat mich immer angetrieben. Er wollte nicht, dass ich stehen bleibe. Und er hat mich auch manchmal ins kalte Wasser geworfen.»
Auch am 7. Dezember 2021 wurde er ins kalte Wasser geworfen und auch die rund 15 Mitarbeiter. Nach dem Tod des Chefs stehen die Mitarbeiter eng zusammen. «Wie eine Familie», sagt Hodel. «Jeder hat sein Bestes gegeben in der schwierigen Zeit.» Heute steht beim Eingang zum Gartenbau-Materiallager eine Gedenkstätte inklusive Feuerstelle für Pavel Karpf. Dort trifft sich die Gartenbau-Familie nach Feierabend.
Hodel wurde per 1. Januar 2022 Geschäftsführer. «Ich muss nicht in seine Fussstapfen treten. Das ist gar nicht möglich. Was Pavel Karpf hier aufgebaut hat, ist eine Meisterleistung. Ich mache es, so gut es geht. Es ist mir eine Ehre, sein Vermächtnis weiterzuführen.» Seit Januar 2024 ist Hodel auch Inhaber. Für das Karpf-Team ist es ein Neustart in eine hoffnungsvolle Zukunft. Und der frühere Patron wäre froh, dass die Zukunft des Betriebs gesichert ist – auch ohne ihn.
Für Pavel Karpf war sein Gartenbau-Unternehmen wie ein Baby. 1997 beendete er seine Karriere als Profigoalie beim FC Luzern (gestartet ist er beim FC Sarmenstorf und dem FC Muri). Er war damals 28 Jahre alt. «Ich hatte das Gefühl, alles erreicht zu haben im Fussball. Mehr lag nicht drin», sagt er einst in einem Interview. Er begann gleich danach eine Lehre. Seine dritte. Nach der Ausbildung zum Zimmermann und Sportartikelverkäufer erlernt er den Beruf des Landschaftsgärtners. Im Jahr 1999 – drei Tage nach seiner bestandenen Lehrabschlussprüfung – macht er sich selbstständig. Pavel «de Gärtner» – wie man ihn im Jahr 2016 als Zunftmeister der Heuröpfelzunft in Sarmenstorf nannte – wird mit seiner Firma zum Dorfgärtner. Alle kennen ihn, alle schätzen ihn. Die Firma, die er vor über 25 Jahren gründete und die er gemeinsam mit der grossen Unterstützung von Vater Joseph Karpf aufbaute, zählt heute 14 Mitarbeiter und hat über 250 Kunden.
Und der Firma geht es gut. «Es hat sich eingespielt», sagt Marco Hodel. Er und Bianca Kistler sind froh, dass es am Ende so gekommen ist, wie sich der Chef Pavel Karpf das gewünscht hätte. Und so wird auch sein Unternehmen, für das er zu Lebzeiten so viel Leidenschaft und Zeit geopfert hat, in eine erfolgreiche Zukunft gehen – und weiterleben.
Passend stand in der Todesanzeige von Pavel Karpf: «Wenn ein Mensch stirbt, dann ist es so, als verschwände ein Segelschiff hinter dem Horizont. Es ist immer noch da, wir sehen es nur nicht mehr.»