Thomas Stöckli, Redaktor.
«Hacke, somit Lost.» Das bin ich zugegebenermassen eher ungern. Noch besch…eidener finde ich «Achtloses im Kot» oder «Chaos-Test im Klo». Da doch lieber «Moskito’s ...
Thomas Stöckli, Redaktor.
«Hacke, somit Lost.» Das bin ich zugegebenermassen eher ungern. Noch besch…eidener finde ich «Achtloses im Kot» oder «Chaos-Test im Klo». Da doch lieber «Moskito’s Chalet» – auch wenn die Stechviecher nicht wirklich sympathisch sind – oder «Achtlos meist OK».
Aber «Stochastik Mole» passt mir eigentlich am besten. Die Mole erinnert an Wellen. Ans Meer. An Ferien. Den anderen Begriff muss ich googeln. Er leitet sich vom altgriechischen Wort für «Kunst des Vermutens» ab und steht für ein Teilgebiet der Mathematik, in dem es darum geht, Vorhersagen für zufällige Ereignisse zu treffen. Also eine Vereinigung von Wahrscheinlichkeitstheorie mit mathematischer Statistik. Da mutet der Anagramm-Generator doch eher bescheiden an, der auf die Eingabe meines Namens die obigen und 4994 weitere Wörter-Kombinationen ausgespuckt hat.
«Im Anagramm bewahrt die Sprache ein kreatives Potenzial aus Subversion und Anarchie», sagt Stephan Krass, deutscher Schriftsteller, Literaturredakteur beim Südwestrundfunk (SWR) und Professor für literarisches Schreiben. Die neuen Wörter und Wortkombinationen, die aus einer einfachen Umstellung der Buchstaben entstehen, halten den ursprünglichen Begriffen einen Spiegel vor, wobei das ganz oft auch ein Zerrspiegel sein kann, ein Paradoxon. Irgendetwas haben die alten und die neu gebildeten Wörter jedenfalls immer miteinander zu tun. Ein beliebtes Beispiel aus der Bildung: «Fehler sind Helfer.»
Zumindest sind Anagramme eine grossartige Spielform, welche darüber hinaus die sprachliche Fantasie anregen. Aus «Gwunder» füttere ich den Online-Generator deshalb noch mit meinen beiden Vornamen. Dabei kommt unter anderem «Nahtest Famos» heraus. «Famos», was für ein schönes Wort. Es hat seine Bedeutung im Laufe der Jahrhunderte von «berüchtigt» über «berühmt» zu «prächtig» oder «grossartig» gewandelt. Eigentlich sollte man dieses Adjektiv wieder viel mehr verwenden. Quasi als Antithese zur Verluderung der Sprache.
Und übrigens: Sind Sie schon darauf gekommen, wie mein zweiter Vorname lautet? Gerne dürfen Sie dies als Einstiegs-Angebot meinerseits verstehen, selbst mal ein Anagramm zu lösen.