Mit Vollgas auf Kurs gebracht
31.05.2023 Region Unterfreiamt, NiederwilNeues Ehrenmitglied
Ruhige GV im Reusspark
Letztes Jahr erlebte der Reusspark eine turbulente GV. Inzwischen ist Ruhe eingekehrt.
Die Diskussionen rund um die Wahl des neuen Direktors sind verstummt. Urs Bosisio als neuem ...
Neues Ehrenmitglied
Ruhige GV im Reusspark
Letztes Jahr erlebte der Reusspark eine turbulente GV. Inzwischen ist Ruhe eingekehrt.
Die Diskussionen rund um die Wahl des neuen Direktors sind verstummt. Urs Bosisio als neuem Chef und der ganzen Geschäftsleitung ist es gelungen, den Betrieb wieder auf Kurs zu bringen. An der GV war denn auch sehr viel Erfreuliches zu hören. Und mit Kaspar Schild erhält der Verein ein neues Ehrenmitglied.
120 Jahre Reusspark – Jubiläums-GV des Vereins Gnadenthal
So schnell ändern sich die Zeiten: Vor einem Jahr musste der Vorstand an der GV Kritik einstecken wegen der Ernennung von Urs Bosisio zum Direktor. EinJahr später gab es an der Versammlung donnernden Applaus für Vorstand und Geschäftsleitung. «Der Reusspark hat sich stabilisiert», kann Bosisio stolz feststellen.
Chregi Hansen
Es ist erst anderthalb Jahre her, da befand sich der Reusspark in einer grossen Krise. Die neue Direktorin musste per sofort freigestellt werden, interimistisch übernahm darauf mit Urs Bosisio ein Vorstandsmitglied die Führung. Und wurde kurze Zeit später definitiv zum Direktor ernannt.
Dass ein pensionierter Banker nun ein solch grosses Pflegezentrum leitet, das kam nicht bei allen Mitgliedern gut an. Man warf ihm fehlendes Fachwissen vor und wünschte sich einen jüngeren und fähigeren Kandidaten für diesen Posten. Inzwischen sind die kritischen Stimmen verstummt. «Der neue Direktor und die Geschäftsleitung geben dermassen Gas, dass der Vorstand manchmal kaum noch mithalten kann», konnte Präsident Kurt Notter berichten. Der Reusspark habe wieder Fahrt aufgenommen, und auch die Richtung stimme. «Bei allen Entscheidungen fragen wir uns immer: Was bringt es den Bewohnern? Bei uns sollen die Menschen im Zentrum stehen», machte Notter deutlich.
Grösste Neuerung ist die neue Führungsstruktur. Der Direktor thront nicht mehr über allen anderen, sondern ist Teil einer sechsköpfigen Geschäftsleitung. «Wir wollen das Gärtlidenken durchbrechen. Heute reden alle Bereichsleiter bei allen Themen mit», erklärte Direktor Urs Bosisio. Ebenso wolle man die Mitglieder mehr einbeziehen, so werden diese jetzt dreimal pro Jahr aktuell über das Geschehen informiert. Intensiviert wurde auch die Zusammenarbeit mit dem Vorstand, mit dem ein enger Austausch gepflegt wird. «Wir konnten den Reusspark im vergangenen Jahr stabilisieren. Personell, finanziell und auch strategisch», konnte Bosisio stolz feststellen.
Ganz vieles umgestaltet
Anlaufzeit gab es für den neuen Direktor keine, wie der Rückblick auf die vergangenen 12 Monate zeigte. So wurden der ganze Eingangsbereich und die Apotheke umgestaltet. «Und das in nur fünf Monaten», wie Präsident Notter anfügt. Die neue Photovoltaikanlage auf dem Dach beliefert den Reusspark mit eigenem Strom, sodass die Betriebsrechnung um rund 25 000 Franken pro Jahr entlastet wird. Ein Mehrfamilienhaus in der Westschweiz, welches der Verein vor einiger Zeit geerbt hatte, wurde letztes Jahr verkauft und spülte einen schönen Betrag in die Kasse. Die Kultur erhält wieder mehr Raum im Reusspark. Nicht zuletzt aber wurde die neu erarbeitete Strategie aktiv umgesetzt. «Der Vorstand spürt, dass sich die Geschäftsleitung ihrer Verantwortung bewusst ist», konnte der Präsident verkünden.
Herausforderungen gibt es noch genug. Der Fachkräftemangel macht auch vor den Toren des Reussparks nicht halt. «Wir sind gefordert, gute Arbeitsbedingungen für unsere Angestellten zu schaffen. Es ist besser, bestehendes Personal zu halten, als neues zu suchen», so Direktor Bosisio. Dabei macht man auch vor unkonventionellen Ideen nicht halt. So prüft man derzeit, ob man neben der Kindertagesstätte auch eine Hundetagesstätte einrichten will. «Immer mehr Bewerber haben einen Hund, für sie ist es ein Vorteil, wenn sie ihn zur Arbeit mitnehmen können», erklärte Bosisio.
Jahresmotto auch wirklich leben
Auf ein gutes Klima im Betrieb legt die Geschäftsleitung grossen Wert. Mit der Mitarbeiterkampagne «Lachen macht Freude» überrascht sie zusammen mit einem OK-Team die Belegschaft jeden Monat mit einem Wertschätzungsevent. «Für uns ist ein solches Motto nicht nur eine leere Wortphrase. Wir gehen hier eine Extrameile und stellen auch die nötigen Gelder und die Zeit zur Verfügung», macht der Direktor deutlich. Aktuell teilen sich im Reusspark 407 Mitarbeitende 302 Stellen, dazu kommen nicht weniger als 96 Praktikanten und Auszubildende. Nicht jammen, sondern selbst Fachkräfte ausbilden, so das Motto der Institution. Durchschnittlich bleiben die Angestellten fast acht Jahre im Betrieb. «Das ist im Pf legebereich eine sehr hohe Zahl», freut sich Bosisio.
Grosse Investition in Küche
In den kommenden Monaten wartet eine neue Herausforderung auf den Reusspark. Die Versammlung genehmigte einen Kredit in der Höhe 4,8 Millionen Franken für die Sanierung der Hauptküche und der Restaurantküche und die Karbonisierung des Wassers im Wohnbereich. Mit Letzterem kann auf die teure und aufwendige Verteilung von PET-Flaschen auf den Wohngruppen verzichtet werden. Der Umbau erfolgt während des laufenden Betriebs, dafür wird ein Küchenprovisorium in einem Container ausgebaut. Für alle Beteiligten eine grosse Herausforderung. Auch terminlich setzt man sich hohe Ziele, der Umbau soll, wenn dann die Aufträge vergeben sind, innert fünf Monaten abgeschlossen sein.
Der Ersatz der Küchen sei dringend, machte Vorstandsmitglied Rolf Kasper im Namen der Baukommission deutlich. Zwar habe man die Restaurantküche erst vor fünf Jahren mit neuen Geräten ausgestattet, seither habe aber die Zahl der Gäste massiv zugenommen. Auch in der Hauptküche, in der 1200 Mahlzeiten pro Tag zubereitet werden, komme man betrieblich an die Grenzen. Diese ist bald 20-jährig und nicht mehr auf der Höhe der Zeit. «Eine moderne Küche hilft aber, um gutes Personal zu finden», weiss Kasper aus Erfahrung. Gleichzeitig gab Kasper Entwarnung. Man werde nicht in wenigen Jahren bereits wieder in einen Ausbau der Küchen investieren. «Wir haben uns bewusst gegen einen Anbau entschieden, weil wir die Kapazitäten nicht noch mehr steigern wollen», sagte er.
Dass die Küche diese grosse Investition wert ist, davon konnten sich die Mitglieder anschliessend selbst ein Bild machen. Nach der GV wurden sie aus Anlass des 120-Jahr-Jubiläums kulinarisch verwöhnt. Das ist ein guter Deal, wenn man bedenkt, dass der Jahresbeitrag bei nur 30 Franken liegt. Allerdings soll er nächstes Jahr steigen. Das kündigte Präsident Kurt Notter vorsorglich schon mal an. «Nicht, dass ihr dann beim Antrag erschrocken seid.»
Finanziell gefordert
Wie andere Institutionen leidet auch der Reusspark unter den Nachwirkungen von Corona. Der gesamte Betriebsertrag beläuft sich im vergangenen Jahr auf 39,6 Millionen Franken. Zu schaffen macht dem Reusspark die Teuerung. Stark gestiegen sind auch die Personalkosten – zum einen wurden zusätzliche Mitarbeitende angestellt, zum anderen die Gehälter nach oben korrigiert. Der Verkauf des Mehrfamilienhauses aus einem Nachlass ergab einen Gewinn von 1,3 Millionen Franken. Neue Rekordzahlen vermeldete das Restaurant. Unter dem Strich ergab sich ein Jahresgewinn von 11 700 Franken. Trotz der schwierigen finanziellen Situation ist es zudem gelungen, die Hypothekenlast von 15 auf 11 Millionen Franken zu reduzieren. «Das gibt uns Luft, wenn neue Investitionen anstehen», so Direktor Urs Bosisio.
Neues Ehrenmitglied
An der Generalversammlung des Vereins Gnadenthal wurde auch der Vorstand für die kommenden vier Jahre gewählt. Mit einer Ausnahme stellten sich alle Mitglieder für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung.
Es sind dies Kurt Notter, Wohlen; Vizepräsident Silvan Hilfiker, Oberlunkhofen; Christine Kaspar Frei, Kirchdorf; Rolf Kasper, Wilen; Walter Koch, Niederwil, und Brigitte Peterhans, Mellingen.
Seinen Rücktritt nach 20 Jahren Tätigkeit gab der Wohler Hausarzt Kaspar Schild. Für sein grosses Engagement wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Als Nachfolger stellte sich René Kuhn, Waltenschwil, zur Verfügung, der zuvor viele Jahre als Chefarzt im Reusspark gewirkt hat und diese Tage in den Ruhestand ging. «Wir sind froh, dass wir weiterhin auf sein Know-how zählen können», sagte Präsident Notter. --chh