Mit Risiken auseinandersetzen
27.06.2025 Wohlen, Einwohnerrat, FinanzenRechnung 2024 der Gemeinde genehmigt – mit kritischen Stimmen
Die Debatte rund um den Rechnungsabschluss verlief recht unterschiedlich. Der Kommissionspräsident warnte, die SVP sprach von miserablen Kennzahlen, die GLP strich das Positive heraus und die FDP ...
Rechnung 2024 der Gemeinde genehmigt – mit kritischen Stimmen
Die Debatte rund um den Rechnungsabschluss verlief recht unterschiedlich. Der Kommissionspräsident warnte, die SVP sprach von miserablen Kennzahlen, die GLP strich das Positive heraus und die FDP erwartet bei der Steuerfussfrage Kompromissbereitschaft von allen.
Daniel Marti
«Mit Sorge betrachte ich die Finanzlage der Gemeinde Wohlen», so die warnenden Worte von Daniel Heinrich. Der Präsident der Finanz- und Geschäftsprüfungskommission verwies auf die schlechten Kennzahlen und die anstehenden hohen Investitionen, die hohen Abschreibungskosten und den hohen Unterhalt. Die Herausforderungen seien riesig, dies gilt selbst für die nötige Steigerung der Steuerkraft. «Der Selbstfinanzierungsgrad ist extrem weit von den geforderten 50 Prozent entfernt, die Pro-Kopf-Verschuldung hat extrem zugenommen, die Steuerkraft pro Einwohner ist klar unter dem kantonalen Mittelwert», urteilte Heinrich, «und durch die geplanten Investitionen werden einige Zahlen weiter gewaltig zunehmen.» Eine Aufzählung, die seine Sorgen erklärt. Nur schon die Abschreibungen von jährlich 7,7 Millionen Franken in den Jahren 2026 bis 2035 werden schwerlich zu erreichen sein, warnte er erneut.
Im orangen Bereich mit empfohlener Ursachenforschung
Der Aufwandüberschuss in der Rechnung 2024 beträgt rund 200 000 Franken. Aber das betriebliche Ergebnis ohne Spezialfinanzierung liegt bei wenig erfreulichen minus 2,4 Millionen Franken. Dass der Finanzhaushalt der Gemeinde Wohlen alles andere als positiv ist, das wissen alle Parlamentarier. Auch Finanzministerin Denise Strasser. Der Aufwandüberschuss sei klein, sagte sie. Erfreulich mit einem Plus von 1,6 Millionen Franken seien dagegen die Steuereinnahmen. Die Darlehensschuld steigerte sich trotzdem um 20 auf 90 Millionen Franken. Die Nettoschuld beträgt 65 Millionen Franken (plus 9 Millionen).
Mit diesen Werten sei Wohlen im orangen Bereich, so Strasser. «Das bedeutet hinteres Mittelfeld. Dabei wird dem Gemeinderat empfohlen, sich mit Ursachen und Risiken auseinanderzusetzen.
Miserable Kennzahlen und blaues Auge
Auch mit einem knappen Minus von 200 000 Franken bleibe die Rechnung nun mal defizitär, so die Finanzministerin weiter. «Auch mit einer Steuerfusserhöhung wird es schwierig, die Investitionen der Gemeinde zu stemmen», wagte sie eine zurückhaltende Prognose. Eine Steuerfusserhöhung sei wohl unvermeidlich, meinte Lionel Zingg für die FDP. Und er erwartet dabei «eine Kompromissbereitschaft von allen». Olivier Parvex von der GLP wollte das Positive sehen bei der Rechnung, «und die ist um 1,4 Millionen Franken besser als budgetiert». Wohlen stecke eben in einem Ausgabe- und Investitionszyklus, so Parvex. Aber die Selbstfinanzierung (4,5 Millionen) reiche nicht mal aus, um die Abschreibungen zu decken. Darum sei es wichtig, dass nun endlich «gute Steuerzahler nach Wohlen kommen». Claudia Hauri von der SVP sprach sogar von «miserablen Kennzahlen. Erstaunlich sind diese Zahlen nicht, denn Wohlen verarmt immer mehr.» Die Schulden seien erneut gestiegen, «und trotzdem werden alle Vorlagen stets durchgewinkt». Sie habe das Gefühl, dass die Verantwortlichen «mit Scheuklappen durch die Gemeinde» gehen. Es fehle zudem an einer Schuldenanalyse. «Es ist notwendig, dass alle Parteien alle Ausgaben kritisch hinterfragen», betonte Claudia Hauri.
Für Martina Arnet (SP) ist der Rechnungsabschluss erfreulich, denn die Zahl der Sozialhilfebeziehenden sei abnehmend. Die Ausgabendisziplin sei hoch, so Patrick Schmid (Grüne). Die Rechnung schliesst laut Schmid nahe an einer schwarzen Null, «das ist eine gute Leistung, aber wir kommen nicht immer mit einem blauen Auge davon. Denn die Tendenz geht Richtung rote Null.» Darum müsse man den Steuerfuss anpassen, nur so komme die Gemeinde Wohlen «aus der Schuldenfalle heraus».
«Keine gesunde Entwicklung»
Der minimale Aufwandüberschuss von rund 200 000 Franken klingt für Laura Pascolin (SP) «fast schon positiv». Aber das Ergebnis sei nicht entstanden, «weil man die Finanzen im Griff hat, sondern weil wichtige Aufgaben verschoben oder reduziert wurden». Die strukturellen Probleme bleiben laut Pascolin bestehen. Die Ausgangslage sei problematisch, die langfristigen Finanzverbindlichkeiten liegen bei rund 90 Millionen. «Und irgendwann braucht man aber einen Tilgungsplan.»
Die Rechnung zeigt laut Pascolin «keine gesunde Entwicklung, sondern eher eine künstlich gute Momentaufnahme». Darum fordert sie eine klare Investitionsplanung mit Prioritäten und einen nüchternen Blick auf das Personalwachstum.
Isler-Areal: Details klären
Was denn genau mit dem Isler-Areal passiert, wollte Lionel Zingg von der FDP wissen. Das Baurecht sei ja vor rund einem Jahr vergeben worden. Und wie sei der aktuelle Stand bei den Verträgen? «Wir erwarten, dass die Angelegenheit möglichst schnell in Angriff genommen wird», so Zingg. Ob denn die Verträge schon unterschrieben sind? «Nein», antwortete Gemeindeammann Arsène Perroud. «Es gibt noch Details, die geklärt werden müssen. Aber wir sind auf gutem Weg.» Perroud versicherte zudem, dass nach den Sommerferien dem Einwohnerrat eine Vorlage unterbreitet werden könne. --dm
Transparenter Einblick
Geschäftsbericht 2024 der Gemeinde genehmigt
«Der Geschäftsbericht vermittelt ein klares Bild: Die Verwaltung arbeitet sehr verantwortungsvoll», sagte Gemeindeammann Arsène Perroud im Einwohnerrat.
Trotz Komplexität könne ein reibungsloser Betrieb sichergestellt werden. Die Verwaltung überzeuge täglich mit Verlässlichkeit und qualitativ guter Arbeit, so Perroud weiter. «Und die Schule Wohlen ist ein stabiler Ort des Lernens.»
Weiter garantieren Regionalpolizei und Feuerwehr Sicherheit. Die Beiträge an Kultur und Sport tragen laut Perroud bei zur Lebensqualität. Das alles erhält jeweils seinen Platz im Geschäftsbericht. «Und dieser Geschäftsbericht steht für eine funktionierende Gemeinde und für menschliche Nähe.» Auch von den Parteien wurde der Geschäftsbericht nur gelobt. «Man sieht, was in Wohlen alles geleistet wird. Und zwar sehr viel Sinnvolles», sagte Martina Arnet, SP. In der Gemeinde werde ein «Super-Job gemacht», betonte Daniel Heinrich, Mitte, «vom Wissen der Mitarbeitenden können wir zehren. Und Wohlen hat einfach sehr viele Vorteile.»
Der Geschäftsbericht verdiene eine grosse Dankbarkeit und Anerkennung, erklärte Franziska Matter, Grüne. «Er bietet einen transparenten Einblick in eine verantwortungsvolle Gemeindeführung.» --dm