Mehrheit will keinen Wechsel
18.06.2024 Region Bremgarten, ZufikonKein Spitex-Wechsel
Das Hauptinteresse der Teilnehmerschaft an der Gemeindeversammlung in Zufikon bezog sich eindeutig auf die künftige Spitex-Zugehörigkeit. Der Gemeinderat wollte von der Spitex Mutschellen-Reusstal zur Spitex Freiamt wechseln. Der ...
Kein Spitex-Wechsel
Das Hauptinteresse der Teilnehmerschaft an der Gemeindeversammlung in Zufikon bezog sich eindeutig auf die künftige Spitex-Zugehörigkeit. Der Gemeinderat wollte von der Spitex Mutschellen-Reusstal zur Spitex Freiamt wechseln. Der Souverän will bleiben.
Somit ist die Absichtserklärung mit der Spitex Freiamt, die Wohlen und Waltenschwil abdeckt, nichtig. «Natürlich hätten wir Zufikon gerne begrüsst, aber für uns geht es normal weiter», sagt Pascal Gregor, Präsident der Spitex Freiamt. Er könne den Entscheid nachvollziehen und respektieren. Im Rahmen ihrer Strategie seien sie immer auf der Suche nach geeigneten Kooperationen. «Wir streben weiterhin eine aktive Zusammenarbeit mit ambulanten und stationären Einrichtungen wie auch mit anderen Leistungserbringern im Gesundheits- und Sozialbereich an.» --sab
Zufiker Spitex-Zukunft war zentrales Thema an der «Gmeind»
Der Gemeinderat beantragte eine Änderung bei der Spitex-Zugehörigkeit. Die Gemeindeversammlung lehnte den vorgeschlagenen Wechsel von der Spitex Mutschellen-Reusstal zur Spitex Freiamt ab. 174 Stimmbürgerinnen und Stimmbürger waren anwesend.
Stefan Treier
Gemeinderätin Natascha Brunold vertrat als «Sozialministerin» die Stimme des Gemeinderates zum beantragten Wechsel der Spitex-Zugehörigkeit. Sie hielt zu Beginn ihrer Ausführungen fest: «Es ist aus Sicht des Gemeinderates wichtig, alle spitalexternen Klienten möglichst lange zu Hause betreuen zu können.» Die Referentin blickte zurück auf die vor zwei Jahren erfolgte Fusion, welche damals vier Spitex-Organisationen betraf: «Es wurde ein Ausbau der Dienstleistungen angestrebt, doch konnten nach Einschätzung des Gemeinderates die vier Mentalitäten nicht zu einer Einheit zusammengefügt werden.» Für die Gemeinden bestehen Unsicherheiten in strategischen Fragen. Die zahlreichen Änderungen in der Geschäftsleitung haben Spuren hinterlassen. Beim Pflegepersonal wie auch bei der Geschäftsleitung zeigt sich nach Auffassung des Gemeinderates keine Konstanz, was dem Gemeinderat offensichtlich missfällt.
Wie von gemeinderätlicher Seite weiter zu erfahren war, hat er Anfragen bei anderen Spitex-Organisationen betreffs einer Zusammenarbeit angestellt. Dabei erfüllte die Spitex Freiamt die Kriterien für eine wünschbare Zusammenarbeit am besten. Ab 1. Juni 2024 hat diese im umgebauten Chappelehof, Wohlen, neue Räumlichkeiten bezogen, welche ihr als Geschäftssitz dienen.
Spitex Mutschellen-Reusstal mache gute Arbeit
Es bestünde nach Information des Gemeinderates die Bereitschaft der Freiämter Spitex, in Zufikon einen Stützpunkt einzurichten. Ebenso würde eine 24-stündige Erreichbarkeit in Aussicht gestellt. Am Zufiker Stützpunkt könnten für die Bevölkerung monatliche Beratungen angeboten werden. In Verantwortung für die ambulante Grundversorgung ist die Gemeindebehörde der Überzeugung, dass «wir mit dem vorgeschlagenen neuen Partner gut fahren werden».
Es meldeten sich Stimmen, welche dem vorgeschlagenen Spitex-Wechsel kritisch gegenüberstanden. So bekannte ein Stimmbürger, dass er seit mehr als fünf Jahren für seine Ehegattin mit der bestehenden Mutschellen-Spitex zusammenarbeitet und dabei sehr zufrieden ist. «Die Spitex kommt doch siebenmal pro Woche vorbei», so der Votant. Er kann einem Wechsel nicht zustimmen, würde doch dadurch ein bestehendes, funktionierendes soziales Netzwerk zerrissen. Man sollte sich um eine Lösung kümmern, welche vorsieht, das bestehende Personal beizubehalten. Es wäre besser, bestehende Probleme zu lösen, ohne dabei eine Kündigung der bestehenden Leistungsvereinbarung zu erwägen. Es wird zudem bezweifelt, ob mit einem Spitex-Wechsel auch Kosteneinsparungen erreicht werden können.
Häufiger Personalwechsel als Problem
Ein weiterer Stimmbürger konnte sich dem Spitex-Wechsel ebenfalls nicht anschliessen. Er attestierte den Spitex-Mitarbeitenden sehr gute Arbeit und unter ihnen auch ein gutes Klima. Der Grund für den beantragten Wechsel sind Probleme zwischen dem Rat und dem Vorstand der Spitex Mutschellen-Reusstal, welche offenbar von den anderen Gemeinden lockerer genommen werden. Immerhin sind doch rund 100 Personen aus der Zufiker Einwohnerschaft betroffen. Die Spitex ist keine Gemeindeorganisation, sondern eine private Vereinigung. Zwischenzeitlich gab es personelle Veränderungen im Vorstand, weshalb, so der Referent aus der Versammlung, «es besser wäre, mit den Neuen das Gespräch zu suchen».
Das persönliche Einvernehmen mit den Spitex-Verantwortlichen ist gut, doch beschäftigte der häufige Personalwechsel die Behörde, wo sie Probleme sieht. Im geplanten Stützpunkt im Gemeindehaus Zufikon sieht der Gemeinderat gar die Möglichkeit einer Kosteneinsparung. Bei einer etwas kleineren Organisation wie der Spitex Freiamt mit einem Einzugsgebiet von rund 20 000 Einwohnern gibt es keine logistischen Probleme. Weiter gab Gemeinderätin Natascha Brunold zu bedenken, dass es schwierig wird, unter den gegebenen Verhältnissen die stark zunehmenden Bedürfnisse nach Spitex-Leistungen zu befriedigen. Es geht letztlich um die Klienten, welche betreut werden müssen, wobei sicher auch die Finanzen im Griff gehalten werden müssen. Ein Vertreter der «Mitte»-Partei hob in seinem Votum die Wichtigkeit einer guten Spitex-Betreuung der Bevölkerung hervor. Auch junge Leute können gelegentlich ein Bedürfnis nach einer Zusammenarbeit mit der Spitex haben. «Wir sollten dem Gemeinderat Rückhalt geben», so der Votant, für den es nachvollziehbar ist, dass der Gemeinderat einen neuen Partner sucht.
Spitex-Mitarbeiterinnen auch in Zufikon
Eine Spitex-Mitarbeiterin sprach sich für die Beibehaltung der Zusammenarbeit mit der Spitex Mutschellen-Reusstal aus, welche mit rund 100 Mitarbeitenden ein Gebiet von 45 000 Einwohnern versorgt. «Wir sind in einem Verbund von 14 Gemeinden tätig. Ein Teil unseres Personals wohnt in Zufikon. Zu Beginn der Fusion vor zwei Jahren bestanden echte Probleme und eine höhere Fluktuation. Es war wirklich eine ‹strube Zeit›. Heute sind wir besser unterwegs», so die Spitex-Mitarbeiterin, «und können auch Kosten reduzieren.» Die Gemeinderatsvertreterin verwies darauf, dass noch im vergangenen Januar Mitarbeiterinnen um Auswechslung des Vorstandes ersuchten, was den Gemeinderat dazu bewegte, den eingeschlagenen Weg weiterzuführen. Nach ergiebiger, doch gegenseitig fair geführter Diskussion ergab sich schliesslich eine Mehrheit von 107 zu 45 Stimmen gegen den geplanten Spitex-Wechsel der Gemeinde Zufikon. Die Gemeinderatsvertreterin bekräftigte in Anbetracht der vom Souverän geäusserten Haltung den Willen des Gemeinderates, den Konsens zu suchen. Schliesslich besteht ja keine Zerstrittenheit.
Einführung Tagesschulen wird geprüft
Unter «Verschiedenes» berichteten Gemeinderatsvertreter über anstehende Aufgaben und Infos aus ihren Ressorts. Erfreulicherweise sind für das kommende Schuljahr alle Lehrerstellen besetzt. Man ist daran, die Einführung einer Tagesschule zu prüfen. Im Bau-Bereich ist die Projektierung für Schulhaus und Doppelturnhalle aktuell. Man befasst sich mit einem breit abgestützten, zukunftsweisenden Projekt. Derzeit besteht für Zufikon die Pflicht zur Aufnahme von 56 Asylsuchenden, welche an mehreren Orten untergebracht sind. Räumlichkeiten sind aktuell genügend vorhanden.
Die Beschlüsse
An der Zufiker Sommer-«Gmeind» nahmen 174 der 3182 Stimmberechtigten teil. Sie genehmigten das Protokoll, den Rechenschaftsbericht sowie die Jahresrechnung. Schwerpunkt der Einwohnerrechnung 2023 bildeten die Steuereinnahmen, welche mit 15,1 Millionen Franken die Budgeterwartungen um satte 17,2 Prozent übertrafen. Die Gemeinde Zufikon verfügt über eine solide finanzielle Basis. Der Kredit von 320 000 Franken für den Ausbau sowie die Fahrbahn- und Werkleitungssanierung Sentenstrasse, einschliesslich Landerwerb; gleichzeitige Aufhebung Kreditbeschluss über 272 000 Franken gemäss Urnenabstimmung vom 20. Dezember 2020, wurde mit 161 zu 1 Stimmen gutgeheissen. Die Kündigung der Leistungsvereinbarung mit der Spitex Mutschellen-Reusstal per 31. Dezember 2024 und der Abschluss der neuen Leistungsvereinbarung mit der Spitex Freiamt ab 1. Januar 2025 wurden abgelehnt mit 107 Nein- zu 45 Ja-Stimmen.
Alle Beschlüsse unterstehen dem fakultativen Referendum. --tre