Mehr Stratege als Verwalter
05.12.2025 Region Bremgarten, ZufikonDer Leiter Finanzen Hanspeter Füglistaler geht in Pension
Am 1. März 1995 trat Hanspeter Füglistaler seine Stelle als Leiter Finanzen der Gemeinde Zufikon an. Ende Dezember wird er pensioniert. Füglistaler hat daran mitgearbeitet, dass aus einer ...
Der Leiter Finanzen Hanspeter Füglistaler geht in Pension
Am 1. März 1995 trat Hanspeter Füglistaler seine Stelle als Leiter Finanzen der Gemeinde Zufikon an. Ende Dezember wird er pensioniert. Füglistaler hat daran mitgearbeitet, dass aus einer Nettoschuld von rund 13 Millionen Franken ein Nettovermögen von rund 15 Millionen Franken entstanden ist.
Roger Wetli
«Manchmal war es ein schmaler Grat, zwischen Notwendigem und Wünschenswertem zu unterscheiden», gesteht Hanspeter Füglistaler. Er sieht die konsequente Umsetzung dieses Mottos als Hauptgrund, wieso Zufikon den Steuerfuss von 110 Prozent im Jahr 1995 auf heute 79 Prozent senken konnte. «Wir haben nicht nichts ausgegeben», betont der Leiter Finanzen. «Sondern immer geschaut, welche Sonderausgaben einen Mehrwert für einen möglichst grossen Teil der Einwohner schaffen.» Als Beispiel nennt er den Seniorenrat. Dieser habe zwar ein jährliches Budget, durch enorme Freiwilligenarbeit werde aber mehr aus den Ausgaben der Gemeinde herausgeholt. «So verhält es sich auch mit dem Zufiker-Fäscht», ist er überzeugt. «Auch da gingen wir ein Kostenrisiko ein. Wir erreichten damit aber sehr viele Leute. Ich habe einige Rückmeldungen von Personen erhalten, die mit dem Zufiker-Fäscht das Dorf zum ersten Mal richtig wahrgenommen haben und jetzt hier eine Wohnung suchen.»
Pro-Kopf-Einkommen gestiegen
Das Dorf wuchs seit 1995 von 3500 auf 5000 Einwohner. «Diese Zuzüger brachten neue Bedürfnisse wie den Wunsch nach Tagesstrukturen und Mittagstisch. Auch das leisten wir uns. Wir wurden dadurch noch attraktiver für gute Steuerzahler», weiss Hanspeter Füglistaler. «Jedenfalls haben sich die 1500 zusätzlichen neuen Einwohner positiv auf den Steuerertrag ausgewirkt. Das Pro-Kopf-Einkommen ist gestiegen.»
Die erfolgreich umgesetzte Strategie, die Schulden abzubauen und den Steuerfuss zu senken, hat der Leiter Finanzen massgeblich mitgeprägt. Die KV-Lehre absolvierte Hanspeter Füglistaler auf der Gemeindeverwaltung von Berikon. Es folgten Stationen auf den Verwaltungen von Rudolfstetten-Friedlisberg, Jonen, Oetwil an der Limmat und ein kurzer Ausflug in die Privatwirtschaft. «Im Schnitt wechselte ich wohl alle zwei Jahre meine Stelle. In Zufikon passte schliesslich alles: das Team, die mir anvertrauten Aufgaben und der kurze Weg zu meiner Familie in Oberwil-Lieli», strahlt er. «Ich hatte hier einen perfekten Arbeitgeber – und gebe hier bald etwas Wertvolles auf.»
Um das grosse Ganze einer Gemeinde richtig zu erfassen, half ihm seine Ausbildung zum Betriebsökonomen. «Als Leiter Finanzen sehe ich in alles rein, was die Gemeinde betrifft. Das finde ich total faszinierend. Aber durch Streichungen von verschiedenen Budgetposten habe ich mir natürlich nicht nur Freunde gemacht.» Er verlangte immer, dass drei Offerten für Projekte eingeholt wurden. So etwa beim Umbau der Schulküche. «Luxus schaffte es damit erst gar nicht ins Budget», erklärt er ein weiteres Motto der Verwaltung.
Dafür gewann er sehr schnell das Vertrauen des Gemeinderates und der Finanzkommission. «Wir führten stets harte, aber zielorientierte Diskussionen. Sie waren stets geprägt von Anstand und Respekt. Zur Finanzkommission waren der Gemeinderat und ich immer transparent. Das erleichterte die Zusammenarbeit enorm. Wir hatten ein geniales Einvernehmen.»
Wichtigster Tag des Jahres für die Gemeinde
Hanspeter Füglistaler sieht sich in seiner Rolle als Leiter Finanzen nicht nur als Verwalter von öffentlichen Geldern, sondern vielmehr als Stratege. «Die Klausur, die jeweils im März stattfindet, ist der wichtigste Tag im Jahr für Zufikon. Da wird ganz vieles für die Zukunft der Gemeinde entschieden.» Er ist dankbar, dass er an dieser Klausur immer teilnehmen durfte und sich einbringen konnte. Und noch einen wichtigen Faktor in seiner Karriere nennt er: Nadine Fischbacher, seine Stellvertreterin. «Sie war die perfekte Ergänzung zu mir. Nadine Fischbacher hielt mir als Buchhaltungschefin den Rücken frei, damit ich mich auf die planerische und strategische Ebene konzentrieren konnte. Ohne sie wäre das nicht möglich gewesen.»
Ein bedeutendes Element der Finanzplanung sei, zu entscheiden, wann welche Projekte umgesetzt werden. Er habe auch mal vorgeschlagen, aus finanziellen Gründen ein Vorhaben nach hinten zu schieben. «Das war absolut spannend. Ich konnte damit die Gemeinde entscheidend weiterbringen.» Aktuell stehen mit dem Schulhausneubau mit neuer Doppelturnhalle und dem neuen Werkhof zwei sehr teure Projekte in den Startlöchern. «Aus finanzieller Sicht wäre es sicher besser, wenn nicht beides gleichzeitig gebaut würde», erklärt Hanspeter Füglistaler. «Allerdings liegt das künftig nicht mehr in meiner Mitverantwortung.»
Keine Mandate, gar nichts
Der Oberwil-Lieler freut sich darauf, im neuen Jahr keine Termine mehr zu haben. «Meine Frau und ich gehen sicher auf Reisen. Ich werde intensiver Sport machen, den Garten pflegen – und mehr Zeit für die Familie haben.» Seine Pensionierung komme zum richtigen Zeitpunkt: «Ich werde die Zahlen nicht vermissen, einfach nichts tun. Keine Mandate, gar nichts.» Er sei gespannt, wie er mit dem Ruhestand umgehen könne.
Hanspeter Füglistaler verabschiedet sich mit einem Lächeln. «Ich habe die Finanzen der Gemeinde geführt, als wäre sie mein eigenes Unternehmen. Sie war mein Herzblut. Ich hinterlasse eine finanziell sehr solide Gemeinde.»

