Kontinuität oder Trendwende?
22.08.2025 Wohlen, Parteien, WahlenParolen deuten offenes Rennen an
Wie sich die Unterstützung bei der Gemeindeammannwahl verteilt
Roland Vogt will den Gemeindeammann-Job von Arsène Perroud übernehmen. Er bietet dem Volk eine Auswahl. Und er stellt die Parteien auf ...
Parolen deuten offenes Rennen an
Wie sich die Unterstützung bei der Gemeindeammannwahl verteilt
Roland Vogt will den Gemeindeammann-Job von Arsène Perroud übernehmen. Er bietet dem Volk eine Auswahl. Und er stellt die Parteien auf die Probe.
Daniel Marti
Roland Vogt (SVP) steht für einen Richtungswechsel. Amtsinhaber Arsène Perroud (SP) will den eingeschlagenen Kurs beibehalten. Die beiden Kandidaten für das Amt des Gemeindeammanns unterscheiden sich in vielen Themen – vor allem wohl in Finanzfragen. Während unter Perroud die Schuldenobergrenze laufend steigt, ist Vogt bei Investitionen der Vorsichtige. Eines haben beide gemeinsam: Sie vertreten ihre Partei im Grossen Rat in Aarau.
Wie jedoch stellen sich die restlichen Ortsparteien zu den beiden Kandidierenden? Grüne und Grünliberale empfehlen erwartungsgemäss Arsène Perroud zur Wahl. «Der aktuelle Gemeindeammann bringt viel Führungskompetenz mit», sagt beispielsweise GLP-Präsident Matthias Angst. Anders sieht es bei den Freisinnigen aus. «Die FDP hat mit Roland Vogt mehr politische Überschneidungen als mit Arsène Perroud – insbesondere in der Steuerund Finanzpolitik», erklärt Fraktionspräsident Lionel Zingg. Die Mitte und Dorfteil Anglikon empfehlen dagegen Stimmfreigabe. «Der Dorfverein Anglikon sieht Arsène Perroud und Roland Vogt beide als geeignete Kandidaten, allerdings mit Einschränkungen», urteilt Anglikons Einwohnerrat Mika Heinsalo.
Die Stellungnahmen der vier Parteien und der einen Gruppierung lassen jedenfalls auf ein ausgeglichenes Rennen schliessen.
Wahl des Gemeindeammanns: Welche Parolen fassen die Parteien?
Arsène Perroud gegen Roland Vogt. SP gegen SVP. So lautet das Duell um den Posten des Gemeindeammanns. Wie verhalten sich die anderen Parteien? Die Parteispitzen der Grünen und Grünliberalen stehen für Perroud ein. Die FDP zeigt Flagge für Vogt, Mitte und Dorfteil Anglikon sind für Stimmfreigabe.
Daniel Marti
Der Wahlkampf läuft auf Hochtouren. Die Plakate mit den Kandidierenden sind platziert. Und das Gemeindeammann-Duell verspricht viel Spannung. Die wählerstärkste Partei, die SVP, fordert Amtsinhaber Arsène Perroud heraus. Was die Stärke der beiden Parteien betrifft, da hat die Volkspartei gegenüber den Sozialdemokraten einen Vorteil.
Logisch, SP und SVP unterstützen mit aller Macht ihren Spitzenkandidaten. Nur, was machen die anderen Parteien? Wie sieht deren Unterstützung aus? Die Parolen sind gemacht. FDP, Mitte, Grünliberale, Grüne und Dorfteil Anglikon haben die Ausgangslage analysiert. Trendwende oder Kontinuität? Diese Frage wird erst an der Urne beantwortet.
Grüne klar für Arsène Perroud
Dass die Grünen für SP-Mann Arsène Perroud einstehen, das ist logisch. «Die Grünen unterstützen mit Überzeugung die Kandidatur von Arsène Perroud als Gemeindeammann. Seine menschliche, soziale und bürgernahe Politik beeindrucken uns weiterhin. Er ist dossiersicher, ein sozialkompetenter Gestalter und verfügt über eine ausgezeichnete Führungsqualität», argumentiert Rolf Küng, Co-Präsident der Grünen. Perroud sei ein guter Teamplayer und kompetent. «Und er setzt sich überregional für die Interessen unserer Gemeinde ein und nutzt die Chancen eines interkommunalen Netzwerks.» Mit Arsène Perroud habe Wohlen einen Gemeindeammann, der einem Grossteil aller Ansprüche optimal entsprechen und vernetzen könne.
GLP sehr oft auf Ammann-Linie
Auch die Grünliberalen sichern dem Amtsinhaber ihre Unterstützung zu. Auch das ist wenig überraschend. Hat die GLP in den vergangenen dreieinhalb Jahren die Perroud-Politik im Einwohnerrat doch stets unterstützt.
Bis auf ganz wenige Ausnahmen waren die Grünliberalen auf der Gemeindeammann-Linie.
Die GLP Wohlen werde mit Überzeugung Arsène Perroud zur Wahl als Gemeindeammann empfehlen, sagt Matthias Angst, Präsident Grünliberale, auf Anfrage. Und er nennt drei Gründe.
«Der aktuelle Gemeindeammann bringt viel Führungskompetenz mit. Er ist sehr erfahren im Leiten grosser Gremien und Organisationen. Perroud ist stets dossiersicher und äusserst kompetent in seinen Auskünften und Einschätzungen», so Angst. Der amtierende Gemeindeammann sei «stark in der Kommunikation und findet den Draht zu allen Anspruchsgruppen».
Mitte: «Veränderungen stehen ohnehin an»
Und die Mitte wählt den Mittelweg. Sie gibt keine Parole für einen Kandidaten heraus. «Der Vorstand der Mitte Wohlen empfiehlt seinen Mitgliedern die Stimmfreigabe für die Wahl des Gemeindeammanns», so Stefanie Dietrich, Co-Präsidentin die Mitte. Dies auch mit der Begründung, «dass die Mitte das Amt des Gemeindeammanns nicht für sich beansprucht.» Stefanie Dietrich weiter: «Persönliche Empfehlungen sind durchaus erlaubt. Veränderungen stehen in der Wohler Politik ohnehin an, weil es mindestens drei neue Gemeinderäte geben wird.»
Dorfteil Anglikon: Finanzspirale oder neue Impulse?
Ebenfalls Stimmfreigabe hat der Dorfteil Anglikon beschlossen. Einwohnerrat Mika Heinsalo bezieht zu beiden Kandidaten klar Stellung. Die Wiederwahl von Arsène Perroud würde die Kontinuität der bisherigen Politik gewährleisten, erklärt er. «Dies würde aber auch bedeuten, dass wir finanziell nicht weiterkommen und uns weiter in einer negativen Finanzspirale drehen. Der aktuelle Gemeinderat versucht zu wenig, um die finanzielle Misslage durch neue, auch unpopuläre Massnahmen zu verbessern.»
Dagegen könnte «die Wahl von Roland Vogt neue Impulse im Gemeinderat setzen», sagt der Angliker Einwohnerrat. «Aber die aktuelle Oppositionspolitik der SVP in seinem Rücken schwächt seine Position. Finanziell würde sich sicherlich etwas Positives tun in der Gemeinde, aber dafür bräuchte es auch eine geeignete Person für die Finanzen im Gemeinderat.» Aber die teilweise Verhinderungspolitik der SVP sei «ein Hemmschuh für Roland Vogt».
Es sei schwierig, die optimale Person zu benennen. Daher werde der Dorfverein Anglikon keine Wahlempfehlung an Anglikon abgeben, so Heinsalo weiter. «Der Dorfverein Anglikon hat aktuell einen guten Kontakt zu beiden Kandidaten und das wird auch so bleiben, egal wer nächstes Jahr Gemeindeammann sein wird.»
Die FDP hält zu Vogt
Und die FDP? Sie betont stets, dass sie bürgerliche Politik betreiben will. Und sie tritt kantonal und national schon mal als Partner der SVP an. Das soll auch in Wohlen so sein. «Die FDP hat mit Roland Vogt mehr politische Überschneidungen als mit Arsène Perroud – insbesondere in der Steuer- und Finanzpolitik. Deshalb erwarten wir, dass ein grosser Teil der FDP-Wählerschaft Roland Vogt bei der Wahl zum Gemeindeammann unterstützen wird», sagt Fraktionspräsident Lionel Zingg.
Aber Zingg warnt auch ein wenig, denn «die Wirkung des Gemeindeammanns sollte nicht überschätzt werden. Der Gemeinderat entscheidet als Gremium.» Ein Blick auf die Vorlagen, die in dieser Legislatur an den Einwohnerrat gelangten, zeige deutlich, «dass im Gemeinderat oft Mitte-Links-Mehrheiten den Ausschlag gaben. Sollte Roland Vogt Gemeindeammann werden, im Gemeinderat jedoch keine bürgerliche Mehrheit bestehen, bleibt sein politischer Einfluss begrenzt.»
Gibt es eine bürgerliche Mehrheit?
Für die FDP sei entscheidend, dass im zukünftigen Gemeinderat «eine bürgerliche Mehrheit zustande kommt. Die Resultate der letzten Gemeindeabstimmungen lassen erkennen, dass ein politischer Rechtsrutsch die logische Konsequenz des Abstimmungsverhaltens der Stimmbürgerschaft wäre. Dies sollte sich nun auch in den kommenden Gemeinderats- und Einwohnerratswahlen im November zeigen.»
Zur Erinnerung. Roland Vogt betonte bei seiner Nomination, dass «der aktuelle Gemeinderat nach links ausgeschwenkt» sei. Und er spüre, dass die Bevölkerung nicht immer glücklich sei mit dem, was der Gemeinderat entscheidet. Er sei bereit eine andere Richtung einzuschlagen, für eine Trendwende, also für eine rechts-bürgerliche Politik. Der amtierende Gemeindeammann Arsène Perroud betont hingegen, dass in den vergangenen Jahren einiges in Bewegung gekommen ist. Doch es bleibe noch viel zu tun. «Wohlen kann mehr – wenn wir entschlossen handeln, klar priorisieren und bereit sind, in unsere Zukunft zu investieren», sagt er
Podium im Chappelehof
Am kommenden Dienstag, 26. August, 19.30 Uhr, findet im Chappelehof eine Podiumsdiskussion zu den Gemeinderatswahlen statt. Alle neun Kandidierenden werden daran teilnehmen.
In einem ersten Teil (40 Minuten) stellen sich die sieben neu Kandidierenden vor und diskutieren Themen und Anliegen. Die beiden Bisherigen Arsène Perroud und Roland Vogt diskutieren in einem zweiten Teil miteinander. Hier geht es um das Gemeindeammann-Duell. Und in einem dritten Teil darf das Publikum allen neun Kandidierenden Fragen stellen.