Jetzt haben alle Freude
29.07.2025 Region Unterfreiamt, NaturDie Renaturierung der Bünz kommt gut voran
Projektleiter Leonardo Rumpf kommt immer gern aus Aarau nach Dottikon. Fünf Jahre lang wurde hier geplant, jetzt geht es an die Umsetzung. «Es ist schön, wenn man sieht, dass alles so gut klappt», sagt ...
Die Renaturierung der Bünz kommt gut voran
Projektleiter Leonardo Rumpf kommt immer gern aus Aarau nach Dottikon. Fünf Jahre lang wurde hier geplant, jetzt geht es an die Umsetzung. «Es ist schön, wenn man sieht, dass alles so gut klappt», sagt er.
Chregi Hansen
Noch vor wenigen Wochen floss die Bünz im oberen Bereich zwischen dem Tennisplatz und der Brücke in einem schnurgeraden Kanal. Jetzt schlängelt sie sich in einem breiten Bett und in sanften Kurven Richtung Dorf. Auch beim anschliessenden Park hat der Fluss deutlich mehr Platz erhalten. Schon bald werden hier die Sitzstufen gebaut, die es der Bevölkerung erlauben, das Wasser zu erleben.
Leonardo Rumpf schaut strahlend aufs Wasser. «Zu beobachten, wie die Arbeiten hier vorwärtskommen und dass das, was wir im Büro geplant haben, auch wirklich funktioniert, das ist schon ein gutes Gefühl», sagt er. Der Mitarbeiter der Abteilung Landschaft und Gewässer des Kantons ist einmal pro Woche in Dottikon und bespricht sich mit der Bauleitung der Suisseplan AG aus Aarau. Und er lobt das Team der Hubschmid AG aus Nesselnbach – zwei Teams mit je einem Bagger sorgen dafür, dass es schnell vorwärtsgeht. «Die Firma hat viel Erfahrung und kam schon in anderen Bereichen der Bünz zum Einsatz. Sie weiss genau, was zu tun ist», so Rumpf.
Ein statt zwei Jahre
Das hat sich bereits gezeigt bei der Einrichtung des Installationsplatzes und dem Bau der Erschliessungsstrassen, beides wurde sehr sinnvoll und überlegt angelegt. Diese Arbeiten standen ganz am Anfang, da die Schonzeit der Fische abgewartet werden musste, bevor dann effektiv am und im Wasser gearbeitet werden darf. «Uns steht nur ein kurzes Zeitfenster zur Verfügung, Ende Oktober beginnt schon die neue Schonzeit», erklärt Rumpf. Durch den Einsatz von zwei Baggern und der guten Leistung des Nesselnbacher Bauunternehmens sind die Chancen aber gross, dass der Grossteil der Arbeiten bis dann abgeschlossen ist. Ursprünglich war die Bauzeit auf zwei Jahre veranschlagt worden. «Wenn es in einem Jahr klappt, ist es natürlich besser», sagt der Projektleiter.
Tatsächlich ist erstaunlich, was schon alles gemacht wurde. Im oberen Teil hat die Bünz viel mehr Raum erhalten, bis zu 40 Meter breit ist jetzt der Gewässerraum. Das ist möglich, weil der betroffene Landwirt dem Projekt positiv entgegensteht, «das ist nicht überall der Fall», weiss Rumpf. Rund eine Hektare Land musste für die Revitalisierung beansprucht werden. Davon profitieren nicht nur der Fluss und seine Bewohner, sondern auch die Pflanzenwelt entlang des Wassers. In den eher flachen und dann wieder steileren Uferböschungen finden die verschiedensten Arten ideale Bedingungen vor. Und bilden dann wieder Lebensraum für andere Tiere.
Wurzelstöcke aus Gränichen
Wie durchdacht das Projekt ist, zeigt das Beispiel der Wurzelstöcke und Baumstämme, die im neuen Bachlauf verbaut werden. Sie stammen von einer Rodung in Gränichen vor vier Jahren. «Wir haben sie rechtzeitig für dieses Projekt hier reserviert», erklärt der Projektleiter. Auch schon bereit stehen die verschiedenen Findlinge aus dem Steinbruch Fischer, die hier verbaut werden. Der Grossteil der Ufer im oberen Teil ist bereits wieder bepflanzt worden. Das sei wichtig, weil sich sonst die Neophyten sehr schnell ausbreiten. Und schon bald werden auch die Fische zurückkehren, die im Frühling abgefischt wurden. «Es ist schön, dass dieser Teil nun auch gemacht wurde», sagt Rumpf. Es ist ein wichtiges Puzzleteil, nachdem bereits die Abschnitte oberhalb bei der Dottikon ES und unterhalb in Othmarsingen revitalisiert wurden.
Im oberen Teil fehlen noch rund 30 Meter bis zur Brücke. Im unteren Bereich dauern die Arbeiten noch etwas länger. Auch hier soll die Bünz auf der Höhe der Tieffurt deutlich mehr Platz erhalten. Bereits wurde der neue Fussweg neben dem alten gebaut. Auch unterhalb der Tieffurtbrücke wurde der Weg verlegt. «Gleichzeitig haben wir ihn bis zur Brücke Richtung Hendschiken verlängert. Damit wird ein deutlicher Mehrwert für die Bevölkerung geschaffen», erklärt Leonardo Rumpf.
Das sei ebenso wichtig, macht der Vertreter des Kantons deutlich. «Wir machen die Bünz für die Menschen besser erlebbar. Sie sollen auch etwas von der Aufwertung haben.» Das wird vor allem im Abschnitt der bestehenden Bünzparks deutlich. Hier wurden einerseits Pflanzen entfernt, damit das Wasser wieder sichtbar wird. Zum anderen werden in den kommenden Wochen Sitzstufen erstellt, welche einen Zugang zum Wasser ermöglichen. Trittsteine in der Bünz selber sorgen dann für Spielmöglichkeiten für Kinder. Auf der Seite des Alterswohnheims wird ein Rondell gebaut, von dem aus das Geschehen am und im Wasser verfolgt werden kann. Der künftige Standort ist bereits markiert. «Der Bau des Rondells ist gar nicht so einfach, aber auch das ist ein wichtiges Element des Gesamtprojekts», so Rumpf. Mit dem Bau wird noch gewartet. «Das lässt sich noch machen, wenn die Schonzeit wieder begonnen hat, jetzt haben alle Arbeiten im und am Wasser Vorrang», macht Rumpf deutlich.
Mensch und Natur im Einklang
Ein sehr wichtiger Termin steht kurz bevor. Am 4. August wird die Tieffurtbrücke offiziell gesperrt. Kurz darauf erfolgt dann der Abriss, dann kann der Gewässerraum auch in diesem Bereich erweitert werden. Leonardo Rumpf ist froh, dass die Dottiker Stimmbürger auf den Bau einer neuen Brücke nach langer Diskussion verzichtet haben. «Das Projekt wäre auch mit einer Brücke machbar gewesen. Aber so erreichen wir das Ziel eines Naturparadieses besser», sagt er. Er ist überzeugt, dass auch die Bevölkerung von diesem Entscheid profitiert, entsteht doch ein durchgehender Fussweg entlang des Flusses ohne Störung durch Verkehr.
Das Projekt stösst auf grosses Interesse bei der Bevölkerung. Entlang der Bünz bleiben immer wieder Fussgänger stehen und staunen, wie filigran die schweren Bagger Steine und Wurzeln im Wasser platzieren. Spannend gestaltet sich die Situation bei der Fussgängerbrücke im Park. Die Bagger können die Brücke nicht unterqueren, also geben sie einander das Material mit der Schaufel unter der Brücke durch weiter. An der Brücke selber steht eine grosse Infotafel, auf der alle Arbeitsschritte erklärt werden. Wie gross das Interesse und die Freude ist, wird auch beim Treffen mit dem Projektleiter deutlich. Mehrfach wird Rumpf auf dem Weg angesprochen und nach dem Stand der Arbeiten gefragt.
Bislang laufe alles nach Plan, meint er am Schluss des Gesprächs. Auch das Wetter habe bis jetzt mitgespielt. Das ist nicht selbstverständlich, in Othmarsingen mussten die Arbeiten letztes Jahr wegen des schlechten Wetters zeitweise eingestellt werden. Und so langsam wird auch sichtbar, wie die Bünz, aber auch das Dorf, von diesem Projekt profitiert. Wie das Wasser aus seinem alten Kanal befreit wird und munter ins Tal plätschern kann. Im nächsten Jahr, wenn dann alles wieder grün ist, entsteht hier eine Naturoase. «Es ist schön, zu sehen, dass alles funktioniert», sagt denn auch der Projektleiter. Bevor er zu einer weiteren Besprechung zum Bauleiter weitergeht.