Indy-Truck auf der Poleposition
29.10.2024 Region Oberfreiamt, WaltenschwilAm Trucker-Meet auf der Kartbahn in Waltenschwil wurde den Besucheraugen einiges geboten
Sie haben ein Herz für Lastwagen – und Chauffeure: Tamara Häfliger und Max Steinmann, Betreiber des Restaurants Kartbahn, haben zum zweiten Mal zu einem Stelldichein ...
Am Trucker-Meet auf der Kartbahn in Waltenschwil wurde den Besucheraugen einiges geboten
Sie haben ein Herz für Lastwagen – und Chauffeure: Tamara Häfliger und Max Steinmann, Betreiber des Restaurants Kartbahn, haben zum zweiten Mal zu einem Stelldichein der Lastwagenszene eingeladen.
Thomas Stöckli
140 Lastwagen verteilen sich auf der Kartbahn und darum herum. «Viel mehr geht nicht», hält Max Steinmann fest. Hauptorganisatorin sei seine Partnerin Tamara Häfliger, stellt er klar. Gemeinsam betreiben sie seit 2017 das Restaurant Kartbahn. Und sie haben ein Herz für Lastwagen. Das hat sich bei Chauffeuren aus der ganzen Schweiz, aber auch über die Landesgrenzen hinaus herumgesprochen. Unter der Woche kann es vorkommen, dass 20, 30 Lastwagen auf dem Platz stehen.
Die Chauffeure kommen für das Nachtessen, aber auch um zu duschen und zu übernachten. Der gute Service spricht sich herum. Steinmann weiss sogar von einer holländischen App für Chauffeure, die das Restaurant Kartbahn als Anfahrpunkt aufgenommen hat. Und die Liebe beruht auf Gegenseitigkeit: «Das Gastgewerbe ist ein Knochenjob geworden», so Max Steinmann. «Wenn die Lastwagen nicht wären, hätten wir schon aufgehört.»
Viel Liebe zum Detail
Das Herz von Tamara Häfliger schlägt für eine besondere Marke: Sie selbst habe auf einem MAN das Lastwagenfahren gelernt, verrät sie. Kein Wunder, zierten zwei Lastwagen dieser Marke den Veranstaltungsflyer. Auf dem Ausstellungsgelände ist allerdings ein Scania der Star. Er ist das «Flaggschiff» der Transportfirma Müller Ermensee GmbH. Auf der Poleposition, direkt vor dem Mirage-III-Kampfjet, zieht er die Blicke der zahlreichen Besucher auf sich. Kinder bestaunen die Optik, Väter versuchen ihnen derweil die Faszination zu erklären, welche die ursprünglich als Trilogie umgesetzte Franchise von Indiana Jonas heute noch ausübt.
Pünktlich zum Kinostart des fünften Teils liess Unternehmer Franz Müller dieses Kunstwerk auf Rädern gestalten. Neun Monate dauerte die Umbauzeit. Sogar das Kabineninnere ist stilecht gestaltet, mit viel Liebe zum Detail, bis hin zu den auf dem Fahrzeughimmel «eingemeisselten» antik anmutenden Schriftzeichen. Der Sattelzug mit Auflieger ist ein Kunstwerk, aber auch ein Arbeitsgerät, wie Chauffeur Benni Jaarsma betont. Der Indy-Truck ist tatsächlich jeden Tag auf den Strassen der Schweiz und Europas unterwegs, hat bereits rund 145 000 Kilometer abgespult, hauptsächlich für den Transport von Lebensmitteln. Eine Laufleistung, die ihm allerdings nicht anzusehen ist.
Geduldig gibt Jaarsma Auskunft über den besonderen Lastwagen, an dem kein Teil mehr original zu sein scheint. Er erzählt von den kreativen Einfällen seines Chefs – «Bei uns hat jeder Lastwagen ein Thema» –, von der Inspiration aus Themenparks, von der Freude an Ästhetik und der Liebe zum Detail. «Man muss begeistert sein, von dem, was man macht», hält der Chauffeur fest. Wie sehr er die Leidenschaft seines Chefs teilt, erschliesst sich aus dem Herzblut, mit dem er und seine mitangereiste Freundin Fränzi Rickenbacher bei der Sache sind. Luxus brauchen sie nicht. Die Kabine reicht dem jungen Paar als Unterkunft.
Fest bis in die Morgenstunden
Auch andere haben sich auf dem Areal häuslich eingerichtet. Hier und da ertönt Musik aus den Fahrzeugen, man sitzt auf Campingstühlen im Kreis und tauscht sich aus. Das Unterhaltungsprogramm umfasst Lastwagen-Taxifahrten und Bullenreiten, fernsteuerbare Trucks und Livemusik, Barbetrieb und warme Küche.
Der Männerturnverein verwöhnt im Festzelt mit Raclette, und auch die lokalen Bierbrauer von Waltin nutzen die Plattform. «Die Stimmung ist super, ich habe mega Freude», sagt Tamara Häfliger. «Und es gibt nichts Schöneres, als wenn man beim Eindunkeln vom Restaurant hinunterblickt und jeder seine Lämpchen eingeschaltet hat», schwärmt sie. Dafür bietet sich reichlich Zeit: Bis in die Morgenstunden herrscht Festbetrieb.
Fortsetzung folgt
Mit dem Anlass wollen sich Tamara Häfliger und Max Steinmann keine goldene Nase verdienen. Der Erlös wird für einen guten Zweck verwendet. Rund 6000 Franken konnten sie letztes Jahr an die Stiftung Wunderlampe überweisen, welche Herzenswünsche von Kindern und Jugendlichen mit schweren Erkrankungen oder Beeinträchtigungen erfüllt. Diesmal darf sich die Schweizer Tafel auf einen Zustupf freuen.
Nach der erfolgreichen Premiere des Trucker-Meets vor einem Jahr wollte Tamara Häfliger eigentlich ein Jahr Pause machen. Das Feedback sei allerdings so überwältigend gewesen, dass sie sich umentschieden habe. Folgt die Pause also nächstes Jahr? Tatsächlich sei das so vorgesehen gewesen, sagt die Organisatorin. Inzwischen habe sie allerdings schon «angedroht» bekommen: Wenn sie nicht freiwillig etwas organisiere, werde man einfach so kommen, sagt sie, lacht, und verspricht: «Wenn die Terminplanung mit der Kartbahn passt, werden wir auch nächstes Jahr wieder etwas machen.»