In die Rezeptkiste gegriffen
30.04.2024 Region Unterfreiamt, VillmergenLehrlingsprojekt der Brauerei Erusbacher & Paul AG zum Tag des Biers
«O’zapft is!», hiess es am Freitag an vielen Orten der Schweiz. Mit unterschiedlichen Aktivitäten zelebrierten die Schweizer Brauereien den Tag des Biers. In Villmergen konnten ...
Lehrlingsprojekt der Brauerei Erusbacher & Paul AG zum Tag des Biers
«O’zapft is!», hiess es am Freitag an vielen Orten der Schweiz. Mit unterschiedlichen Aktivitäten zelebrierten die Schweizer Brauereien den Tag des Biers. In Villmergen konnten die Gäste auch Sorten anderer Brauereien kosten. Und zu einem ganz speziellen Auftritt kamen die Auszubildenden.
Chregi Hansen
Etwas nervös sind sie schon. Neben dem Fass mit dem Gratisbier und den Ständen der beiden Gastbrauereien haben auch Logan Mathis und Nina Kähli je einen Zapfanlage aufgebaut. Die beiden Auszubildenden der Villmerger Brauerei schenken hier je ein eigenes Bier aus, welches sie in den letzten Wochen kreiert haben. Doch wie wird ihre Kreation ankommen bei den Gästen am Schweizer Tag des Biers?
Besonders nervös ist Nina Kähli aus Aarau. Sie steht kurz vor dem Abschluss ihrer Lehre und kommt direkt von der Schule in die Brauerei. «Ich hatte noch gar keine Zeit, mein eigenes Bier zu probieren», erklärt sie. Sie hat sich für ein belgisches Witbier entschieden, während sich der 1.-Jahr-Lehrling Logan Mathis aus Waltenschwil an ein Weizenbier gewagt hat. Er hat gegenüber der Kollegin einen Vorsprung, konnte er doch schon einen Schluck probieren. «Ich bin zufrieden für das erste Mal, auch wenn es sicher bessere Weizenbiere gibt», sagt er.
Mit gutem Beispiel vorangehen
Unterstützung erhielten die beiden Auszubildenden von Braumeister und Ausbildner Sebastian Schmieder. «Wir haben uns überlegt, was wir für den Tag des Biers machen können, und fanden es eine coole Idee, unseren Lehrlingen eine Bühne zu geben», sagt Schmieder. Gemeinsam habe man Rezepte studiert und angepasst sowie die passenden Rohstoffe gesucht für die Eigenkreationen. «Wir konnten dazu unsere kleine Versuchsanlage nutzen, auf der wir jeweils unsere Neuheiten herstellen», erklärt Schmieder. Weil er diese im Gegensatz zu den Auszubildenden schon kennt, ging er mit gutem Beispiel voran und hat ebenfalls ein eigenes Bier gebraut, ein Brown Ale. «Es war ein spannendes Projekt für uns alle», sagt er.
Das finden auch Kähli und Mathis. «Ich habe vor dem Brauen ganz verschiedene Rezepte verglichen und mir überlegt, wie mein Bier schmecken soll», berichtet die junge Aarauerin. Sie hat sich für ein Witbier entschieden, weil Belgien eine sehr interessante und vielfältige Bierkultur hat. Logan Mathis’ Entscheid für ein Weizenbier ist da schon viel pragmatischer. «In meinem Kollegenkreis trinken wir selber gern ein Weizen. Darum wollte ich es mal ausprobieren», sagt er. Um die perfekte Mischung zu finden, braucht es viel Wissen über die verwendeten Zutaten. «Wir arbeiten mit Naturprodukten. Je nach verwendeter Hefe oder Hopfen schmeckt das Bier anders», weiss Schmieder. Es brauche recht viel Erfahrung, um abschätzen zu können, was am Schluss herauskommt. «Letztlich ist es immer auch ein wenig Zufall. Wenn das Bier erst einmal im Tank lagert, muss man abwarten», fügt er an. Er findet, dass die beiden Nachwuchsbrauer sich gut geschlagen haben.
Gar keine einfache Aufgabe
Den beiden jungen Brauern gefällt ihre dreijährige Ausbildung. «Sie ist sehr abwechslungsreich. Vom Rohmaterial bis zum fertigen Bier gibt es ganz viele Schritte zu erledigen», sagt Kähli. Sie ist die einzige Frau in ihrer Klasse und wird Erusbacher & Paul nach ihrem Abschluss im Sommer verlassen. Mathis hat sich unter anderem für den Beruf entschieden, weil er selber gern Bier trinkt. «Es sorgt für gemütliche Momente in Gemeinschaft», ist er überzeugt. Das Projekt habe ihm nun gezeigt, wie schwierig es ist, ein neues Produkt zu kreieren. «Das spornt mich an, es nächstes Mal noch besser zu machen», sagt er.
Lehrstelle für 2025 frei
Die Villmerger Brauerei stellt jedes zweite Jahr einen neuen Lehrling an. Heisst: Im Jahr 2025 ist wieder eine Lehrstelle frei. «Erstaunlicherweise haben wir noch keine Bewerbungen. Viele wissen nicht, dass man den Beruf des Brauers lernen kann», sagt Sebastian Schmieder. Er ist überzeugt, dass eine Lehre hier in Villmergen viele Vorteile hat. Mit ihren sieben regulären Produkten und den vielen saisonalen Spezialitäten ist bei Erusbacher & Paul für Abwechslung gesorgt. Und dank dem eigenen Gasthaus kommt man auch in Kontakt mit den Kunden. So wie am Tag des Biers, an dem die Produkte der Lehrlinge angeboten werden. «Auf das Echo der Gäste sind wir gespannt», sagen dann auch alle drei.