«Hier kann man sich verlaufen»
07.10.2025 Region Unterfreiamt, VillmergenModerner Meilenstein
Die Schweizerische Post hat gestern in Villmergen ihr grösstes Lagerlogistikzentrum eröffnet
137 Millionen Franken teuer und acht Fussballfelder gross. Villmergen ist Heimat eines Meilensteins der ...
Moderner Meilenstein
Die Schweizerische Post hat gestern in Villmergen ihr grösstes Lagerlogistikzentrum eröffnet
137 Millionen Franken teuer und acht Fussballfelder gross. Villmergen ist Heimat eines Meilensteins der Post.
Stefan Sprenger
Ein Blick ins Innere des neuen Lagerlogistikzentrums der Post macht deutlich, wie viele Waren unsere Gesellschaft benötigt. «Das Besondere an diesem Gebäude ist die Grösse», sagt André Brühlmann, Leiter des Logistikzentrums in Villmergen. Acht Fussballfelder gross ist die Fläche.
125 000 Behälterplätze
Brühlmann sagt beim gestrigen Medienrundgang am Eröffnungstag, dass «auch die Automatisierungstiefe aussergewöhnlich ist». Ein paar Details dazu: Das automatische Palettenhochregallager hat 24 000 Plätze, dazu gibt es 20 000 Tablarplätze für mittelgrosse Produkte sowie zwei robotergestützte Autostore-Systeme mit insgesamt 125 000 Behälterplätzen für Kleinartikel. Eine wichtige Rolle im Bestellprozess spielt das erwähnte Autostore-System. Sobald eine Bestellung eingeht, navigieren Roboter durch die 900 und 2700 Quadratmeter grossen Anlagen, um die gewünschten Artikel automatisch den Mitarbeitenden zur weiteren Verarbeitung zu übergeben.
An der offiziellen Eröffnung gestern Montag ist das Medieninteresse gross – und auch viele Politiker sind dabei – und dabei erhalten alle einen exklusiven Einblick.
Das neue Post-Lagerlogistikzentrum setzt neue Standards in Sachen Automatisierung, Effizienz und Nachhaltigkeit
4000 Waschmaschinen sind an Lager. In einigen Räumen beträgt der Sauerstoffgehalt 14 Prozent. Beim Einblick in das neue Lagerlogistikzentrum der Schweizerischen Post erfährt man spannende Details. Bald ist «Black Friday» und es folgt die erste Bewährungsprobe.
Stefan Sprenger
Drei Kisten liegen bereit, um verpackt zu werden. Roboter haben die Waren geholt und zur Verpackungsstation gebracht, wo sie von einem Mitarbeiter bearbeitet werden. In einer Kiste liegen zwei Flaschen Parkettreinigungsmittel. In der zweiten Kiste ein paar Erholungsfinken. Und im dritten Behälter hat es glutenfreie Müsli. Die Bandbreite an Produkten ist riesig.
Die Post sortiert und liefert immer mehr Pakete für ihre Privatkunden. Gleichzeitig ist die Post auch eine wichtige Partnerin für viele Unternehmen und Institutionen, die durch den immer schneller werdenden Handel reibungslose Logistiklösungen suchen. Das neue und hochautomatisierte Logistikzentrum in Villmergen spielt dafür eine zentrale Rolle. Drei moderne Lagersysteme ermöglichen die Verarbeitung unterschiedlichster Produktformate (siehe Kasten). Die Post lagert hier im Freiamt für ihre Geschäftskunden Produkte, stellt Bestellungen zusammen, wickelt den Versand ab und erledigt die Verzollung. «Um die steigende Logistik-Nachfrage zu bewältigen, investierte die Post an ihrem bestehenden Standort in Villmergen 137 Millionen Franken in ein neues Lagerlogistikzentrum», wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung schreibt.
Sauerstoffgehalt wie im Hochgebirge
Johannes Cramer, Leiter Logistik-Services und Mitglied der Konzernleitung der Post, sagt zur strategischen Bedeutung des Standorts: «Mit Villmergen investieren wir gezielt in die Zukunft der Logistik in der Schweiz. Das neue Zentrum steht für alles, was moderne Lagerlogistik heute ausmacht: neueste Technologie, Nachhaltigkeit und Wachstumsfähigkeit. Wir schaffen mit den 100 neuen Arbeitsplätzen und sieben Ausbildungsplätzen nicht nur Raum für grosse und anspruchsvolle Güter, sondern auch Perspektiven für unsere Mitarbeitenden.»
Gestern Montag gab es einen offiziellen Eröffnungsakt. Mit dabei: Christian Levrat, Verwaltungsratspräsident der Post, oder Dieter Egli, Landammann des Kantons Aargau, sowie Politikerinnen und Politiker aus dem Freiamt. Dazu auch zahlreiche Medienschaffende, die allesamt einen exklusiven Einblick in das neue Logistikzentrum erhielten.
Zu Beginn des Rundgangs sagt Markus Werner, Verantwortlicher für Kommunikation Region Nord der Post: «Hier kann man sich schnell einmal verlaufen.» Das mehrstöckige Gebäude, das acht Fussballfelder gross ist, bietet viel Platz, um sich zu verirren. Jedoch sind einige Orte abgeriegelt.
Überall dort, wo beispielsweise die Roboter die Lagerplätze «betreuen». In jenen Räumen ist es für den Menschen zudem nicht sonderlich angenehm: Der Sauerstoffgehalt beträgt rund 14 Prozent, also wie im Hochgebirge. Dies ist eine Brandschutzmassnahme.
180 Mitarbeiter bis 2030
Einer, der sich hier bestens auskennt, ist André Brühlmann, im Birrfeld wohnhaft und Leiter des neuen Lagerlogistikzentrums in Villmergen. «Die Grösse des Gebäudes, die Modernität und die Automatisierungstiefe sind die Besonderheiten», sagt er. Weil die Räume warm und hell sind, helfe das bei der Mitarbeitersuche im schwierigen Logistik-Arbeitsmarkt. Aktuell sind 100 Menschen angestellt, die Auslastung liegt erst bei 40 bis 50 Prozent. Bis ins Jahr 2030 soll diese Auslastung dann ausgeschöpft sein und es sollen bis zu 180 Mitarbeiter am Standort in Villmergen beschäftigt werden. Für das Freiamt eine tolle Sache. Ein Negativpunkt, der die Region betrifft, ist der Mehrverkehr auf den Strassen, der gemäss Post aber gering sein soll.
Gut für Gesundheitsversorgung
Der Spatenstich für den Neubau war 2022. Das Mega-Projekt wurde nun eröffnet, gestern Montag, am arbeitsreichsten Tag, denn da werden alle Bestellungen des Wochenendes verarbeitet. «Doch weil nun Ferienzeit ist, ist die Auftragslage geringer», wie Brühlmann erklärt.
Ende November ist der «Black Friday», der intensivste Tag des Jahres, wo auch in Villmergen mehr Personal als üblich eingespannt sein wird. Eine erste Bewährungsprobe für das neue Logistikzentrum. Brühlmann schaut diesem Tag gelassen entgegen. «Black Friday? Das wird klappen», sagt er. Auch im Wissen, dass viele der automatisierten Vorgänge reibungslos funktionieren werden. Und die menschlichen Mitarbeiter die Kontrolle, Verpackung und Weiterleitung der Güter im Griff haben.
Neben der Güterlogistik unterstützt das neue Logistikzentrum auch die Gesundheitsversorgung der Schweiz. «Denn immer mehr Gesundheitseinrichtungen wie Spitäler und Kliniken vertrauen der Post ihre Logistik an», wie es in der Medienmitteilung heisst. Durch die Zusammenarbeit können Prozesse gebündelt und Kosten gesenkt werden. Die Post lagert in Villmergen medizinische Produkte wie zum Beispiel Arzneimittel, chirurgische Instrumente oder Knieprothesen unter streng kontrollierten Bedingungen. Temperatur, Hygiene und Sicherheit werden jederzeit überwacht.
Fast ganzen Eigenbedarf gedeckt
Das neue (und grösste) Lagerlogistikzentrum der Post setzt in vielerlei Hinsicht neue Massstäbe. «Mit dieser Investition stärkt die Post ihre Rolle als führende Logistikdienstleisterin», heisst es in der Medienmitteilung. «Und die Post setzt einen Meilenstein für die Schweizer Logistik und stärkt den Wirtschaftsstandort Aargau.»
Ein eindrücklicher Fakt zum Schluss: Die erweiterte Photovoltaikanlage produziert jährlich über 1300 MWh Strom – und deckt damit vier Fünftel des Energiebedarfs des Logistikzentrums.
Eckdaten zum «Vorzeigeprojekt»
Das Logistikzentrum setzt neue Massstäbe in der Nachhaltigkeit von Logistikbauten. Die Schweizerische Post nennt in ihrer Medienmitteilung spannende Eckdaten dazu. Die erweiterte Photovoltaikanlage produziert jährlich über 1300 MWh Strom und deckt 80 Prozent des Stromverbrauchs durch Eigenproduktion ab: Dies entspricht dem Jahresverbrauch von 300 Haushalten. Mit dem Gold-Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) wird das Zentrum als Vorzeigeprojekt für umweltfreundliche Logistik ausgezeichnet und unterstützt die Klimaziele der Post bis 2030.
Herzstück ist die Automatisierungstechnologie
Das Herzstück des Logistikzentrums in Villmergen bildet die modernste Automatisierungstechnologie: Um eine maximale Effizienz zu gewährleisten, vereint das Zentrum drei unterschiedliche, hoch automatisierte Lagersysteme. Konkret verfügt der Standort über ein automatisches Palettenhochregallager mit 24 000 Plätzen, 20 000 Tablarplätze für mittelgrosse Produkte sowie zwei robotergestützte Autostore-Systeme mit insgesamt 125 000 Behälterplätzen für Kleinartikel. Ergänzt wird die automatisierte Infrastruktur durch 12 000 konventionelle Palettenplätze und 7000 spezialisierte Plätze für die sichere Lagerung von Gefahrstoffen. Eine wichtige Rolle im Bestellprozess spielt das innovative Autostore-System: Sobald eine Bestellung eingeht, navigieren Roboter durch die 900 und 2700 Quadratmeter grossen Anlagen, um die gewünschten Kleinartikel automatisch den Mitarbeitenden zur weiteren Verarbeitung zu übergeben.
Nach der professionellen Verpackung werden die Produkte über das dichte Transportnetz der Post zugestellt – bei Bedarf sogar über Nacht bis direkt vor den Operationssaal oder auf die Krankenstation.--red/pd