Herzblut ist deutlich spürbar
05.09.2023 Region Oberfreiamt, WaltenschwilSonderausstellung zu Schweizer Trachten im Waltenschwiler Ortsmuseum
Es ist sein letztes grosses Projekt. Danach tritt José Meier kürzer, Hubert Küng übernimmt die Leitung der Museumskommission. «Aber die Trachten, die wollte ich noch», sagt ...
Sonderausstellung zu Schweizer Trachten im Waltenschwiler Ortsmuseum
Es ist sein letztes grosses Projekt. Danach tritt José Meier kürzer, Hubert Küng übernimmt die Leitung der Museumskommission. «Aber die Trachten, die wollte ich noch», sagt Meier. Eine Trachtenschneiderin und zwei Frauen, die Trachtenpuppen nähen, gestalten die Sonderausstellung.
Annemarie Keusch
Es sind emotionale Tage für Margrit Allenbach. Zwischendurch kullert ihr eine Träne über die Wange. «Ich bin unglaublich überwältigt», sagt sie. Die Trachten sind ihre grosse Leidenschaft, seit Jahrzehnten lebt sie diese als Trachtenschneiderin aus, gab unzählige Kurse, nähte für viele Frauen ihre ganz persönliche Tracht. «Die Freiämter Tracht ist mir am liebsten», sagt sie. Dass sie Herzblut in die Trachten steckt, ist auch heute noch zu spüren. Über 20 Jahre, beispielsweise, nachdem sie Helen Mathis eine ebensolche Tracht schneiderte. Oder über 30 Jahre nachdem Beata Holdener in einem Kurs von Margrit Allenbach ihre Tracht selber nähte. «Mein Lebenswerk», sagt Holdener. Es sind solche Sätze, solche Begegnungen, die Margrit Allenbach emotional werden lassen. «Hier treffe ich viele Weggefährtinnen wieder an», sagt sie.
Hier, das ist im Waltenschwiler Ortsmuseum. Zweimal jährlich wartet die Museumskommission mit Sonderausstellungen oder Projekten auf. «Es ist wichtig, immer wieder etwas Neues zu bieten, damit die Leute kommen», findet José Meier. Er ist Präsident der Kommission, wirkt seit der ersten Stunde mit. «Das hier ist mein letztes grosses Projekt», sagt er. Gegen Ende Jahr will er kürzertreten, die Nachfolge ist mit Hubert Küng geregelt. Die Idee zu diesem Projekt hatte Meier schon länger im Kopf. «Ja, es brauchte auch ein bisschen interne Überzeugungsarbeit», gibt er lachend zu. Denn Trachten sind nicht mehr überall aktuell. «Aber sie gehören zu unserer Tradition, deshalb finde ich es wichtig, ihre Vielfalt zu zeigen», betont José Meier.
Mindestens 30 Stunden Arbeit
Wie gross diese Vielfalt ist, das zeigt das grosse Hobby von Theres Fähndrich und Silvia Imper. Sie haben sich dem Anfertigen von Trachtenpuppen verschrieben. «Seit 30 Jahren», sagt Fähndrich und lacht. Sie erinnert sich, dass drei Exemplare in der alten Migros in Wohlen ausgestellt waren, samt entsprechender Kursausschreibung. Die Boswilerin fand ihre grosse Leidenschaft. 60 Trachtenpuppen hat sie mittlerweile angefertigt. «Aus jedem Kanton mindestens eine Tracht», sagt sie. 30 Stunden arbeitet sie an einer, mindestens. «Das kann je nach Stickereien variieren und stark ansteigen.» Denn Theres Fähndrich macht fast alles selber, malt die Gesichter, strickt Socken. «Nur Accessoires wie eine Handorgel nicht», sagt sie. Es sei vor allem das Sticken und Nähen, das ihr Spass mache. «Und die Vielfalt der Trachten.» Am liebsten sind ihr die Freiämter und die Berner Tracht. «Sie sind aufwendiger und schöner», sagt sie. Bei der Freiämter Tracht gehöre es zum Beispiel dazu, dass die Stickereien im Samt mit Seide gestickt werden. «Dann mache ich das auch bei der Puppe so, schliesslich soll sie originalgetreu sein», meint sie.
Morgen Mittwoch ist Ausstellung nochmals offen
Rund 30 ihrer Puppen zeigt sie im Waltenschwiler Ortsmuseum. «Es ist toll und macht grossen Spass, anderen mit meinem Hobby ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern», sagt sie. Und wo sind die Puppen, wenn sie nicht Teil einer Ausstellung sind? «Bei uns zu Hause, in einem separaten Puppenzimmer», sagt Theres Fähndrich und lacht.
Ein Trachtenzimmer hat auch Margrit Allenbach. Und auch sie geniesst es, etwas, das immer mehr im Stillen stattfindet, öffentlich zu zeigen. Denn die Tracht zu tragen, das erfüllt die Frauen nach wie vor mit Stolz. «Dieser Stolz ist spürbar», findet auch Mitorganisator José Meier. Nur schon deswegen habe es sich gelohnt, diese Ausstellung zu organisieren. «Und sie kommt an bei den Leuten, das ist natürlich doppelt schön», sagt Meier. Die Ausstellung ist noch morgen Mittwoch, 17 bis 20 Uhr, im Waltenschwiler Ortsmuseum offen, ebenfalls das gesamte Museum und das Bistro.
Margrit Allenbach wird wieder da sein und auf schöne Begegnungen hoffen. Und die Puppen zeigen weiterhin die riesige Vielfalt an Trachten, die es in der Schweiz gibt.