Grosse Leidenschaft für Steine
27.05.2025 Wohlen, Schule, GewerbeVolksschule Region Wohlen zu Gast beim Bildhauer und Steinmetz Rafael Häfliger
Im Kurs «Weg der Steine» der Volkshochschule Region Wohlen besichtigen die Teilnehmer Atelier, Werkstatt und Werksgelände von Rafael Häfliger und erhalten Einsicht in ...
Volksschule Region Wohlen zu Gast beim Bildhauer und Steinmetz Rafael Häfliger
Im Kurs «Weg der Steine» der Volkshochschule Region Wohlen besichtigen die Teilnehmer Atelier, Werkstatt und Werksgelände von Rafael Häfliger und erhalten Einsicht in die Ausstellung mit den Kunstobjekten.
Monica Rast
Rafael Häfliger wusste schon früh, welchen Beruf er ausüben möchte – Bildhauer und Steinmetz. Erst absolvierte er eine Lehre als Steinbildhauer und unternahm anschliessend verschiedene Studienreisen. Vor 22 Jahren machte er sich selbstständig und gründete sein Geschäft «Rafael Häfliger, Bildhauer und Plastiker» am Hofmattenweg. Seit 15 Jahren bildet er Lehrlinge aus und bekommt auch immer wieder Anfragen. Häfliger hat sich in der Szene einen Namen gemacht. Ob Restaurationen, Grabsteine, Gartengestaltungen oder Kunstobjekte. Sein Wissen und Können ist in der ganzen Schweiz gefragt – seine Freude an der Arbeit deutlich spürbar. «In der Kunst liegt mein Ursprung und die ganz grosse Leidenschaft», erklärt er den neugierigen Teilnehmenden.
Wertvolles Wissen
Schon von Weitem sieht man einige Kunstwerke und eine Vielzahl an Steinen – Travertin, Serpentin, Kalkstein, Gneis, Granit, Muschelkalk, Basalt, Sandstein oder der Marmor. «Die Entstehung der Erde brauchte Jahrmillionen. In dieser Zeit hat sie wunderbare Natursteine hervorgebracht, die in unendlichen Farben und Strukturen zum Vorschein kommen», erklärt der Steinmetz.
Früher wurden die Steine noch aus der nahen Umgebung verwendet. Das Freiamt galt lange Zeit als Hauptlieferant von Gotthard-Granit. «Dieser wurde in der letzten Eiszeit von den Gletschern ins heutige Freiamt transportiert», erzählt Häfliger, «der Erdmannlistein ist einer davon.»
Edith Weber von der Volkshochschule freut sich über die grosse Teilnehmerzahl. Sie kennt Rafael Häfliger und seine Arbeit schon lange. Das Interesse vonseiten der Teilnehmenden ist gross. Mit Neugier lauschen sie den Ausführungen des Mannes, der Steine in- und auswendig kennt: «Jeder Stein tönt anders und ist anders bei der Bearbeitung.» Er und sein Team durften schon interessante Projekte verwirklichen. So restaurierten sie beim Haldenschulhaus die Fassade, das Alterszentrum St. Anna Luzern gab vier Trinkbrunnen aus Natursteinblöcken in Auftrag und auch der Joner Dorfbrunnen oder der Windkopf in Sarmenstorf stammen aus der Werkstatt von Häfliger.
Dass Zement Sandstein zerstören kann und Hochdruckreiniger grundsätzlich schlecht für Steine sind, erfahren die Anwesenden so ganz nebenbei. «Wasser, Schwamm und Bürste reichen völlig aus, um einen Grabstein zu reinigen», erklärt er, «wichtig dabei ist, nicht zu lange mit einer Reinigung zu warten.»
Spannende Einblicke
Auf der Führung durch das Lager gelangen die Anwesenden zu Roman Weber. Der Steinmetz und Bildhauer hat schon hier die Lehre absolviert. «Er ist immer noch da», meint Häfliger lachend und erklärt, dass Weber ein super Bildhauer sei. Davon konnte man sich gleich vor Ort überzeugen. Er arbeitet momentan an einem Auftrag für einen Grabstein. «Vielen ist wichtig, dass sie ihren Grabstein vorher sehen und er nach ihren Wünschen angefertigt wird», erklärt der Geschäftsinhaber. Während Weber sich mit Baum, Vogelhaus und Meise beschäftigt, erneuert Mia Ramsperger die Inschrift eines Grabsteins und ergänzt diesen um einen weiteren Namen.
Auf dem Rundgang treffen die Frauen und Männer auf Roman Stefan. Er ist der neuste Zugang im Team Häfliger und präsentiert seine Arbeit. Die noch unfertige Skulptur ist aus einem Block Marmor entstanden und nimmt langsam Form an. Keine Skizze, kein Prototyp, das Bild des Kunstwerks vor dem inneren Auge. «Als Bildhauer musst du in die Tiefe sehen können», so Stefan. Denn bei all den Aufträgen darf die eigene Kunst nicht zu kurz kommen.
Geschichte bewahren
Die Kursteilnehmer sind fasziniert von all den Büsten, Skulpturen und Dokumentationen von Aufträgen und staunen immer wieder, wie fein sich ein Stein bearbeiten lässt. «Egal ob mit Pressluft oder von Hand, das Werkzeug ist immer noch dasselbe wie früher», erklärt Rafael Häfliger.
Dass er und sein Team mit ihrer Arbeit auch Geschichte bewahren, darüber sind sich alle einig. Und schon bald finden die alten Treppenstufen der Bez-Turnhalle ihren Weg zurück auf das Areal der Bezirksschule Halde.