Fussballschule in Gefahr
06.12.2022 Waltenschwil, Region OberfreiamtAnpassung des Sportplatzes Waltenschwil gefordert
Der Sportplatz Bannegg ist in keinem guten Zustand. Das Sanierungsbedürfnis liegt auf der Hand. Nicht nur die Sicherheit sowie das grosse Wachstum der Fussballschule Waltenschwil sind Gründe, warum eine Anpassung des ...
Anpassung des Sportplatzes Waltenschwil gefordert
Der Sportplatz Bannegg ist in keinem guten Zustand. Das Sanierungsbedürfnis liegt auf der Hand. Nicht nur die Sicherheit sowie das grosse Wachstum der Fussballschule Waltenschwil sind Gründe, warum eine Anpassung des Sportplatzes nötig ist. So entsprechen die Spielfelder nicht mehr dem neusten Stand der Anforderungen. Die Anpassung des Sportplatzes wird im Juni an der nächsten «Gmeind» ein Thema sein. «Wenn nichts passiert, ist die Zukunft der Fussballschule in Gefahr», sagt Michael Zehn, Co-Leiter der Fussballschule Waltenschwil. --red
«So kann es nicht weitergehen»
Die Fussballschule Waltenschwil kämpft für ein breiteres Feld – auch aus Sicherheitsgründen
An der «Gmeind» vorletzte Woche wurde ihr Überweisungsantrag angenommen. Die Anpassung des Sportplatzes Bannegg wird im Juni an der nächsten Einwohnergemeindeversammlung ein Thema sein. Michael Zehn, Co-Leiter der Fussballschule Waltenschwil, erklärt, warum das so dringend nötig ist.
Annemarie Keusch
Michael Zehn hat sie in einer kleinen Stofftasche gesammelt. Nun leert er die Steine auf den Tisch. «Das Material wurde im Laufe der letzten anderthalb Jahre abgetragen. Solche Steine und rostige Unterlagsscheiben kommen vermehrt zum Vorschein. Das ist doch einfach gefährlich», findet der Co-Leiter der Fussballschule Waltenschwil. Es ist einer der Gründe, weshalb die Fussballschule darauf drängt, dass der Sportplatz Bannegg politisch zum Thema wird. «Wir dürfen nicht erst handeln, wenn etwas passiert ist. Darum können wir einfach nicht warten.»
Michael Zehn ist fussballvernarrt. Schon 37 Jahre lang hat er sich als Junioren-Trainer diesem Sport verschrieben. Zuerst in Wohlen, wo Zehn als A-Junior und in der zweiten Mannschaft spielte, seit 2000 in Waltenschwil, wo er lebt. «Ich mag diesen Sport einfach und meine persönliche Begeisterung den Jungen weiterzugeben, das ist eine wirklich tolle Sache», sagt er über seine Motivation. Seit vielen Jahren übernehmen er und sein Staff viel Arbeit für die Fussballschule Waltenschwil. «Seit Wochen, gar Monaten ist die Fussballschule täglich ein Thema für mich», sagt er. Die Aufgaben sind vielseitig: Koordination, Administration, Hallenbelegung, Austausch mit Gemeinde, mit Eltern, mit dem Aargauer Fussballverband, mit Trainern.
Breitensport vor Leistungsdruck
Knapp 90 Jungs und Mädchen sind aktuell Teil der Fussballschule Waltenschwil. Zehn Kinder stehen auf der Warteliste. Die Jüngsten sind fünf-, die ältesten zwölfjährig. «Als die Fussballschule 1998 gegründet wurde, waren es 15 Kinder. Diese ganze Entwicklung fand statt, ohne dass sich die Infrastruktur gross veränderte.» Für ihn ein weiteres Indiz, dass etwas passieren muss. «Eine Investition in den Sportplatz Bannegg ist eine Investition in unsere Jugend», hält er fest. Die meisten Kinder sind aus Waltenschwil selber, wenige aus den umliegenden Dörfern, rund 30 Prozent aus Wohlen. «Das ist ein Geben und Nehmen mit unserem Stammverein», sagt Zehn. Ab Junioren C wechseln die Kinder sowieso alle nach Wohlen.
Leistungsdruck ist an der Fussballschule Waltenschwil sekundär. «Bei uns ist Breitensport Trumpf», sagt Michael Zehn. Natürlich hätten sie Freude, wenn Erfolge gefeiert werden können. Etwa dass die D-Junioren schon mehr als einmal in der regional ersten Stärkeklasse gespielt haben. Und Talente aus der Fussballschule Waltenschwil haben es schon weit gebracht, vor allem die Frauen. Romana Trajkovska war eines der ersten Mädchen in der Fussballschule und schaffte es bis in die NLA. Mit Rebecca Storr gehört ein Talent aktuell gar einem amerikanischen College-Team an. «Stolz ist das falsche Wort», sagt Michael Zehn. Vielmehr habe er Freude daran, dass solche Erfolge auch möglich sind, wenn man ganz klein anfängt.
Zu Hause keine Meisterschaft mehr
Viel präsenter als grosse Siege sind Zehn spezielle Momente. Etwa jener, als ein Junior zum Matchwinner wurde, der im Training nie mit Dribblings oder Toren überzeugen konnte. «Er war ein ganz ruhiges Kind, explodierte aber förmlich, als sich alle derart mit ihm freuten. Den Kindern solche Situationen zu ermöglichen, dafür macht man diese Arbeit.»
Die Sicherheit, das grosse Wachstum – es sind zwei der Argumente, die die Verantwortlichen der Fussballschule Waltenschwil als Gründe nennen, weshalb der Sportplatz Bannegg angepasst werden muss. Und es gibt weitere. Das grosse Feld ist gemäss Norm des Schweizer Fussballverbandes zu schmal und reicht nicht, dass die D-Junioren, die Ältesten in Waltenschwil, darauf ihre Meisterschaftsspiele austragen können. 2017 wurden seitens des Schweizer Fussballverbandes neue Spielfeld-Normen definiert, drei Jahre später meldete sich der Aargauer Fussballverband brieflich in Waltenschwil, dass das Feld nicht mehr ausreiche. «Seither leben wir von Ausnahmebewilligungen», sagt Zehn. Moniert wird einerseits die zu schmale Platzbreite, aber vor allem die fehlende Sicherheitszone von umlaufend drei Metern. Tatsache ist somit, dass der Ballfänger zu nahe am Spielfeldrand steht. «Auch das ist gefährlich», weiss Zehn. Wenn die D-Junioren zu Hause nur noch trainieren, aber keine Meisterschaftsspiele austragen könnten, dann sei das nicht sonderlich motivierend.
Mit dem Gemeinderat die beste Lösung finden
Erschwerend kommt dazu, dass gemäss SFV ab der Saison 2023/2024 sich der Austragungs-Modus bei den E-Junioren verändert. Neu wird keine Meisterschaft mehr gespielt, sondern «Play-more-football-Turniere». Das bedingt, dass nebst E-Feldern zusätzlich auf mehreren Klein-Feldern gleichzeitig gespielt werden muss. «Das geht aktuell bei uns nicht.» Auch die Unebenheit des Feldes nennt Zehn als Sicherheitsrisiko. «Zusammengefasst kann man sagen, dass die Spiel- und Trainingsbedingungen für unsere Fussballschule nicht mehr ausreichend sind.»
Wie die Probleme gelöst werden könnten, auch darüber habe man sich Gedanken gemacht, auch in Absprache mit Architekt Andy Wyder und Jurist Thomas Burkard, der an der «Gmeind» den Überweisungsantrag stellte. Wichtig ist der Fussballschule aber, dass in Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat die beste Lösung für Waltenschwil und für die Fussball spielenden Kinder gefunden werden kann. Ob dies ein Kunst- oder ein Naturrasen ist, sei sekundär. «Wenn wir im Juni über ein fertiges Projekt abstimmen könnten, dann wäre das toll», sagt Michael Zehn. Länger wolle die Fussballschule nicht warten. «Wenn nichts passiert, ist die Zukunft der Fussballschule in Gefahr.» Diverse Trainer hätten angekündigt, kürzerzutreten, sollte sich keine optimierte Perspektive bezüglich Spiel- und Trainingsbedingungen ergeben. «Das wäre doch schade. Ich denke, darüber sind sich alle einig.»