Für Vielfalt und Zusammenhalt
17.10.2025 Wohlen, WahlenGemeinderatswahl: Olivier Parvex (Grünliberale) kandidiert – Laura Pascolin (SP) verzichtet
Das ist zumindest eine kleinere Überraschung. Grünliberale und SP analysierten den ersten Wahlgang und stehen nun gemeinsam hinter der Kandidatur von Olivier ...
Gemeinderatswahl: Olivier Parvex (Grünliberale) kandidiert – Laura Pascolin (SP) verzichtet
Das ist zumindest eine kleinere Überraschung. Grünliberale und SP analysierten den ersten Wahlgang und stehen nun gemeinsam hinter der Kandidatur von Olivier Parvex. Er soll künftig nicht nur eine liberale Haltung vorleben, sondern auch die Linke im Gemeinderat vertreten.
Daniel Marti
Wird aus der Ersatzwahl für den Gemeinderat ein Alleingang? Gut möglich. Weil sich Gemeindeammann Arsène Perroud Ende Jahr aus der Wohler Politik zurückziehen wird, wurde in den letzten Wochen viel diskutiert und spekuliert. Eigentlich konnte man davon ausgehen, dass Laura Pascolin den Sitz der SP im Gemeinderat zu verteidigen versucht. Immerhin halten die Sozialdemokraten diesen Sitz seit dreizehn Jahren. Die Präsidentin der SP Wohlen hat sich allerdings anders entschieden und verzichtet auf eine Kandidatur. Dies sei eine Entscheidung der Vernunft, sagte sie an einer gemeinsamen Medienkonferenz mit Olivier Parvex (GLP). Sie stelle das «Gemeinwohl über persönliche Ambitionen», fügte sie noch an.
Olivier Parvex: «Das zeugt von Grösse und Mut»
Und gewiss, sie habe lange überlegt, was sie in Wohlen zur Stabilität beitragen könne. Ihr Rückzug soll helfen, «das politische Gleichgewicht im Gemeinderat zu wahren».
Auch darum habe sie sich für den gemeinsamen Weg entschieden. In Absprache mit der eigenen SP, mit den Grünliberalen, den Grünen und der Mitte habe man sich für eine gemeinsame Kandidatur starkgemacht. Und das sein nun Olivier Parvex. Das soll die Stärkung der politischen Mitte symbolisieren, «und ist ein Zeichen für Kooperation statt Blockdenken».
Die letzte Zeit sei recht emotional gewesen und es habe gutgetan, mit etwas Distanz die Ausgangslage zu betrachten, erklärte Pascolin noch. «Das zeugt von Grösse», betonte Olivier Parvex. Und er sei ihr für diese Entscheidung «sehr dankbar». Olivier Parvex zeigt sich als wahrer Gentleman. «Es braucht Mut, so auf den SP-Sitz zu verzichten», fügt er noch an.
«Feuer und Flamme für Wohlen»
Olivier Parvex landete bei den Gesamterneuerungswahlen auf dem sechsten Platz, mit 1655 Stimmen nur hauchdünn hinter Platz fünf, der die erfolgreiche Wahl bedeutet hätte. «Bei den Gemeinderatswahlen gab es einen deutlichen Rechtsrutsch. Das Volk wollte das so, und das gilt es zu akzeptieren», erklärt er. Trotzdem wertete er sein persönliches Resultat als gute Ausgangslage für die anstehende Ersatzwahl vom 30. November. «Es ist doch wichtig, dass der Gemeinderat nicht nur von einer oder zwei Parteien dominiert wird.» Die Vielfalt in der Regierung sei doch wichtig. Stimmt. Und dazu möchte er beitragen. Er werde sich für eine liberale und soziale Politik einsetzen und «für ein zukunftsorientiertes Wohlen», verspricht er.
Als langjähriger Produzent und Reporter beim Schweizer Fernsehen und aktuell als Geschäftsführer und Immobilienbewirtschafter der Kapaso AG bringt er gute Voraussetzungen mit. «Und ich möchte unternehmerisches Denken in den Gemeinderat bringen.» Parvex sieht sich auch als Vertreter der eher jüngeren Garde. Er wird Anfang November 48 Jahre alt.
Im vergangenen Wahlkampf machte der Familienvater sicher eine gute Figur. «Ich lebe gerne in Wohlen und bin Feuer und Flamme für unsere Gemeinde», liess er verlauten – und verteilte Streichhölzer. Er engagiert sich für Wirtschaft, Bildung und Digitalisierung. Er wolle sich dafür einsetzen, dass Wohlen weiterhin ein attraktiver Standort bleibe, «sowohl für Unternehmen als auch für neue Steuerzahlende». Natürlich weiss der Grünliberale, dass die Finanzen in Wohlen ein Dauerthema sind. «Trotzdem gilt es, die Gemeinde weiterzuentwickeln» und die Finanzlage zu verbessern. Die Sportpark Bünzmatt AG und das Isler-Areal zählt er dabei auf. Und mit hochstehendem Wohnraum möchte er das Steueraufkommen verbessern.
Ein Parteiloser schwirrt in den Hinterköpfen herum
Auch der politische Zusammenhalt liegt Olivier Parvex am Herzen. «Der Einwohnerrat wird oft als zerstritten wahrgenommen. Nun können wir aufzeigen, dass wir zusammenstehen können.» Dies mit einer Kandidatur von Olivier Parvex. Der – sollte er tatsächlich alleiniger Kandidat sein – praktisch gewählt sein sollte. «Nein», widerspricht er, «das wird kein Selbstläufer. Es ist wichtig, dass am 30. November an der Urne eine Entscheidung fällt» und dass der Gemeinderat vollzählig in die neue Amtsperiode starten kann.
Manfred Breitschmid von der SVP hat ebenfalls verzichtet (siehe auch separaten Artikel). Auf Anfrage bestätigt er, dass er bei seiner Entscheidung bleibt. Und heute Freitag, 12 Uhr, läuft die Meldefrist ab. Es werde im Hintergrund kräftig spekuliert, meinen Parvex und Pascolin. Eine parteilose Person werde immer wieder ins Spiel gebracht. Eine Art wilde Kandidatur. Heute um 12 Uhr weiss man definitiv mehr. «Die Stimmung ist halt immer noch aufgeladen», so Pascolin. Darum gibt es erst heute Freitag Gewissheit, ob Olivier Parvex tatsächlich der einzige Kandidat ist.
Zusammenhalt wichtiger als Machtanspruch
«Wir von der SP können jedenfalls gut mit dieser Kandidatur leben. Alles ist so in Ordnung und ich freue mich für Olivier Parvex», sagt Laura Pascolin und wiederholt, dass für sie Vielfalt, Zusammenarbeit, Ausgewogenheit enorm wichtig sind. Auch viel wichtiger als der allfällige Machtanspruch. Darum sei ihre Entscheidung kein Rückzug, «sondern ein Beitrag zur Vernunft und Verantwortung». Sie bleibe «engagiert für Wohlen». Halt weiterhin im Einwohnerrat.
«Nicht leichtgefallen»
Keine Kandidatur von Manfred Breitschmid
Manfred Breitschmid wird für die Ersatzwahl in den Gemeinderat nicht antreten. Der SVP-Einwohnerrat ist bei den Wahlen Ende September mit 1596 Stimmen auf dem siebten Rang gelandet. Nun verzichtet er auf eine erneute Kandidatur.
«Nach reiflicher Überlegung habe ich entschieden, meine Kandidatur für den Gemeinderat Wohlen zurückzustellen. Dieser Entscheid ist mir nicht leichtgefallen, denn mir liegt die Entwicklung unserer Gemeinde sehr am Herzen. Mein Engagement für Wohlen bleibt unverändert stark», schreibt er in einer Medienmitteilung.
Er werde sich weiterhin mit «voller Überzeugung im Einwohnerrat für ein finanziell gesundes, zukunftsorientiertes und starkes Wohlen einsetzen», hält Breitschmid weiter fest. Dabei sei es ihm wichtig, «sachlich und konstruktiv zur positiven Entwicklung unserer Gemeinde beizutragen».
Der SVP-Politiker dankt allen, die ihn bisher so gut unterstützt haben. Und Manfred Breitschmid abschliessend: «Ich freue mich über jede Stimme für meine Wiederwahl in den Einwohnerrat – damit ich mich weiterhin engagiert für ein starkes Wohlen einsetzen kann.» --dm