«Neubau von zwei Gebäuden.» Das Baugesuch zur Überbauung Reach 17 der Raiffeisen klingt harmlos. Dass dies den Abriss des Lüthi-Tschiemer-Hauses bedeutet, wird nicht einmal erwähnt, scheint unwichtig. Zugegeben, es fehlt ihm der Glanz, wie ihn repräsentative ...
«Neubau von zwei Gebäuden.» Das Baugesuch zur Überbauung Reach 17 der Raiffeisen klingt harmlos. Dass dies den Abriss des Lüthi-Tschiemer-Hauses bedeutet, wird nicht einmal erwähnt, scheint unwichtig. Zugegeben, es fehlt ihm der Glanz, wie ihn repräsentative Fabrikantenvillen versprühen. Auch bewohnten es nie besonders reiche, mächtige oder berühmte Personen. Vor über 200 Jahren als Bauernhaus errichtet und später, als Wohlen je länger, je mehr industriell geprägt war, zum Wohn- und Geschäftshaus umgebaut, erzählt es eine andere Geschichte des Ortes. Die des Alltäglichen und Gewöhnlichen, der Menschen, die nicht wichtig genug wa- ren, in den Dorfchroniken erwähnt zu werden. Es erinnert an die Zeit, als Wohlen noch ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf war.
Wohl deshalb übersah die Raiffeisen, als sie Grosses und Glamouröses plante, das im Dornröschenschlaf versunkene Lüthi-Tschiemer-Haus. Schade, mit seinem markanten Walmdach, den in Mägenwiler Muschelkalkstein gerahmten Bogenfenstern und seiner ganz eigenen Geschichte hätte es, frisch renoviert, ein authentischer und charaktervoller Teil des Projekts Reach 17 werden können. Stattdessen erhält Wohlen an gleicher Stelle einen weiteren Betonwürfel.
Matthias Wüthrich und Urs Kuhn, Wohlen