«Eine Investition ins Leben»
19.09.2025 Bremgarten, Kirche, VereineKarin Koch Wick übernimmt das Präsidium des Projekts Synesius
Vor gut einem Jahr ist Stephan Gottet, der Gründer und die jahrzehntelange Führungsfigur des Projekts Synesius verstorben. Nun hat der Bremgarter Hilfsverein die Nachfolge aufgegleist. Karin ...
Karin Koch Wick übernimmt das Präsidium des Projekts Synesius
Vor gut einem Jahr ist Stephan Gottet, der Gründer und die jahrzehntelange Führungsfigur des Projekts Synesius verstorben. Nun hat der Bremgarter Hilfsverein die Nachfolge aufgegleist. Karin Koch Wick wird an der GV am Donnerstag zur neuen Präsidentin gewählt.
Marco Huwyler
Europa im 17. Jahrhundert. Es ist die Zeit der Gegenreformation. Die katholische Kirche will den Heiligenkult stärken. Und zu diesem Zweck werden Gebeine von «Katakombenheiligen», angeblicher Märtyrer, die unter Rom vergraben sind, feierlich in andere Länder gebracht. In Städten, Dörfern, Klöstern und Kirchen werden sie zu identitätsstiftenden Patronen und Schutzheiligen. Prächtig geschmückt werden sie fortan von der jeweiligen Glaubensgemeinschaft verehrt. Nicht selten wird ihnen eine besondere Kraft zugeschrieben. Und so kommt auch Bremgarten zu seinem Stadtpatron. Der heilige Synesius, Fürsprecher bei Augenleiden, wird 1653 aus Rom nach Bremgarten gebracht. Und bewirkt von hier aus seither seine Wunder an den Sehorganen der Gläubigen.
2003 feierte man in Bremgarten das 350. Jubiläum dieses Ereignisses. Und der Anlass ist ein voller Erfolg. Unter dem Slogan «Synesius gehört nach Afrika» sammelt die Kirche so viel Geld für ein Projekt, das die Behandlung von Augenleiden in Tansania ermöglicht, dass man beschliesst, das Projekt Synesius auch nach der Jubiläumsaktion weiterzuführen. Als Verein unter der Leitung von Gründungsvater Stephan Gottet, dem Zahnarzt und Menschenfreund, dem das Projekt von Anfang an ein Herzensanliegen ist. Dank seinem Netzwerk, seinem Intellekt und seiner Hingabe macht Gottet eine grosse Erfolgsgeschichte daraus. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern und ganz vielen Spendern bewirkt er über zwei Jahrzehnte lang viel Gutes in Afrika.
Bis zuletzt treibende Kraft
Im Sommer vor einem Jahr ist Gottet 84-jährig verstorben. Obwohl er offiziell seit Jahren nach einer Nachfolge suchte, ist er bis zuletzt treibende Kraft und Herz hinter dem Projekt Synesius geblieben. Noch im Jahr vor seinem Tod war er wieder einmal persönlich vor Ort, um sich von den neusten Fortschritten der Projekte des Vereins selbst einen Überblick zu verschaffen. Neben zwei Augenkliniken in Tansania (gemäss dem Ursprungszweck des Projekts) unterstützt das Projekt Synesius seit einigen Jahren auch Zahnbehandlungen und zwei Bildungseinrichtungen. Eine in Lwanda im Westen Kenias und eine in einem Slum von Nairobi in der grössten Stadt Kenias.
Auf mehrere Schultern verteilen
«Das wird auch bis auf Weiteres so bleiben», sagt Karin Koch Wick. Die Bremgarterin übernimmt in diesen Tagen das seit dem Hinschied von Gottet vakante Präsidium. Am Donnerstag soll sie anlässlich der GV gewählt werden. «Ich wurde angefragt, habe mir das gut überlegt und kann jetzt mit Überzeugung Ja dazu sagen», sagt die Bremgarterin. «Denn das Projekt Synesius liegt auch mir am Herzen.» Koch Wick kannte Gründervater Gottet schon lange und gut. Als damalige Kirchenpflegepräsidentin war sie 2003, als das Projekt Synesius gegründet wurde, von Amtes wegen im Vorstand. Ihr Vater Heinz Koch hatte die Vereinsgründung gemeinsam mit Gottet mitinitiiert und ist dem Projekt bis heute sehr verbunden. Genauso wie Karin Koch Wick, die auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Vorstand stets aktives Mitglied des Projekts Synesius gewesen ist. Etwa als Beraterin in rechtlichen Fragen oder bei der Organisation von Wallfahrten.
Nun also wird sie Nachfolgerin des Gründerpräsidenten. «Ich habe grossen Respekt vor der Aufgabe», sagt sie. Und eines sei klar: «Stephan Gottet kann ich nicht ersetzen.» Weder als Person, noch bezüglich Engagement. Denn ihr Vorgänger war gefühlt Tag und Nacht für das Projekt am Weibeln.
An unterschiedlichsten Fronten. «Diese Verantwortung werden wir nun auf mehrere Schultern verteilen», sagt Koch Wick. Sie könne mit ihrer Führungserfahrung bezüglich Struktur und Organisation helfen.
Anderes, wie die Besichtigung der Projekte vor Ort, wird Koch Wick indes nicht à la Gottet höchstpersönlich schultern können. «Auch wenn der Besuch der unterstützten Institutionen ein fernes Ziel von mir ist. Regelmässig in Afrika sein kann ich nicht», sagt sie. Doch glücklicherweise habe man da vereinsintern andere. Sowie einen guten, direkten, langjährigen und vertrauensvollen Draht zu Entscheidungsträgern vor Ort in Afrika – was die Effizienz der Kommunikation und die direkte Hilfe aus der Schweiz massiv erleichtere.
Konstanz im Wandel
Vieles wird beim Projekt Synesius vorerst bleiben wie gehabt. «Wobei es eine Herausforderung sein wird, im gleichen Masse wie bisher Spendengelder zu generieren und regelmässig an alle unterstützten Institutionen auszubezahlen», sagt Koch Wick.
Das Netzwerk und die Beharrlichkeit von Gottet seien nicht so mir nichts dir nichts ersetzbar. Und nichtsdestotrotz: die neue Präsidentin sieht das Projekt Synesius gut aufgestellt. «Der Vorstand steht, ist etabliert und motiviert», sagt sie. Langjährige Weggefährten von Gottet, wie Co-Präsident Hanspeter Ernst, bleiben an Bord. «Das war mir wichtig», sagt Koch Wick. Dennoch wird es auch Veränderungen geben. «Zum Beispiel bezüglich Kommunikation, wo wir künftig manchmal auf eine etwas einfachere Sprache zurückgreifen werden», sagt die designierte Präsidentin augenzwinkernd. Der «blitzgescheite Gottet» (Koch Wick) war auch für seine zuweilen etwas komplizierten Gedankengänge bekannt.
«Jeder Tag lohnt sich»
Mit vereinten Kräften soll es so gelingen, mit dem Bremgarter Verein auch in der Post-Gottet-Ära viel Gutes zu bewirken. «Das Projekt Synesius ist letztlich eine Investition in Lebensglück», sagt Koch Wick. «Die Schulen, die dank der Bremgarter Hilfe existieren, ermöglichen ganz vielen Kindern nicht nur Bildung, sondern geben ihnen eine Lebensgrundlage.» Auch weil sie ihren Schülerinnen und Schülern nicht nur geistige, sondern auch handfeste Nahrung in Form von zwei Mahlzeiten am Tag ermöglichen. Genauso wie medizinische Grundversorgung und Körperhygiene in den bettelarmen Slums.
Das Projekt Synesius sei letztlich ein Hilfswerk, bei dem man nach wie vor wirklich wisse, wo das Geld hinfliesst, sagt Koch Wick. «Direkt zu den Bedürftigen.» Deshalb lohnt sich für die neue Präsidentin jeder einzelne Tag, den die Bremgarter Institution weiterexistiert. «Denn jede Spende an uns macht einen Unterschied, für jene armen Menschen, die es wirklich brauchen.» Und so bewirkt der Katakombenheilige Bremgartens auch heute noch Wunder. Zumindest das Projekt unter seinem Namen. Bei Augenleiden – aber auch darüber hinaus
Weitere Informationen über den Verein unter www.projekt-synesius.ch. Spendenkonto:PC50-6-9, Aargauische Kantonalbank Aarau. IBAN: CH79 0076 1016 1013 3892 1. Vermerk: PROJEKT SYNESIUS, BREMGARTEN.