Eine Frage der Organisation
13.01.2023 Waltenschwil, Region OberfreiamtVor gut einem halben Jahr hat Waltenschwil den Sammelsack für Kunststoff eingeführt – ein Fazit
Plastik separat sammeln. Was in grösseren Gemeinden schon länger möglich ist, bietet Waltenschwil seit gut sechs Monaten an. «Der Sammelsack ...
Vor gut einem halben Jahr hat Waltenschwil den Sammelsack für Kunststoff eingeführt – ein Fazit
Plastik separat sammeln. Was in grösseren Gemeinden schon länger möglich ist, bietet Waltenschwil seit gut sechs Monaten an. «Der Sammelsack ist ein grosser Erfolg», sagt Gemeinderat Jörg Ackermann. Ein so grosser, dass seit Kurzem nicht mehr nur 60-, sondern auch 35-Liter-Säcke erhältlich sind.
Annemarie Keusch
Der Anstoss dafür kam aus der Bevölkerung. Ob es keine Option sei, separate Sammelsäcke für Plastikabfall einzuführen? Diese Frage stellte ein Einwohner dem Gemeinderat. «Zum Glück», sagt Gemeinderat Jörg Ackermann. Zum Glück habe jemand aus der Bevölkerung dieses Thema aufs Parkett gebracht. Denn ein halbes Jahr nach der Einführung der separaten Sammelsäcke lässt sich sagen: Das Projekt ist ein Erfolg. Der Behälter für gefüllte Sammelsäcke bei der Entsorgungsstelle ist auch an diesem Morgen gefüllt. Einzelne Säcke stehen davor. Daniel Schmitter, Leiter des Werkhofs, schaut sich die Säcke an. «Die Disziplin ist sehr gut. Einerseits, was den Inhalt der Säcke betrifft, andererseits die Tatsache, dass fast alle in den offiziellen Sammelsäcken sammeln.»
Der Gemeinderat sei von Anfang an begeistert gewesen von der Idee, aber nicht unkritisch, wie Jörg Ackermann sagt. «Wir hörten uns bei den Gemeinden im Kanton um, die ein solches System bereits anbieten, und bekamen nur positive Rückmeldungen», erzählt er. Zudem sei es dem Gemeinderat wichtig, dass es keine Alibiübung ist. «Darum haben wir darauf geachtet, dass wir mit einer zertifizierten Organisation zusammenarbeiten.» So nahm die Gemeinde Kontakt mit der Firma sammelsack.ch auf. Und Ackermann erzählt, dass auch das Werkhof-Team von Anfang an begeistert gewesen sei von der Idee, Plastik neu separat zu sammeln. «Klar, einen kleinen Mehraufwand bringt das mit sich, aber wir unterstützen solche Projekte gerne, wenn wir können.»
Recycling braucht halb so viel Energie
Von einem kleinen Mehraufwand sprechen Ackermann und Schmitter auch in Bezug auf das Trennen des Plastikabfalls im eigenen Haushalt. «Man muss sich organisieren», sagt Ackermann. Etwa handhabe er es so, dass Plastik, der stinken könnte, nach wie vor in den Kehricht wandert. «Es geht doch eine gewisse Zeit, bis der Sammelsack voll ist. Aber den Plastik waschen, das ist keine Option. Man soll nicht extra Ressourcen brauchen, um Ressourcen zu sparen.» Der ökologische Aspekt, er soll schliesslich beim Plastiktrennen ganz zuoberst stehen.
Pro Kilogramm rezykliertem Kunststoff werden 2,83 Kilogramm COš gegenüber der Verbrennung eingespart. Um rezyklierten Kunststoff herzustellen, braucht es nur halb so viel Energie wie für neuen Kunststoff. Aber Ackermann geht noch weiter. Es soll nicht darum gehen, dass möglichst viel Plastik separiert gesammelt wird. «Schliesslich geht es doch darum, dass das Bewusstsein geschärft wird, wie viel Plastik man eigentlich verbraucht, und dass man versucht, diesen Verbrauch zu senken.»
Wenn der finanzielle Aspekt – Sammelsäcke sind leicht günstiger als normale Kehrichtsäcke – auch ein Argument sei, dann sei das doch nur positiv.
Sofort gut angenommen
Jedem Haushalt wurde zum Start ein 60-Liter-Sammelsack zur Verfügung gestellt. 4610 Säcke wurden seither verkauft. «Damit hätten wir nicht gerechnet», gibt Jörg Ackermann zu. Vielmehr sei der Gemeinderat davon ausgegangen, dass sich das Angebot zuerst etablieren müsse und langsam steige. «Das ist nicht der Fall. Täglich werden rund zehn gefüllte Säcke abgegeben. Die Bevölkerung scheint nur auf dieses Angebot gewartet zu haben.» Gleichzeitig sei es schon ein wenig erschreckend, wie viel Plastik nur schon im Dorf regelmässig anfalle. «Plastik, der sonst einfach achtlos im Kehricht landen würde.»
Bis ein Transportfahrzeug damit gefüllt ist, werden die Sammelsäcke in Waltenschwil gelagert. Später werden sie nach Wohlen gebracht und dort gestampft, um daraus rezyklierten Kunststoff herzustellen.
Weniger Kehrichteinnahmen
Schmitter und Ackermann haben selber die Erfahrung gemacht, dass es seine Zeit braucht, bis ein 60-Liter-Sammelsack mit Plastik gefüllt ist. «Das soll kein Argument sein, weshalb einige Leute Plastik noch nicht trennen», finden beide. Darum führte die Gemeinde vor Kurzem auch die 35-Liter-Säcke ein. «Jetzt gibt es keine Ausreden mehr», meint Daniel Schmitter lachend. Dass Plastik getrennt gesammelt wird, hat zur Folge, dass die Menge an Kehricht und die entsprechenden Einnahmen dadurch verschoben werden. «Das sind sicher nicht Einbussen, die in einem solchen Bereich sind, dass es wehtut», sagt Jörg Ackermann.