Ein Wohler und das pralle Leben
22.08.2025 Wohlen, FilmDokumentarfilm «Eine Fabrik in Katalonien»: Vorpremiere am Donnerstag, 11. September, im Chappelehoffilm
Cäsar Dubler steht im Mittelpunkt des Films «Eine Fabrik in Katalonien». Cäsar Dubler ist in Wohlen aufgewachsen, in jungen Jahren ...
Dokumentarfilm «Eine Fabrik in Katalonien»: Vorpremiere am Donnerstag, 11. September, im Chappelehoffilm
Cäsar Dubler steht im Mittelpunkt des Films «Eine Fabrik in Katalonien». Cäsar Dubler ist in Wohlen aufgewachsen, in jungen Jahren ausgewandert nach Barcelona. In der spanischen Metropole feiert er grosse Erfolge. Filmemacherin Helena Dali verfilmte Dublers Leben. Die Vorpremiere wird in Wohlen gezeigt.
Daniel Marti
Cäsar Dubler – in Wohlen 1888 geboren, in Barcelona 1948 gestorben – ist eine schillernde Persönlichkeit. Ein Geschäftsmann, der in Barcelona etliche Erfolge feiert. «Er lebt das pralle Leben», heisst es im Filmbeschrieb. Dubler ist aber auch in Vergessenheit geraten – bis Helena Dali seine Spur wieder aufgenommen und sein Leben nun in einem Dokumentarfilm festgehalten hat. Dali filmte in Wohlen (siehe Kasten unten) und in Barcelona. Denn sie strebte ein umfassendes Werk an.
«Ein ruheloser Geist»
«Cäsar Dubler war in erster Linie ein Unternehmer, gut vernetzt. Ein ruheloser Geist», sagte Dali über die Hauptfigur in einem grossen Interview mit dieser Zeitung (siehe Ausgabe vom Freitag, 13. Juni). Er habe wohl aus der Verantwortung heraus versucht, «seinen Besitzstand zu wahren und die Familienexistenz zu sichern», so Dali weiter. Vor zwei Monaten war die Realisation des Dokumentarfilms in den letzten Zügen. Nun kann die Filmemacherin vermelden, dass der Dokumentarfilm «Eine Fabrik in Katalonien» fertiggestellt ist.
Auch die Vorpremiere ist fixiert. Zusammen mit dem Filmklub Wohlen wird der Film am Donnerstag, 11. September, 19.30 Uhr, im Chappelehof gezeigt. Sie freue sich riesig, dass die Vorpremiere in Wohlen stattfinden wird, sagt Helena Dali.
Mehr Lücken als Gewissheit
Zum Filminhalt. Cäsar Dubler, der Wohler, führte vor allem in Barcelona ein ereignisreiches Leben: Auswanderung und Unternehmensgründung in Barcelona, Familie, Revolution, Flucht, Enteignung, Bürgerkrieg und Franco-Spanien. Es ist eine Geschichte von Aufstieg und Niedergang in turbulenten Zeiten und was vom Glück eines Tüchtigen übrig bleibt. Die Filmemacherin will dem Vergessen entgegenwirken und sucht nach Erinnerungen im kollektiven Familiengedächtnis, an Originalschauplätzen und in Archiven. Sie begibt sich auf ihrer Spurensuche auch ins Museum von Sant Boi de Llobregat, wo eine Ausstellung zur Bedeutung der «Can Dubler» entsteht. Dubler gründete 1910 die erste Firma und baute 1917 bis 1919 seine Textilfabrik südlich von Barcelona, die «Can Dubler».
Unter den Nachkommen verblasst Cäsars Dublers Vermächtnis. Die Überlieferungen zum Bürgerkrieg und zum Geschäftsgang unter Diktator Franco enthalten mehr Lücken als Gewissheit. Weshalb? Und welche Rolle spielt die Familie im Untergang der Industriebetriebe? Was ist von Cäsars Wirken in der Region übrig geblieben? Helena Dali liefert im Dokumentarfilm die spannenden Antworten.
Daniel Renggli: «Augenblicklich fasziniert»
Regisseurin Dali ist zudem Filmemacherin, Autorin und Produzentin von «Eine Fabrik in Katalonien». Sie wohnt übrigens auch in Wohlen, allerdings in Wohlen bei Bern. «Eine Fabrik in Katalonien» ist ihr erster Dokumentarfilm, ein zweiter ist in Planung. Zudem arbeitet sie auf eine Ausstellung hin zum Thema «Reisen in Spanien, damals» mit Fotos aus dem Nachlass Dubler. Man darf sich also freuen auf die Filmemacherin und die Vorpremiere von «Eine Fabrik in Katalonien». Und diese findet in Zusammenarbeit mit dem Filmklub Wohlen statt. Datum also vormerken: Donnerstag, 11. September, 19.30 Uhr, Chappelehof. Denn hier geht es auch um ein Stück Wohler Geschichte.
Daniel Renggli, Präsident des Filmklubs, ist jedenfalls voller Vorfreude. «Als mir Helena Dali das erste Mal von diesem Film erzählte, war ich augenblicklich fasziniert von der Geschichte Cäsar Dublers», so Renggli. «Als Wohler und Sprössling einer in Erbstreitigkeiten und Schwindeleien verwickelten Freiämter Unternehmerdynastie mit nur gerade mal 20 Jahren auszuwandern, um die Familienehre zu retten und es zu etwas zu bringen, erfordert viel Mut.» Was dieser Dubler erlebt habe, wäre wohl genug Stoff für das Drehbuch eines spannenden Spielfilms.
Für Renggli und den Filmklub ist es «eine grosse Ehre, den Dokumentarfilm von Helena Dali als Vorpremiere in Wohlen vorführen zu dürfen». Renggli wird zudem die anschliessende Diskussionsrunde mit der Regisseurin und einigen Protagonisten des Films moderieren.
Daniel Renggli fühlt sich dermassen geehrt, dass sich der Filmklub Wohlen allenfalls an einem Defizit beteiligen würde. Neben der Saalmiete entstehen weitere Kosten. Als Abschluss der Veranstaltung ist ein Apéro im Restaurant Leo geplant.
Hutgeflechtfabrik im Aesch
Als Helena Dali auf Spurensuche in Wohlen weilte, gab ihr Lokalhistoriker Daniel Güntert gerne Auskunft über Cäsar Dubler. «Das ist wirklich eine spezielle Story», sagte er damals.
Seine Eltern waren Johann Emil Dubler und Berta Humbel. «Nach dem Tod des Vaters werden die unmündigen Kinder Cäsar und Melanie unter Vormundschaft gestellt», weiss Güntert. «Und der damalige Gemeindeammann, Traugott Bruggisser, setzte sich dafür ein, dass die Kinder auch ein Erbe zugute haben, deswegen konnte Cäsar auch mit 20 auswandern und mit dem Erbe in Spanien etwas aufbauen», so der Lokalhistoriker. Sein ältester Sohn, Cäsar Emil Dubler, zog es auch wieder in die Schweiz, er war ETH-Professor.
Güntert zeigte der Filmcrew auch die ehemalige Fabrik der Dublers. «Cäsars Onkel war Robert Dubler, der Bruder von Johann Emil, Gründer einer Hutgeflechtfabrik im Aesch, die dann später von 1906 bis 1965 produzierte.» --dm