Ein Trio mit viel Führungserfahrung
16.05.2025 Wohlen, PolitikDie SVP steigt mit einem Trio in den Gemeinderatswahlkampf: Claudia Hauri, Manfred Breitschmid, Roland Vogt
Das ist eine kleine Überraschung: Gleich zu dritt will die SVP den Gemeinderat erobern. Angeführt vom Bisherigen Roland Vogt. Claudia Hauri und Manfred ...
Die SVP steigt mit einem Trio in den Gemeinderatswahlkampf: Claudia Hauri, Manfred Breitschmid, Roland Vogt
Das ist eine kleine Überraschung: Gleich zu dritt will die SVP den Gemeinderat erobern. Angeführt vom Bisherigen Roland Vogt. Claudia Hauri und Manfred Breitschmid möchten den Sprung vom Dorfparlament in den Gemeinderat schaffen.
Daniel Marti
«Drei Kandidierende. Das ist doch erstaunlich.» Dieser Feststellung von SVP-Präsident Roland Büchi pflichten wohl viele Polit-Kenner zu. Mit Roland Vogt (bisher), Fraktionspräsident Manfred Breitschmid und Finanzexpertin Claudia Hauri steigt die Volkspartei in den Gemeinderatswahlkampf. «Die Bevölkerung will eine Veränderung und wir wollen Verantwortung übernehmen», bekräftigt Büchi den eingeschlagenen Weg. Kommt hinzu, dass die Volkspartei gestärkt in den Wahlherbst steigt. Die letzten drei Referendumsabstimmungen konnte die Partei gewinnen. «Das ist ein grosser Erfolg, denn wir siegten jeweils gegen den Gemeinderat und die anderen Parteien.» Das habe Mut gegeben.
Nun sei es an der Zeit, auf den jüngsten Entscheidungen des Stimmvolkes aufzubauen, erklärt Peter Tanner, Präsident der Findungskommission. Der aktuelle Gemeinderat wolle einen steigenden Steuerfuss, so Tanner, «der Steuerfuss darf aber nicht auf 130 Prozent steigen», eine solche Marke müsse verhindert werden. «Auch darum präsentieren wir drei Kandidierende mit viel Fachwissen.» Manfred Breitschmid sei ein Polit-Ass, Claudia Hauri eine Finanzexpertin und Roland Vogt ein bisheriger Trumpf. «Alle drei haben grosse Führungserfahrung, genau das braucht es im Gemeindehaus.»
Claudia Hauri: Milliarden-Projekt betreut
Drei Gemeinderatsmitglieder treten bekanntlich nicht mehr an: Ariane Gregor (Mitte), Denise Strasser (FDP) und Thomas Burkard (Grüne). «Wir wollen zwei dieser Vakanzen übernehmen», so Tanner selbstsicher.
Roland Vogt (siehe oben) ist das bewährte Zugpferd der SVP. Und Claudia Hauri ist die ausgewiesene Finanzchefin der Partei. «Ich weiss, was es heisst, wenn ein Unternehmen zu wenig Geld hat», betont sie. In Anbetracht von Wohlens Finanzlage würde diese Ausgangslage ja passen. Die eidgenössisch diplomierte Expertin für Rechnungslegung und Controlling weist eine riesige Erfahrung auf. Claudia Hauri weilte mit ihrem Mann, Peter Christen, sechs Jahre im Ausland. Da war sie beispielsweise als Teamleiterin im Projektcontrolling bei Grossprojekten in Südafrika von bis zu einer Milliarde Franken tätig. Solches Wissen wäre auch in Wohlen willkommen. «Man muss alles stärker hinterfragen, und Wohlen sollte auch Zweckbauten akzeptieren», nennt sie nur zwei wesentliche Punkte.
Vor vier Jahren ist Claudia Hauri (sie hat Jahrgang 1967) in den Einwohnerrat gewählt worden. Sie ist also eine Newcomerin? «Ja, sicher», antwortet sie, «aber das kann auch ein Vorteil sein und bringt frischen Wind.» Sie sei bereit, Lösungen zu finden. Und sie habe freie Kapazitäten, um sich einbringen zu können.
Auf ihren Start als Einwohnerrätin blickt sie gerne zurück. Ausschlaggebend, um in die Politik einzusteigen, sei das erfolgreiche Referendum gegen die Auslagerung des Betreibungsamtes gewesen. Da spürt sie, dass man mit einer klaren Haltung etwas erreichen kann. Und von da an war für sie folgender Leitsatz in Stein gemeisselt: «In Wohlen macht die SVP eine gute Politik. Sie hinterfragt kritisch, sie präsentiert aber auch Lösungen.»
Spielt die Volkspartei mit der Hauri-Kandidatur auch die Frauen-Karte? Sie habe sich stets in einer Männerwelt behauptet, betont sie. «Aber Frauen vertreten auch mal andere Blickpunkte als Männer. Das ist die Realität.»
Auf jeden Fall ist Claudia Hauri gespannt, ob sie ab Januar die Chance erhält, als Gemeinderätin durchzustarten. Eines verspricht sie schon heute: Am liebsten würde sie ihr Wissen bei den Finanzen einbringen. «Sämtliche künftige Investitionen müssen priorisiert werden und Steuerfusserhöhungen sind zu verhindern.» Das sind doch gute Wahlversprechen.
Manfred Breitschmid will ans Steuerrad
Zu Manfred Breitschmid. Er ist das Urgestein der SVP-Politik. Engagiert, kritisch, unbequem, fleissig. Aus dem Gemeindehaus werde immer ein alternativloser Weg aufgezeigt, das will er ändern. «Ich engagiere mich für ein Wohlen mit Zukunft», betont Breitschmid. Er steht ein für Lebensqualität, «und dass Wohnen, Schule, Arbeit und Freizeit im guten Einklang verbunden sind».
Ausschlaggebend für seine Kandidatur ist jedoch etwas anderes. Ob als Leserbriefschreiber oder als Politiker, der mit Vorstössen etwas bewegen möchte, erntet er meistens aus dem Gemeindehaus nur Stillschweigen. Das sei mühsam. «Als Gemeinderat kann ich am Steuerrad mitdrehen und nicht nur die Handbremse betätigen.» Er kann eine ganze Reihe von Vorstössen aufzählen, mit denen er Veränderungen anstrebt: amtliche Publikationen, die Liegenschaften Steingasse 25, 27 und 45, ibw-Eigentümerstrategie, Tiefgarage Bahnhof, Isler-Areal, Kauf reformiertes Kirchgemeindehaus, Grobkonzept Schule Wohlen. Er wolle für die Politik offen sein und wolle weniger Ideologien im Gemeinderat, erklärt er.
«Man darf sich schon fragen, wie viel der Gemeinderat am Volk vorbeipolitisiert. Und es kann doch nicht sein, dass wir stets Referenden ergreifen müssen», ärgert sich Breitschmid über den Ist-Zustand.
Manfred Breitschmid verweist – notabene zu Recht – auf seine grosse Erfahrung. Er war Chef Ver- und Entsorgung des Kantonsspitals Baden. 27 Jahre lang Stiftungsleiter der St. Josef-Stiftung in Bremgarten. Und er brachte als Interimsleiter die Obere Mühle in Villmergen wieder auf Kurs. Breitschmid sass zehn Jahre im Grossen Rat. Damals noch für die CVP. Die damalige CVP rückte ihm zu stark von der Mitte Richtung links (anstatt nach rechts), darum entschied er sich für den Austritt. Ein paar Monate später trat er der SVP bei.
Der Regierungsratsmacher
Einen grossen Erfolg verbuchte er als Präsident der Bezirkspartei Bremgarten. Der Freiämter Rainer Huber wurde kantonal ausgebootet, und ein «Freiämter Sturm» hievte ihn dann doch noch in den Regierungsrat. Einer der starken Dirigenten war damals Manfred Breitschmid. «Darauf bin ich heute noch stolz.»
Breitschmid kann viel erzählen über seine Polit-Karriere. Vieles davon würde er gerne auch in den Gemeinderat tragen. Aber er weiss, dass er es schwer haben wird. Sein Alter, er hat Jahrgang 1949, wird eventuell skeptisch betrachtet. Das ist ein Faktor, sagt er, «doch viel wichtiger als das Alter ist, woran man glaubt». Er wolle das Leben in der Gesellschaft mitgestalten, sagt er. Das sei wesentlich.
Aber er wisse auch, dass seine Wahlchancen wohl unter 50 Prozent liegen. «Denn ich bin vielen Leuten auf die Füsse gestanden.» Aber so unbequem wolle er bleiben – auch als allfälliger Gemeinderat.