Grosser Rat lehnt Unterstützung für Geburtenabteilung in Muri ab
Der Grosse Rat des Kantons Aargau hat diese Woche mit 113 zu 9 Stimmen bei 14 Enthaltungen die Motion zur Sicherung der Geburtenabteilung am Spital Muri deutlich abgelehnt. Die vier ...
Grosser Rat lehnt Unterstützung für Geburtenabteilung in Muri ab
Der Grosse Rat des Kantons Aargau hat diese Woche mit 113 zu 9 Stimmen bei 14 Enthaltungen die Motion zur Sicherung der Geburtenabteilung am Spital Muri deutlich abgelehnt. Die vier Motionärinnen und Motionäre aus dem Freiamt nehmen dieses Resultat mit Bedauern, aber auch mit Sorge zur Kenntnis.
Der Grosse Rat hat die Motion von Grossrat Harry Lütolf (Mitte, Wohlen) und Mitmotionären aus dem Freiamt zur kantonsweiten Sicherstellung der Geburtshilfe unter medizinisch gesicherten Bedingungen diskutiert. Die Motion fordert, dass Geburtenabteilungen in Regionalspitälern als Teil der stationären Grundversorgung gesetzlich verankert werden. Hintergrund ist die Schliessung der Geburtenabteilung im Spital Muri, weil sie nicht rentiere. Die Motion zielte vor allem auf die Sicherstellung der Geburtshilfe in den Randregionen mit Regionalspitälern, da lange Anreisewege in die Zentrumsspitäler zusätzliche Risiken für werdende Mütter und Ungeborene bedeuten.
30 Minuten in Zentrumsspital seien illusorisch
Sprecher Lütolf betonte: «Die Geburtshilfe ist keine optionale Dienstleistung, sondern ein zentraler Bestandteil der medizinischen Grundversorgung. Die wohnortsnahe Versorgung muss erhalten bleiben für die Sicherheit der Mütter und Kinder.» Er führte weiter aus, dass im Mai im Kanton Luzern zu diesem Thema erfolgreich eine Volksabstimmung durchgeführt wurde. Vater der ganzen Geschichte war ein SVP-Kantonsrat, der die Abstimmung initiiert hatte. Zudem sei es illusorisch, innerhalb von 30 Minuten aus dem Freiamt ein Zentrumsspital zu erreichen. Der Regierungsrat empfahl die Motion zur Ablehnung aufgrund der deutlich höheren Anforderungen an die Bereitstellung personeller Ressourcen. Zudem hätte die Umsetzung der Motion direkte Auswirkungen auf den Aufgaben- und Finanzplan. Es würde teurer.
«Die Geburt eines Kindes ist kein betriebswirtschaftlicher Vorgang, sondern ein zutiefst menschliches Ereignis. Dass der Kanton hier keine Mitverantwortung übernehmen will, ist ein fatales Zeichen für die Versorgungssicherheit in den Regionen», betont die Motionärin Franziska Stenico-Goldschmid (Mitte, Beinwil). «Die Geburtshilfe gehört zur Grundversorgung, genauso wie Polizei, Feuerwehr oder Notfallversorgung», führt sie weiter aus.
Trotz der deutlichen Ablehnung sehen die Motionärinnen und Motionäre das Anliegen nicht als erledigt. Die Diskussion habe gezeigt, dass der Handlungsbedarf in der Gesundheitsplanung gross ist. «Der Kanton darf sich nicht allein auf Marktmechanismen verlassen, wenn es um das Wohl und die Gesundheit von Familien, Müttern und Neugeborenen geht», betont Stefan Dietrich, Grossrat (SP, Bremgarten). «Wir werden das Thema weiterverfolgen – gemeinsam und überparteilich – mit Fachleuten, Gemeinden und der Bevölkerung. Eine sichere, menschliche und wohnortnahe Geburtshilfe darf im Aargau keine Ausnahme werden», ergänzt abschliessend Rita Brem, Grossrätin (Mitte, Oberwil-Lieli). --red