Drei Tage lang Party
29.12.2023 Region Unterfreiamt, SarmenstorfBesondere Momente im Redaktionsalltag: Die 850-Jahr-Feier in Sarmenstorf (1. bis 3. September 2023)
Chregi Hansen
Als Wohler bin ich mir grosse Feste auch gewohnt. Die 800-Jahr-Feier 1978 hat mich damals als jungen Bez-Schüler schwer ...
Besondere Momente im Redaktionsalltag: Die 850-Jahr-Feier in Sarmenstorf (1. bis 3. September 2023)
Chregi Hansen
Als Wohler bin ich mir grosse Feste auch gewohnt. Die 800-Jahr-Feier 1978 hat mich damals als jungen Bez-Schüler schwer beeindruckt, das legendäre Bahnhofsfest 1983 ist bis heute unvergessen. Aber es ist eben doch ein Unterschied, ein Fest privat zu besuchen oder darüber schreiben zu müssen. Letzteres ist mit grossem zeitlichem Aufwand verbunden – vor allem wenn das Fest über mehrere Tage dauert. Und Party machen ist dann auch nicht angesagt, schliesslich ist man am Arbeiten. Und sollen Artikel und Bilder nachher gewisse qualitative Kriterien erfüllen.
Darum war ich wenig erfreut, als an einer Presseorientierung im August das Programm des Sarmenstorfer Dorffests bekannt gegeben wurde. «Da muss ich hin», dachte ich mir, «das wäre noch wichtig», und diesen Event müssen wir auch im Blatt haben. Die Höhepunkte waren schön auf alle drei Tage verteilt. Toll für die Bevölkerung, weniger toll für mich als «rasenden Reporter». Schnell war klar, da muss ich mehrfach hin, wenn ich dem Anlass gerecht werden soll.
Und nun also ist Sonntagmorgen, und ich stehe bereits zum vierten Mal an diesem Wochenende auf dem Lindenplatz. Rundherum zufriedene Menschen, denen die Anstrengungen der letzten beiden Nächte anzusehen sind. An vorderster Front der Gemeindeammann, inzwischen deutlich gezeichnet und fast ohne Stimme. Aber bereits wieder mit einem Weinglas in der Hand. Und auf der Bühne eine riesige Gruppe Sänger und Sängerinnen sowie Musikanten, die gemeinsam das alte Sarmenstorfer Lied singen. Einer von vielen an sich kleinen Programmpunkten, der aber unterstreicht, mit wie viel Herzblut und Liebe dieses Wochenende organisiert wurde. Und wie hier Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Dorfes zusammengeführt werden.
Auswärtige sind willkommen
Beim letzten Spaziergang durch das Festgelände treffe ich immer wieder auf bekannte Gesichter. Nicht etwa alte Freunde, sondern Menschen, die ich in den vergangenen Tagen an dieser Jubiläumsfeier (und teilweise vorher) kennenlernen durfte. Und die ohne Ausnahme Freude haben, dass sich der Journalist aus Wohlen für ihr Fest und ihr Dorf interessiert. Sofort komme ich mit ihnen ins Gespräch, immer wieder werde ich gefragt, ob es mir gefällt oder ob ich noch etwas brauche. Schon an den Tagen zuvor habe ich die eine oder andere Festbeiz besucht – der Entscheid, für die Fahrt das Postauto zu nutzen, hat sich als richtig erwiesen.
Das Fest lockt während dreier Tage das ganze Dorf ins Zentrum. Es wird getragen von der Bevölkerung, fast jeder trägt einen Teil zum Gelingen bei. Und es ist für die Bevölkerung, die 72 Stunden lang fast rund um die Uhr feiern darf. Und das ausgiebig tut. Aber auch Auswärtige sind hier willkommen. Immer wieder treffe ich auf Bekannte aus anderen Ortschaften – aus Villmergen, Wohlen, Dottikon oder noch weiter weg. Und alle, wirklich alle, loben, was hier auf die Beine gestellt wird. Da passt es, als ein OK-Mitglied mir berichtet, dass der Schüwo am Sonntag nicht mehr alle bestellten Getränke liefern konnte – die konsumierte Menge war einfach zu gross. Und ich merke, dass die Sarmenstorfer sogar etwas stolz sind auf diesen Umstand.
Wird Wohlen dieses Fest toppen können?
Das kleine Sarmenstorf hat an diesem Wochenende Grosses geleistet. Und was besonders beeindruckt: Organisiert wurde das Jubiläum von einem kleinen OK und in vergleichsweise kurzer Zeit. Das geht, wenn eine Dorfgemeinschaft funktioniert. Und man sich gerne für sein Dorf einsetzt. Der Zusammenhalt an diesem Wochenende war beeindruckend. Selbst als Wohler war man in diesen Tagen ein Teil von Sarmenstorf. Hat viel erfahren über das Dorf, dessen Geschichte und die Menschen hier. Und irgendwie war es gar nicht so schlimm, dass ich viermal da hinreisen musste.
Im Jahr 2028 feiert dann mein Wohlen sein 850-Jahr-Jubiläum. Mit der Planung wurde schon fünf Jahre vorher begonnen. Ich bin dann gespannt, wie der Vergleich ausfällt. Die Latte liegt jedenfalls hoch.