Der besondere Moment – Schnappschüsse aus dem Bildarchiv der Redaktion

«Niemand wollte ihn haben», sagt Wohlen-Trainer Livio Bordoli im Winter 2010 im Bericht, als jenes Foto abgedruckt wurde. «Er musste zuerst ein Mann werden, vorher war er ein Junge ohne Köpfchen.» Die Rede ist von Alexandre Monteiro de Lima – kurz Alex. Damals 22 Jahre jung. Er packte 2008 seine Sachen in Brasilien und kam nach Wohlen, um Fussballprofi zu werden. Die erste Saison läuft mies, sportlich spielt er keine Rolle, privat hat er riesiges Heimweh. Er wechselt zu Gossau und kehrt nach einer Saison wieder zurück nach Wohlen. Im Oktober 2011 wird er Vater und dreht auf dem Platz auf. Der FC Wohlen belohnt ihn mit einem neuen Vertrag bis 2012.

Um seine Person gibt es einige Mysterien. Was genau er in seinem Privatleben damals treibt, bleibt ein Geheimnis, doch es gibt viele, teils kuriose, Gerüchte. Auf dem Platz sind seine Berg- und Talfahrten aber erkennbar. Der Offensivspieler ist an manchen Tagen der beste Dribbler der Liga. An anderen Tagen stolpert er über seine eigenen Füsse. Eine Szene ist für mich unvergessen: In einer Partie auswärts in Locarno holt er sich den Ball im eigenen Strafraum, rennt über das ganze Feld, dribbelt jeden Gegenspieler aus, manche gar zweimal, schafft es bis vor das gegnerische Tor, schlägt beim Abschlussversuch ein Luftloch und fliegt spektakulär auf den Rücken.

Dieses Bild wurde im November 2011 gemacht. Alex De Lima jongliert auf dem Markusplatz in Wohlen, sagt: «Ich träume davon, beim FC Bayern München zu spielen.» Das schafft er nicht, aber im Sommer 2012 wechselt er in die USA – zu Chicago Fire in die Major League Soccer. 2015 geht er zu Houston. 2017 wechselt er in die zweite Liga in Südkorea, spielt danach noch in China. Zwischen 2020 und 2023 spielt er für Jamshedpur (wo er Meister wird) und East Bengal in der indischen «Super League». Was er danach tut – ist unbekannt. Und das passt zum mysteriösen Alex. --spr