Der Markt spielt nicht
12.04.2024 Wohlen, Leserbriefe«Der Markt spielt», Frontkommentar in der Ausgabe vom 5. April.
Letzten Freitag fiel mir auf der Frontseite des Wohler Anzeigers der Titel des Kommentars speziell auf: «Der Markt spielt». Mit einer von Sarkasmus getränkten Heiterkeit dachte ich: Oh, ...
«Der Markt spielt», Frontkommentar in der Ausgabe vom 5. April.
Letzten Freitag fiel mir auf der Frontseite des Wohler Anzeigers der Titel des Kommentars speziell auf: «Der Markt spielt». Mit einer von Sarkasmus getränkten Heiterkeit dachte ich: Oh, was spielt er denn? Geige? Viererkette? Schieber oder Coiffeur?
Der Inhalt war klar zu verstehen. Zufikon ist mit der Leistung der Spitex Kelleramt nicht mehr zufrieden und will jetzt zur Spitex Freiamt wechseln. So weit, so gut. Mich stört nicht die Tatsache, dass man möglichst originell verdeutlichen will, dass das die Gemeinde Zufikon eben kann. Weil sie ja eine Auswahl hat, sprich ein entsprechendes Angebot besteht. Mich stört, dass man ein- fach so auf bedeutungslose und falsche Phrasen zurückgreift, die von Neoliberalen gedroschen werden. Geschaffen als «Argumente» gegen jedwelche Regulierung dieses Marktes.
Der Markt spielt nicht. Genauso wenig, wie der Markt sich selbst reguliert. Es sind nur einige Teilnehmer des Marktes, die spielen. Einige Teilnehmer regulieren ihn auch. Manche fragen sich jetzt: Und was ist der Unterschied? Der Unterschied ist: Die Teilnahme am «Markt» ist obligatorisch. Man kann sich ihm nicht entziehen. Die ganz grosse Mehrheit der Teilnehmer hat keine Möglichkeit zu spielen oder an der Regulierung mitzuwirken.
Der Markt ist nicht die Entität, als die er mit solchen Floskeln dargestellt wird. Oder haben die effektiven Bezüger der Spitex die Leistungen mitbestimmt? Ich meine jetzt nicht den Gemeinderat von Zufikon. «Der Markt spielt» eben auch, wenn es die Auswahl zwischen den beiden Spitex-Organisationen nicht gäbe. Dann spielt nur der Monopolist des Marktes. Die anderen Teilnehmer sind dann die Lackierten. Diese Phrasen stammen aus der gleichen Ecke, die auch die Bezeichnung «sozial Schwache» erfunden hat. Und sie so hinstellt, dass es so aussieht, als ob die Armen und Bedürftigen gemeint seien. Doch das sind in Tat und Wahrheit die ökonomisch Schwachen.
Die echten sozial Schwachen sind ökonomisch Starke, die sich nicht um die ökonomisch Schwachen scheren und sie schon gar nicht unterstützen wollen.
Roger Blanc, Wohlen