Der Gambler
21.11.2025 Wohlen, Gewerbe, Arbeit«Rien ne va plus»
Ein Wohler in der Casino-Industrie
Den Spruch kennt jeder, der einmal ein Casino von innen gesehen hat: «Rien ne va plus», zu Deutsch: Nichts geht mehr. Jeweils angewendet beim Roulette-Spiel. Beim Wohler Adrian Meyer ...
«Rien ne va plus»
Ein Wohler in der Casino-Industrie
Den Spruch kennt jeder, der einmal ein Casino von innen gesehen hat: «Rien ne va plus», zu Deutsch: Nichts geht mehr. Jeweils angewendet beim Roulette-Spiel. Beim Wohler Adrian Meyer geht hingegen ganz viel. Seit drei Jahren arbeitet der 43-Jährige für Swiss Casinos. Er ist für das Gesamtmarketing verantwortlich und hat gleichzeitig Einsitz in der Geschäftsleitung. «Wir sind keine Haie», sagt er. --spr
Der Wohler Adrian Meyer wirkt ganz oben in der extravaganten Casino-Industrie mit
Er liebt das Pokerspielen und kann Menschen mobilisieren. Adrian Meyer machte seine Leidenschaften zum Beruf. Nach der Lehre bei der Riwisa in Hägglingen und mehreren Jahren bei Mercedes-Benz in Stuttgart wirkt er seit 2022 als Chief Marketing Office und in der Geschäftsleitung bei Swiss Casinos – und eröffnete nun einen ganz besonderen Standort.
Stefan Sprenger
In Las Vegas war er noch nie. Aber Adrian Meyer war und ist ein «Gambler». Besonders das Pokerspielen hat es ihm angetan. Schon vor 25 Jahren traf er sich mit seinen Kumpels aus Wohlen und spielte Poker. Meyer, ein grosser Basketball-Fan, machte einst die Lehre als Konstrukteur bei der Riwisa in Hägglingen, arbeitete später bei Mercedes-Benz in Stuttgart, studierte zudem Medien- und Kommunikationspsychologie. Nach Anstellungen bei mehreren Unternehmen landet er schliesslich bei Swiss Casinos. «Ein Job, der enorm spannend ist», wie Adrian Meyer sagt.
190 Millionen Franken Umsatz
Casinos ziehen den Menschen das Geld aus der Tasche. «Gegen dieses Image, das oftmals auch in den Hollywood-Filmen vermittelt wird, kämpfen wir an», sagt Adrian Meyer. Seit drei Jahren arbeitet der 43-Jährige aus Wohlen für Swiss Casinos. Er ist für das Gesamtmarketing verantwortlich und hat gleichzeitig Einsitz in der Geschäftsleitung. «Wir sind keine Haie», sagt er. Und Meyer erwähnt beispielsweise die besonderen Sponsorings, die die grösste Schweizer Casino-Gruppe übernimmt. In den Tourismus, den Sport, die Kultur. In Projekte für die Suchtprävention oder für Happy Togo in Afrika. «Wir engagieren uns aus Überzeugung», sagt der zweifache Familienvater. Ebenfalls erwähnenswert: Von den rund 190 Millionen Franken Umsatz, die Swiss Casino jährlich erwirtschaftet, fliessen 90 Millionen in die Altersvorsorge (AHV) und die Kantone.
Aber – und das ist unbestreitbar – ein Casino gewinnt nur, wenn ein Gast verliert. Und jene Gäste kommen spärlicher. «Die Branche ist in einem Wandel», sagt Meyer. In den terrestrischen Casinos sind Umsätze rückläufig. Dafür nehmen sie in den Online-Casinos zu. Auch hier ist die Digitalisierung zu spüren, denn immer mehr Menschen spielen online. Meyer versucht dem als Marketingchef entgegenzuwirken. «Wir setzen dabei auf ein unvergessliches Erlebnis im modernsten Casino Europas. Eine Eventhalle im Industrie-Look. Eine Rooftop-Bar. So versuchen wir, die Abwanderung ins Online etwas zu stoppen.» Übrigens: 80 Prozent des Umsatzes wird an den Spielautomaten generiert.
Mit dem neuen Standort von Swiss Casino in Winterthur (Eröffnung Mitte Dezember) wird versucht, die Menschen wieder vermehrt ins Casino zu locken. In den Industriehallen des Sulzer-Areals entsteht ein einzigartiger Treffpunkt für Unterhaltung, Gastronomie und Events. Nebst dem Casino und einer öffentlichen Bar (Gesamtfläche von über 3000 m2) gibt es eine Eventlocation, eine Loungebar, eine Rooftop-Bar – und den schwersten Kronleuchter Europas. Mit 15,4 Tonnen hängt der Kronleuchter an einem Originalkran, mit dem früher die Lokomotiven bewegt wurden. Hintergrund: In jenen Hallen (die unter Denkmalschutz stehen) wurden früher Lokomotiven gebaut. «Der Fokus für mich ist aktuell voll auf dem Standort in Winterthur, der bald eröffnet wird», sagt Meyer.
Immer mehr Spielsucht
Wie ist es, als Marketingverantwortlicher in einer Branche zu arbeiten, wo Geld kaum eine Rolle spielt? Meyer sagt: «Wir werfen das Geld nicht einfach zum Fenster raus. Sondern es benötigt in Zeiten des Wandels clevere Massnahmen, damit die Leute wieder mehr ins terrestrische Casino kommen und wir die Kunden dank dem neuen Member Club binden können.» Swiss Casinos (Eigentümer ist «Jöggi» Rihs, dem auch die Young Boys Bern gehören) haben Casinos an vier Standorten – Winterthur, Pfäffikon, St. Gallen und Zürich – und die Online-Casinos unter www.swisscasinos.ch.NebstdemWandel Richtung Online-Welt kämpft die Branche zudem – und immer vermehrt – mit der Spielsucht und den damit einhergehenden Sperrungen. Denn: Seit die Menschen weniger vor Ort und meistens am Smartphone «gambeln», steigt auch die Zahl der Sperrungen. «Als grösste Schweizer Casinogruppe nehmen wir den Spielerschutz sehr ernst – suchtgefährdete Spieler frühzeitig zu erkennen und zu schützen hat oberste Priorität», sagt Meyer.


