Den Weg konsequent weitergehen
23.04.2024 Fischbach-Göslikon, Region OberfreiamtLetztes Jahr als Landi Freiamt
Fusionsplanungen laufen
Die Landi Freiamt will den nächsten Schritt wagen. Seit letztem Herbst laufen Fusionsverhandlungen mit der Landi Albis und der Landi Obfelden. Der Fahrplan sieht vor, dass die Genossenschafter in ...
Letztes Jahr als Landi Freiamt
Fusionsplanungen laufen
Die Landi Freiamt will den nächsten Schritt wagen. Seit letztem Herbst laufen Fusionsverhandlungen mit der Landi Albis und der Landi Obfelden. Der Fahrplan sieht vor, dass die Genossenschafter in einem Jahr über die Fusion entscheiden und diese rückwirkend auf Anfang 2025 zustande kommt. Geschäftsführer und Geschäftsleitung sind überzeugt, dass die Fusion der richtige Weg ist. Auch in Sachen Investitionen hat die Landi Freiamt grosse Pläne. In Fischbach-Göslikon werden 7,6 Millionen Franken investiert. --red
Die Landi Freiamt investiert in Fischbach-Göslikon und plant die Fusion
Es sind zwei grosse Themen: ein Neubauprojekt in Fischbach-Göslikon für 7,6 Millionen Franken. Und die Fusion mit den Landi-Genossenschaften Albis und Obfelden. Zudem präsentiert die Landi Freiamt einen erfreulichen Geschäftsbericht. «Wir sind für die Zukunft gerüstet», sagt Verwaltungsratspräsident Stefan Lüthy.
Annemarie Keusch
Fixiert ist noch nichts. Laut Fahrplan sollen in einem Jahr die Abstimmungen an den Generalversammlungen der drei Landi-Genossenschaften erfolgen. Aber die Absicht ist klar: Die Landis Freiamt, Obfelden und Albis planen die gemeinsame Zukunft. «Wir haben alle drei sehr ähnliche Strukturen, auch was die Betriebe der Genossenschafterinnen und Genossenschafter betrifft», sagt Landi-Freiamt-Geschäftsführer Daniel Strebel. Synergien, die dadurch genutzt werden können, seien darum einer der Vorteile einer möglichen Fusion. Verwaltungsratspräsident Stefan Lüthy nennt weitere Gründe, weshalb die Fusion überhaupt in Betracht gezogen wird. Etwa, dass die Personalsuche immer schwieriger werde, die Konkurrenz auch im Bereich der Dorfläden zunehme. Zudem soll der Rückgang des Energiegeschäfts durch Fusionssynergien aufgefangen werden.
«Bessere Konditionen durch gemeinsamen Einkauf, fachlich gute Betreuung und Spezialisierung der Geschäftsbereiche, tiefere Informatik- und Administrationsaufwendungen – es gibt viele Vorteile», ist Lüthy überzeugt. Aus einer Stärke heraus diese Möglichkeiten genau anzuschauen, ist für ihn zentral. «Keine dieser Genossenschaften will den Schritt gehen, weil sie in Not ist. Es ist wichtig, vor allem in gesunden Jahren nach vorne zu schauen, um die Zukunft zu sichern.»
Über 60 Millionen Franken investiert
Und die Landi Freiamt hat ein gesundes Jahr hinter sich. 19,6 Millionen Franken Betriebsertrag stehen zu Buche, 3 Millionen Franken Gewinn. 18 Volg-Läden, mittlerweile 77 Wohnungen und sieben Gewerberäume, die vermietet werden. «Wir sind ein wichtiger Player im Freiamt», sagt Daniel Urech, Mitglied der Geschäftsleitung. Laut Lüthy ist es die breite Aufstellung, die die Basis für diesen Erfolg bildet. Und die Bereitschaft, laufend zu investieren. 60,7 Millionen Franken hat die Landi Freiamt seit 2010 investiert, aktuell steht das Grossprojekt Merenschwand vor dem Abschluss. Am 20. Juni ist geplant, vom Provisorium in den neuen Verkaufsladen zu zügeln. Ebenfalls wurden in den letzten Jahren alle Postagenturen dem neuen Konzept angepasst. «Das war eine intensive Zeit, weil wir im Zuge dessen oft den ganzen Laden oder zumindest das gesamte Sortiment überarbeitet haben», weiss Daniel Strebel. Verschiedene grössere und kleinere Sanierungen waren die Folge, vor allem energetischer Natur. «Das kommt uns jetzt mit den steigenden Energiekosten wieder zugute.»
Und es geht weiter in Sachen Investitionen. An der Generalversammlung genehmigten die Genossenschafterinnen und Genossenschafter einstimmig 7,6 Millionen Franken für einen Neubau in Fischbach-Göslikon. Anstelle des jetzigen Volg-Ladens, der einst als Provisorium geplant war, entstehen ein Laden und total acht Wohnungen. Und die Landi Freiamt ist nicht nur Bauherrin, sondern wird den Laden künftig auch führen. «Wir wollen uns diesen strategisch wichtigen Standort sichern und diesen optimal nutzen», sagt Daniel Strebel. Schon im August sollen die Abbrucharbeiten starten, Eröffnung und Bezug der Wohnungen ist auf Frühling 2026 geplant.
Fischbach-Göslikon eineinhalb Jahre ohne Laden
Die Landi spüre Unterstützung und Interesse seitens der Bevölkerung und der Gemeinde, dass sie den Dorfladen erneuert und ihm eine Zukunft gibt. «Es zeigt, dass die Nähe wertgeschätzt wird», sagt Strebel auch auf die Tatsache, dass aus der Bevölkerung die Nachfrage kam, was denn während der eineinhalbjährigen Bauzeit mit dem Dorfladen geschehe. «Ja, es ist leider so, Fischbach-Göslikon wird eineinhalb Jahre keinen Dorfladen haben.» Die Erfahrungen aus Provisorien in Jonen und Merenschwand hätten gezeigt, dass dies nicht einfach sei. «Kostentechnisch, aber auch in Sachen Standort.» Warum es in Jonen und Merenschwand Provisorien gab, in Fischbach-Göslikon aber nicht? «Einerseits ist es die Dauer des Bauprojekts. Es wäre fatal gewesen, in Merenschwand vier Jahre lang keinen Laden zu betreiben.» Andererseits sei die Landi Freiamt in den anderen beiden Dörfern bereits fest verankert. Die Geschichte in Fischbach-Göslikon beginnt erst jetzt.
Strebel weiss, dass es Zeit brauchen werde, nach den eineinhalb Jahren sich im Dorf zu etablieren. «Wir investieren den sechsstelligen Betrag, den es für das Provisorium bräuchte, aber lieber in die Nachhaltigkeit des Gebäudes.»
Emotionale Nähe trotz Grösse wahren
In die Zukunft investieren – das tut die Landi mit Bauprojekten, aber auch mit Fusionsabklärungen. Gemeinsame Sitzungen der Projektgruppe mit Beteiligten aller drei involvierten Landi-Genossenschaften gabs bereits deren fünf. Mitarbeitende und Mitglieder seien über die Bestrebungen informiert, ebenfalls andere Landi-Genossenschaften. Lüthy sagt, dass auch eine noch grössere Fusion einst Thema war, etwa mit Sins, die aktuell ebenfalls eine Fusion mit der Landi Zugerland planen. «Dass das gleichzeitig passiert, ist Zufall.» Aber ein Zeichen dafür, dass das Agrargeschäft in Bewegung ist, sich verändert.
Die Ziele der Fusion sind klar: Konditionen im Agrargeschäft halten, Dienstleistungen ausbauen, die Nähe zur Region pflegen, ein attraktiver Arbeitgeber bleiben, alle Mitarbeitenden weiterbeschäftigen. Und über allem: Auch die fusionierte Landi muss wirtschaftlich sein. Die grösste Schwierigkeit sieht Strebel darin, trotz Grösse die Nähe zu leben. «Aber wir müssen klar sagen, bei den jungen Landwirten zählen Kompetenz und Leistungsbereitschaft», weiss Strebel. Jüngere Leute seien von Natur aus eher bereit für Veränderungen als ältere. «Klar ist, dass wir auch mit Fusion emotional noch nah an unseren Genossenschaftern, Mitarbeitenden und Kunden sein wollen. Das ist unser grosses Ziel.»
Aktuell sei die Projektgruppe daran, ein Konzept, später einen Fusionsvertrag und -bericht auszuarbeiten. Im Herbst oder Winter sollen Informationsveranstaltungen, einzeln pro Landi, folgen. «Wir wollen, dass unsere Mitglieder mitgestalten können», betont Lüthy. Eine Statutenänderung unterstreicht das. Die Abstimmung zur Fusion ist in einem Jahr geplant. Wie die Landi bei einer Fusion neu heissen wird, das sei noch unklar. «Ideen gibts. Der Name ist Teil des Konzepts.» Dass die Freiämter die beiden Zürcher Genossenschaften davon überzeugen können, dass Landi Freiamt weiter passt, dürfte fraglich sein. Oder? Der Geschäftsführer und die Verwaltungsratsmitglieder grinsen.
Lösung für Metzgereien
Nach dem Konkurs der O. Braunwalder AG, Wohlen, gab es Veränderungen in den Metzgereien, die in Oberrohrdorf, Boswil und Waltenschwil Teil des Volgs sind. Seither führt die Traitafina diese Metzgereien. Wie dies in Zukunft geregelt sein wird, darüber gab es immer wieder Gerüchte. Jetzt sagt Landi-Freiamt-Geschäftsführer Daniel Strebel: «Wir haben letzte Woche die Verträge für die definitive Lösung unterzeichnet.» Diese drei Metzgereien werden von der Traitafina weitergeführt, angereichert mit Agrinaturaund Volg-Familienpreis-Produkten. «Es waren harte Verhandlungen, es brauchte viele Gespräche», fasst Strebel zusammen. Bald sollen die Metzgereien in neuem Traitafina-Layout daherkommen und mit den Volg-Label-Produkten angereichert sein. Die Metzgerei im neuen Volg-Laden in Merenschwand wird weiterhin von der Metzgerei Stierli geführt. --ake