Das Versprechen eingelöst
19.09.2025 Region Unterfreiamt, TheaterBilanz gezogen: Das Freilichtspiel «Der Kruggeist von Gnadenthal» war ein voller Erfolg
Acht Aufführungen. Achtmal komplett ausverkauft. Und ganz viel Lob von allen Seiten. Das Theaterprojekt von Wädi Koch und Guido Hufschmid hat die Menschen ...
Bilanz gezogen: Das Freilichtspiel «Der Kruggeist von Gnadenthal» war ein voller Erfolg
Acht Aufführungen. Achtmal komplett ausverkauft. Und ganz viel Lob von allen Seiten. Das Theaterprojekt von Wädi Koch und Guido Hufschmid hat die Menschen begeistert. «Mit einem solchen Erfolg haben wir nicht gerechnet», sagt Koch.
Chregi Hansen
«Es war einfach der Hammer»: Auch Tage nach der Dernière kommt Autor und Regisseur Wädi Koch nicht aus dem Schwärmen heraus. Das Stück, die besondere Stimmung, die Reaktionen des Publikums direkt nach den Vorführungen und noch Tage später, sie haben ihn berührt. «Ein über 90-jähriges Ehepaar aus Muri hat mir einen längeren handgeschriebenen Brief geschickt und sich bedankt für diesen Abend», macht er ein Beispiel. Und in Niederwil hörte er oft: «Das hätten wir euch beiden nicht zugetraut», erzählt der Regisseur lachend.
Das Freilichtspiel «Der Kruggeist von Gnadenthal», es hat eingeschlagen in der Region. Und darüber hinaus. An einem Abend kam sogar ein Paar aus St. Gallen. Es hätte von einer Bekannten gehört, es solle sich das Stück unbedingt anschauen, und hätte den Weg nicht bereut. Es gab auch Besucher aus dem Tessin und Graubünden. «Oft waren das Bekannte und Verwandte der Darsteller, die sich das nicht entgehen lassen wollten», weiss Koch. Überhaupt
– es sassen viele bekannte Gesichter im Publikum. Nach den Vorführungen standen die Darsteller darum Spalier für das Publikum und genossen den direkten Kontakt. Meist sass man anschliessend noch lange zusammen. «Zum Glück hat der Biervorrat gereicht», so Koch. Dabei entstanden oft spannende Diskussionen zum Stück und zur Umsetzung.
Nachfrage überstieg Angebot
Acht öffentliche und eine geschlossene Vorführung gab es. Jedes Mal war die Tribüne bis zum letzten Platz besetzt. «Ganz ehrlich: Mit diesem Erfolg haben wir nicht gerechnet», gesteht Wädi Koch. Schon vor der Premiere war die Resonanz gross, nach der ersten Aufführung war der Run auf die noch verbliebenen Tickets riesig – die Mund-zu-Mund-Propaganda lief auf Hochtouren. «Wir hätten sicher noch mehr Tickets verkaufen können», weiss der Niederwiler. Eine Zusatzvorstellung war aber kein Thema. Zum einen war der Abbau der Tribüne schon terminiert. Aber auch für das Team auf und vor der Bühne war die Belastung sowieso schon gross. «Wir sind keine Profis. Ein solches Grossprojekt zu stemmen, das war für uns alle eine Herausforderung.»
Anderthalb Jahre haben er und Guido Hufschmid viel Zeit und Mühe in den «Kruggeist» gesteckt. Hufschmid hat für die Kulisse die halbe Schweiz bereist auf der Suche nach dem passenden Material und vor der Fassade der Klosterkirche eine eigene Fassade gebaut. Dazu hatte er viele Ideen entwickelt für besondere Effekte wie die umkippenden Lampen oder den Brand im Kloster. «Die ganze Technik hat super geklappt, das ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit», lobt sein Partner Koch. Für die Effekte gab es dann auch viel Lob vom Publikum. Gerade die Brandszene während des Eindunkelns hatte eine enorme Wirkung. Und weil die Tribüne so nahe stand, hatten die Zuschauer fast das Gefühl, mittendrin im Geschehen zu sein.
Viel Wetterglück gehabt
Koch selbst hat das Stück in den Monaten vor der Premiere etwa achtmal umgeschrieben und noch kurz vor der Premiere zwei kleine Szenen dazugedichtet. Bei seinen Recherchen stiess er immer wieder auf interessante Fakten. Oder er merkte beim Proben, dass etwas nicht so gut funktionierte wie geplant. «Ein solches Theater ist immer ein Prozess, bei dem sich das Stück nach und nach entwickelt», weiss er aus Erfahrung. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. An jedem Abend eine volle Tribüne. Und an jedem Abend Standing Ovations. Was will man mehr. Dazu das enorme Wetterglück. Nur gerade an einem Abend hat es geregnet. Während das Publikum im Trockenen sass, liessen sich die Darsteller nichts anmerken. «Dass wir trotzdem spielten, hat den Zuschauern besonders imponiert», weiss Koch.
Aber auch den tollen Zusammenhalt im ganzen Team streicht er hervor. «Das Zusammenspiel aller Beteiligten hat immer geklappt. Vom Aufbau über die Verpflegung bis hin zum Aufräumen, es lief einfach», erzählt Koch. Alle hätten angepackt, damit das Projekt ein Erfolg wird. Das zeigte sich auch ganz am Schluss. Fünf Tage waren für das Abräumen eingeplant, nach zwei Tagen waren alle Spuren des «Kruggeists» verschwunden, weil an jedem Tag über 20 Leute zum Helfen kamen. Es war einfach eine tolle Zeit, findet darum der Regisseur.
Spende an Reusspark und Reserven für weitere Projekte
Die Abrechnung liegt zwar noch nicht vor, doch Wädi Koch geht davon aus, dass der «Kruggeist von Gnadenthal» mit einem Gewinn abschliesst. Davon wird die Hälfte an den Reusspark gespendet. «Die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen und den Mitarbeitenden hier war fantastisch. Und dass wir hier auftreten durften, ist nicht selbstverständlich», lobt Koch. Die andere Hälfte behält der extra für das Projekt gegründete Verein «hiSTORIA wilari» für allfällige weitere Projekte. Gibt es dafür denn schon erste Ideen? «Das müssen, wenn schon, andere machen. Guido und ich haben unser Versprechen eingehalten, jetzt reicht es», sagt Koch. Nach dem erfolgreichen Theaterstück «Esone Gmein(d)heit» im Jahr 2001 hatten die beiden Jugendfreunde abgemacht, dass sie im Pensionsalter noch einmal ein Theater auf die Bühne bringen. Das haben sie getan, das Versprechen eingelöst. Und damit ganz vielen eine Freude gemacht.
Nun aber ist der Geist wieder in seiner Flasche eingesperrt. Und kehrt wieder Ruhe ein vor der Klosterkirche. Doch wer weiss, vielleicht lassen sich andere inspirieren von diesem besonderen Ort. Das Gnadenthal hat sich als Theaterort jedenfalls bestens bewährt.