Damit der Strom weiter fliesst
24.10.2025 Villmergen, Region Unterfreiamt, EnergieGemeindewerke Villmergen informierten über Aktuelles im Energiebereich
Rund 130 Teilnehmende liessen sich am Energieanlass in der Mehrzweckhalle Dorf über die Revision des kantonalen Energiegesetzes per 1. April 2025 und über die Neuerungen im Stromgesetz ...
Gemeindewerke Villmergen informierten über Aktuelles im Energiebereich
Rund 130 Teilnehmende liessen sich am Energieanlass in der Mehrzweckhalle Dorf über die Revision des kantonalen Energiegesetzes per 1. April 2025 und über die Neuerungen im Stromgesetz 2026 mit Fokus auf die Produzenten informieren.
Walter Minder
Am spannenden, intensiven und sehr «technischen» Anlass vom vergangenen Mittwochabend wurden die Gemeindewerke Villmergen (GWV) von der kantonalen Energieberatung Aargau unterstützt. Vizeammann Renato Sanvido, Ressortvorsteher der Gemeindewerke, freute sich in seiner Begrüssung über das grosse Interesse an der öffentlichen Fachveranstaltung.
Sanvido ist auch als Privatperson stark im Thema engagiert, «weil wir auf unserem Hausdach eine PV-Anlage haben und ich ebenfalls ein sogenannter Prosumer bin, das heisst gleichzeitig ein Strom-Produzent und -Konsument bin.» Er wies auf die drei Hauptthemen aus Sicht der GWV hin: 1. Rückliefervergütungen: Was ist in Villmergen produzierter Strom heute und morgen wert? 2. Räumlich erweiterter Eigenverbrauch, um Sonnenenergie gemeinschaftlich nutzen zu können. 3. Netzdienlicher Betrieb von PV-Anlagen, unter anderem zur Stärkung der Stabilität des Stromnetzes.
Der Vizeammann erinnerte daran, dass auch die GWV vor grossen Herausforderungen steht. «Die vom Gemeinderat eingesetzte Fachkommission und die GWV-Geschäftsleitung verfolgen die regulatorischen Veränderungen intensiv und prüfen, wie die neuen Aufgaben zum Nutzen der Kundinnen und Kunden gelöst werden können.»
20 bis 30 Prozent mehr nötig
Benjamin Wanzenried vom Beratungsunternehmen OekoWatt berät im Auftrag des Kantons zahlreiche Gemeinden in Sachen nachhaltige Energie- und Ressourcenverwendung. Er orientierte die Anwesenden im Detail über die Revision des kantonalen Energiegesetzes per 1. April 2025. In der Abstimmung 2017 wurde die Energiestrategie Bund mit der Vorgabe netto null Treibhausgase bis 2050 mit gut 58 Prozent Ja angenommen. 2023 sagten die Stimmbürger ebenfalls Ja zum Klima- und Innovationsgesetz mit der Vorgabe, ab 2050 keine fossilen Brenn- und Treibstoffe mehr zu verwenden. «Die Zielerreichung bedingt aber, dass wir 20 bis 30 Prozent mehr Elektrizität produzieren können.»
Er orientierte über die verschiedenen kantonalen Förderprogramme und deren Bedingungen. So ist unter anderem der Ersatz eines Elektro-Wassererwärmers meldepflichtig, die Anforderungen an neue Wärmeerzeuger sind vorgegeben und die Bestimmungen zur Erstellung eines GEAK oder GEAK Plus (Gebäudeenergieausweis) festgehalten. «Mein Tipp: Wenn Sie eine neue Heizung planen, entscheiden Sie sich für ein Komplett-System, in dem alle Komponenten aufeinander abgestimmt sind.»
In Zukunft auch Einspeisebegrenzungen möglich
GWV-Geschäftsleiter Martin Hössli und Jonas Moos, Leiter Energielösungen und Dienstleistungen, orientierten anschliessend ausführlich über die Neuerungen im Stromgesetz 2026. Hössli zeigte auf, wie sich der PV-Anteil an der Strom-Gesamtproduktion in den letzten Jahren vergrössert hat und wie gross ihn verschiedene Studien für 2050 schätzen. Sein Fazit: «Schweizer Solarstrom reicht heute und auch in Zukunft im Winter nicht zur Deckung der entstehenden Energielücke.» Dann zeigte er die positive Entwicklung in Villmergen bezüglich PV-Anlagen auf, «der Ausbau kommt gut voran, die aktuell installierte Leistung hat sich gegenüber 2022 um 280 Prozent erhöht.»
Der Preis für Netzstrom berücksichtigt auch Kosten wie Swissgrid- und Konzessions- oder Förderabgaben. Die Rückliefervergütung für Solarstrom orientiert sich ab 2026 neu am Referenzmarktpreis vom Bundesamt für Energie (BFE), der dem Preisdurchschnitt an der Strombörse für den Folgetag entspricht. Bereits befasst sich das Parlament mit einer Verfügung nach stündlichen Marktpreisen. Er informierte abschliessend über die GWV-Rückliefervergütungen ab 2026 und die Tatsache, dass das Stromgesetz 2026 eine Einspeisebegrenzung ermöglicht. «Wichtig ist deshalb, möglichst viel Solarstrom selbst zu verbrauchen, eigene Speicherkapazitäten auszuschöpfen oder Eigenverbrauchsgemeinschaften zu bilden.»
Innovative GWV
Jonas Moos zeigte verschiedene Möglichkeiten auf, wie der Eigenverbrauch optimiert werden kann, vom Zusammenschluss zum Eigenverbrauch und dem virtuellen Zusammenschluss (bis hin zur Gründung einer lokalen Elektrizitätsgemeinschaft. Er informierte detailliert über die unterschiedlichen Voraussetzungen zur Umsetzung und den Nutzen der einzelnen Möglichkeiten. «EV+, d.h. erweiterter Eigenverbrauch, hat zum Ziel, den Verbrauch im eigenen Gebäude oder in unmittelbarer Nachbarschaft zu fördern. Der netzdienliche Betrieb von PV-Anlagen fördert die Energiewende, optimiert die Netzkosten und stellt die Versorgung sicher.» Dazu gehört auch eine Eigenverbrauchsausweitung zum Beispiel durch Elektroautos, Wärmepumpe, Heimspeicher und vieles mehr.
Nach der kurzen Fragerunde durften sich dann die Teilnehmenden zum Abschluss eines intensiven Energieabends am schönen Apéro-Buffet mit neuer Energie aufladen.

