«Bin am richtigen Ort»
02.07.2024 Region Oberfreiamt, Waltenschwil
Markus Müller feiert 40 Dienstjahre bei der Firma Obrist SA
Lastwagen sind seine Leidenschaft. Bei der Weinfirma Obrist SA lebt Markus Müller seit 40 Jahren diese Leidenschaft jeden Tag aus.
Monica Rast
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Markus Müller feiert 40 Dienstjahre bei der Firma Obrist SA
Lastwagen sind seine Leidenschaft. Bei der Weinfirma Obrist SA lebt Markus Müller seit 40 Jahren diese Leidenschaft jeden Tag aus.
Monica Rast
Rund 400 Kilometer fährt Markus Müller täglich mit seinem Iveco Richtung St. Gallen und Bündnerland. Im Gepäck haufenweise Weinflaschen. Seit 40 Jahren fährt der leidenschaftliche Chauffeur für die Weinfirma Obrist SA in Waltenschwil. «Ich wollte nie etwas anderes.» Für ihn ist die Firma genau der richtige Ort und er schätzt am Betrieb die gute Kollegschaft und den Kundenkontakt.
Als Sohn eines Bauern lag die Landwirtschaft am nächsten und so absolvierte Müller die Ausbildung zum Landwirt. Doch die Aussicht auf die Übernahme des Hofes lag noch in weiter Ferne. «Ausserdem hatte mein jüngerer Bruder auch Interesse am Hof», erinnert er sich. Da Lastwagen ihn seit jeher fasziniert haben, nutzte er auch gleich die Möglichkeit, den Führerausweis für Lastwagen durch die Ausbildung beim Militär zu erhalten.
Als Bauer auf dem elterlichen Hof fuhr er zunächst nur aushilfsweise für die Firma Obrist, bis auf den 1. Juni 1984 eine Stelle als Chauffeur frei wurde. Landwirtschaft mit Traktor oder feste Strassen mit Lastwagen. Müllers Herz schlug eindeutig für den Lastwagen. Besonders stolz war Müller auf den fast neuen Saurer, den er zu Beginn seiner Laufbahn bei der Firma als sein Fahrzeug erhielt. «Zwölf Jahre fuhr ich den Saurer, bevor dieser ausgetauscht wurde.»
Der Lauf der Zeit
Es hat sich in den 40 Jahren viel verändert. «Was ich erlebt habe, wird niemand mehr so erleben.» Anfangs war er noch mit einem Beifahrer unterwegs. Die Routen weniger weit, dafür war das Abladen um einiges anstrengender. Vor allem bei den Restaurants. «Übelzeitige Abladestellen und grosse Mengen», erinnert sich Müller. Laut dem 62-Jährigen eine Knochenarbeit. Manchmal ging auch etwas dabei zu Bruch. Arbeitsrisiko nennt er dies und erinnert sich, dass er erst kürzlich auf einer rutschigen Treppe den Halt verlor und früher sein Beifahrer einmal den falschen Hebel der Hebebühne erwischt hatte. «Doch im Grossen und Ganzen hat vieles mit Routine zu tun.» Heute ist er grösstenteils alleine unterwegs und hört zur Unterhaltung SRF 1 auf seinem Radio. «Früher war es SRF 3. Doch heute ist es nicht mehr mein Stil», schmunzelt er. «Auf SRF 1 wird man auch gut informiert.»
Ein wichtiger Faktor bei der heutigen Verkehrslage. Da ist zeitiges Abfahren beinahe ein Muss. Kurz nach fünf Uhr verlässt er sein Haus in Aesch, das er seit 25 Jahren bewohnt. «Mit dem Roller ist es eine ‹gäbige› Strecke.» Kaffee braucht er keinen, denn manchmal gibt es welchen bei der Kundschaft. Dabei steht ein Ablehnen nicht zur Debatte. Der Verkehr ist heute viel mehr ein Thema als früher. «Er ist viel mühsamer geworden», meint Müller, obwohl die besseren Strassen und Umfahrungen trotz allem viel gebracht haben. «Spätestens um 6.15 Uhr muss man losfahren, um dem Stau einigermassen zu entkommen.»
Kunde zahlte Hochzeitsapéro
Geladen wird am Vorabend. Rund zehn bis zwölf Stationen werden pro Tour ins Bündnerland angefahren. In der Nähe kann es schon das Doppelte sein, und im Herbst, wenn viele Ausstellungen sind, sogar das Dreifache. Einige der Kunden kennt Müller seit Beginn. Es ist über die Jahre eine gute Basis des Vertrauens entstanden. Sowohl bei den Betrieben wie auch bei den Privatpersonen. «Man kommt an und trägt die Ware in den Lagerraum oder Keller, ohne dass der Kunde dabei ist.» Die Nähe und der Service werden geschätzt und die freundliche und ruhige Art von Müller trägt viel dazu bei. Sie geht sogar so weit, dass ein Kunde den Apéro bei der Hochzeit vor 35 Jahren finanzierte.
Markus Müller und seine zum Teil langjährigen Arbeitskollegen sind ein eingespieltes Team. Der Disponent schaut, dass ein zeitiger Feierabend die Regel ist und die Stunden aus den hektischen Monaten, September bis Mitte Dezember, kompensiert werden können.
Der dreifache Familienvater ist gerne in der Schweiz unterwegs. «Auslandfahren ist nichts für mich. Ich möchte am Abend zu Hause bei meiner Frau sein.» Dabei erinnert er sich an einen Abend vor gut 30 Jahren, als er mit dem Saurer so richtig im Schnee feststeckte. Der erste Gedanke: «Wir kommen heute nicht mehr nach Hause.» Doch mit etwas Hilfe ging es dann noch spätabends zurück nach Waltenschwil.
Noch drei Jahre sind es bis zur Pensionierung. «Ich denke, es passt bis dann», sagt er und lacht, «ich möchte nicht unbedingt noch wechseln.»