Beschämende Budgetdebatte
17.10.2025 Wohlen, Leserbriefe«Und täglich grüsst das Murmeltier» – in der Einwohnerratssitzung vom 13. Oktober war alles genau wie im Jahr davor, als ich im Oktober 2024 zum ersten Mal an einer Einwohnerratssitzung teilgenommen hatte: Etwa 20 Anträge wurden über mehr als vier Stunden ...
«Und täglich grüsst das Murmeltier» – in der Einwohnerratssitzung vom 13. Oktober war alles genau wie im Jahr davor, als ich im Oktober 2024 zum ersten Mal an einer Einwohnerratssitzung teilgenommen hatte: Etwa 20 Anträge wurden über mehr als vier Stunden vorgetragen, die meisten wurden abgelehnt, bei den meisten ging es um Einsparungen bei der Werterhaltung. Doch am Ende ist der Effekt auf unseren Gemeindehaushalt von 90 Millionen Franken unerheblich; viel Fleissarbeit für nichts.
Doch das ist gar nicht das Schlimme. Beschämend ist es, wenn z. B. über die Beleuchtung im gesamten Bünzmattschulhaus diskutiert werden muss. Die Lampen sind schlichtweg so alt, dass es keine Leuchtmittel mehr zu kaufen gibt! Ein anderes Beispiel: Die Heizung in der Musikschule ist defekt. Im letzten Winter ist sie mehrere Tage ausgefallen, was nicht nur für alle Personen in der Musikschule unzumutbar ist, sondern auch ein hohes Risiko für Schäden an den dort vorhandenen Instrumenten hervorrufen kann. Man muss auch hier kein Hellseher sein, dass die Folgekosten für Instrumente, Krankheitskosten, Abmeldungen den vermeintlich eingesparten Betrag mit Sicherheit übersteigen werden.
Weiteres Beispiel gefällig? Der Sabotageakt im Junkholzschulhaus wäre gar nicht möglich gewesen, wenn übliche regelmässige Renovierungsmassnahmen getroffen worden wären. Auch das ist eine derjenigen Ausgaben, die ständig verschoben werden, bis alles absolut marode ist. Oder wollen wir in Wohlen etwa eine Zweiklassengesellschaft? Denn ich habe bereits Stimmen gehört, die sagen: «Ist mir egal, unsere Enkelkinder kommen ja ins Schulhaus Halde.»
Wann werden die bürgerlich-rechten Parteien verstehen, dass kontinuierliche Werterhaltung und kontinuierliche Investitionen am Ende billiger sind? Nichtstun wie z. B. in der Schulraumplanung kostet. Ein Jahr ist vergangen, ohne dass wir einen Millimeter weitergekommen sind. Das bedeutet, wir müssen ein Jahr Provisorien bezahlen; Geld, das wir hätten sparen können. Ich habe ganz grossen Sparwillen bei den Schuldzinsen oder bei Kosten für Provisorien.
Eine Steuerfusserhöhung wird von einigen aus Prinzip verteufelt. Warum? Die einzelne Person wird die Erhöhung um 4 Prozent mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht bemerken, aber als Gemeinschaft könnten wir viel bewegen mit 1,4 Millionen mehr pro Jahr. Für mich ist ein erhöhter Steuerfuss kein Grund, Wohlen zu verlassen – kaputte Schulhäuser oder fehlender Schulraum schon. Wir brauchen Mut, um die Steuerfusserhöhung zu bewerben. Mit dem neuen Gemeinderat wird es wohl weiter steil bergab gehen. Und der vermeintliche Sparkurs, der momentan gefahren wird, ist lediglich teurer Selbstbetrug.
Pia Sieroka, Einwohnerrätin, Grüne Wohlen