Spielabbruch statt Matchball
11.11.2025 Wohlen, EinwohnerratDer Einwohnerrat durfte gestern nicht über die Sanierung der Tennisplätze in der Niedermatten diskutieren
Es war wohl das grösste Geschäft des Abends. Die beantragte Sanierung der Tennisplätze sorgte für eine gut besetzte Tribüne. Doch ...
Der Einwohnerrat durfte gestern nicht über die Sanierung der Tennisplätze in der Niedermatten diskutieren
Es war wohl das grösste Geschäft des Abends. Die beantragte Sanierung der Tennisplätze sorgte für eine gut besetzte Tribüne. Doch das Publikum bekam ein Trauerspiel zu sehen. Der Gemeinderat zog den Antrag im letzten Moment zurück.
Chregi Hansen
Die Tribüne war gut gefüllt an diesem Abend. Viele Mitglieder des Tennisclub Wohlen Niedermatten wollten wissen, wie es mit ihren Plätzen weitergeht. Das Thema beschäftigt den Verein schon länger, wurde mehrfach an der GV diskutiert. Die Plätze sind teilweise in einem sehr schlechten Zustand, eine Sanierung ist dringend nötig.
Nun also kündigte sich endlich das Ende des Wartens an. Doch die Tennisspieler kamen umsonst ins Casino. Gemeinderat Roland Vogt trat gleich als Erster ans Mikrofon und liess eine Bombe platzen. «Beantragt wurde in der Vorlage ein Kredit für alle neun Plätze und die Umstellung auf Allwetter-Plätze. Wie wir der Zeitung entnehmen können, entspricht das offenbar nicht ganz den Bedürfnissen des Clubs. Es scheint uns, dass der Verein nicht mehr hinter dem Projekt steht», erklärte Vogt den konsternierten Zuhörern. Der im Raum stehende Änderungsantrag mit einer Kürzung um 400 000 Franken und damit eine Reduktion auf die Sanierung von vorerst nur vier Plätzen sei für den Gemeinderat der falsche Weg. Er will das Geschäft nochmals überarbeiten und zog darum das Traktandum zurück.
Auf dem linken Fuss erwischt worden
Das kam gar nicht gut an im Einwohnerrat. Und noch weniger auf der Tribüne. Die Mitte stellte sofort einen Ordnungsantrag. Sprecher Ruedi Donat fand das Vorgehen unverantwortlich. «Wir sind alle auf dem linken Fuss erwischt worden», ärgerte er sich. Auch FGPK-Sprecher Daniel Heiniger wehrte sich gegen den Rückzug des Geschäfts. «Wir haben hier einen Bericht vorliegen, und den haben wir in den Parteien diskutiert. Wir haben darum ein Anrecht, das Geschäft heute zu behandeln», erklärte er.
Guter Rat schien teuer. Darum verordnete Präsident Marc Läuffer erst einmal eine Pause, in der sich eine hitzige Diskussion zwischen Gemeinderat, FGPK und Ratsbüro entspannte. Auch im Saal und auf der Tribüne kam es zu einem intensiven Austausch. Der Gemeinderat pochte aber darauf, dass es mannigfaltige Gründe gebe für den Rückzug. Marc Läuffer waren darum die Hände gebunden, er sah sich gezwungen, sich ans Reglement zu halten. Und dieses erlaubt dem Gemeinderat, ein Geschäft zu jedem Zeitpunkt zurückzuziehen. «Ich sehe keine Möglichkeit, dass wir das Thema heute diskutieren können. Daran ändert auch ein Ordnungsantrag nichts», bedauerte der Präsident. Was für viel Unruhe auf der Tribüne sorgte. Und wohl noch einiges zu reden geben wird, denn mit diesem Vorgehen hat der Gemeinderat ganz viele vor den Kopf gestossen.
Lob und Tadel für Klimaleitbild
Doch so konnte schon viel früher als erwartet das Klimaleitbild behandelt werden. Dieses wurde von der FGPK und den Parteien mehrheitlich als positiv bewertet. «Grundsätzlich schaffen wir mit dem Leitbild eine verbindliche Basis, um den Energieverbrauch zu senken und erneuerbare Energien zu fördern», freute sich Kommissionssprecher Patrick Schmid. Das Leitbild transferiere die Vorgaben des Bundes auf die kommunale Ebene und setzte in verschiedenen Bereichen klare Ziele. Die FGPK steht darum hinter dem Leitbild und ist nur gespalten in der Frage, ob die Gemeinde wieder das Label Energiestadt anstreben soll.
Auch von den meisten Parteien gab es Lob. «Wohlen nimmt die Herausforderungen durch den Klimawandel ernst», freut sich etwa GLP-Sprecher Marco Sax. Schade findet seine Partei aber, dass man bei den erneuerbaren Energien bis 2050 erst bei 60 Prozent sein will. «Da wäre mehr möglich», so Sax. Auch die Fraktion FDP und Dorfteil Anglikon ist zufrieden. Sprecher Lionel Zingg wies aber darauf hin, dass das Thema Wasser in Zukunft an Bedeutung gewinnen werde. Hier hätte man sich mehr gewünscht. «Wir wollen keine Verbote oder Beschränkungen. Aber auch mit Sensibilisierung und Anreizen kann man etwas erreichen», so Zingg. Weiter kritisierte er, dass bei der Solarenergie die Ziele nur bis 2030 formuliert sind.
Auch die SVP und die Mitte fanden vorwiegend positive Worte zum vorgelegten Dokument. Weniger euphorisch war die Stimmung bei Rot-Grün. «Trotz höchster Dringlichkeit ist das Leitbild mutlos. Es werden nur die Vorgaben des Bundes umgesetzt, es fehlt eine Vision für unsere Gemeinde», erklärte Simone Allenspach von der SP. Ihre Partei wünscht sich darum, dass Gemeinderat und Verwaltung in Zukunft alle Geschäfte auch unter dem Aspekt des Klimawandels betrachten. Auch die Grünen hätten sich mehr gewünscht. Das Leitbild sei wichtig, «aber vieles ist zu schwammig und zu brav formuliert», kritisierte Patrick Schmid.
Für den Gemeinderat ging es vor allem darum, sich an den Vorgaben des Bundes zu orientieren. «Es ist kein revolutionäres Werk mit unrealistischen Zielen. Wir zeigen auf, wohin sich die Gemeinde entwickeln soll», so Arsène Perroud. Mit dem Leitbild sei es nicht getan. Wenn es dann aber um die Umsetzung konkreter Massnahmen geht, wird es jeweils Kreditanträge geben.
12-mal Ja zu den Abrechnungen
Anschliessend genehmigte der Rat noch 12 (!) Kreditabrechnungen. Dass diese mehrheitlich positiv abschlossen, sorgte für Lob. Weniger gut kam bei den Parteien die Menge der Geschäfte an sowie die Tatsache, dass einige dieser Projekte schon seit langem abgeschlossen sind. Hier wünscht man sich mehr Tempo. Also genau das, was sich der Tennisclub auch für die Sanierung der Plätze wünscht.

